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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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stehe noch immer in deiner Schuld. Ur-Lord Covenant, darf ich dir ein Geschenk machen?« Er griff unter sein Gewand, holte einen glatten, unsymmetrischen Stein heraus, nicht größer als seine Handfläche, und hielt ihn in die Höhe. Das Aussehen des Steins bestürzte den Streitmark. Er erweckte den Eindruck, als sei er durchsichtig, aber er konnte nicht hindurchsehen, er schien den Blick in unermeßliche Tiefen freizugeben, wie ein Loch im sichtbaren Gewebe von Tohrms Hand, in der Materie von Luft und Erdboden.
    »Was ist das?« erkundigte sich Covenant verblüfft.
    »Das ist Orkrest , ein seltener Brocken vom Einstückfelsen, der das Herz der Erde ist. Die Erdkraft ist darin gegenwärtig, und er kann dir in mancherlei Hinsicht dienlich sein. Wirst du ihn nehmen?«
    Covenant stierte den Orkrest an, als beabsichtige Tohrm mit seinem Angebot irgendeine Grausamkeit. »Ich will ihn nicht.«
    »Ich reiche ihn dir nicht in Anbetracht irgendeines Wollens oder Nichtwollens«, entgegnete Tohrm. »Du besitzt das Weißgold und bedarfst von mir keiner Geschenke. Nein, ich biete ihn dir aus Hochachtung vor meinem alten Freund Birinair an, den du aus dem Feuer befreit hast, das ihn verzehrte. Ich biete ihn dir aus Dankbarkeit für eine tapfere Tat.«
    »Tapfer?« meinte Covenant schwerfällig. »Ich hab's nicht seinetwegen getan. Weißt du das nicht?«
    »Die Tat ist durch deine Hand geschehen. Niemand im Lande vermöchte so etwas zu vollbringen. Wirst du den Stein annehmen?«
    Langsam streckte Covenant einen Arm aus und nahm den Stein. Als er die linke Hand um ihn schloß, wechselte er die Farbe, glomm plötzlich in silbernem Glanz, der ihm aus Covenants Ehering zugeströmt zu sein schien. Covenant schob ihn hastig, als er das sah, in seine Hosentasche. Dann räusperte er sich. »Wenn ich je ... sollte ich je Gelegenheit haben ...«, sagte er, »geb ich ihn dir zurück.«
    Tohrm lächelte breit. »Höflichkeit ist wie ein Trunk aus einem Bergbach. Ur-Lord, ich ahne in meinem Herzen, daß du jenseits der Gewitterwolken deiner Brauen ein sonderbar höflicher Mensch bist.«
    »Jetzt verarschst du mich«, erwiderte Covenant mißmutig. Der Herdwart lachte wie über einen gelungenen Scherz. Mit spritzigmunterem Schritt entfernte er sich, um in die Herrenhöh zurückzukehren. Streitmark Troy runzelte düster die Stirn. Jeder in Schwelgenstein sah anscheinend irgendeine Besonderheit in Covenant, nur er konnte nichts dergleichen bemerken. Um sich weiteren so unerfreulichen Überlegungen zu entziehen, lenkte er Mehryl von Covenants Seite fort und trabte hinüber zu seiner angetretenen Armee. Nach einem kurzen Stück hangabwärts stieß Trutzmark Amorine zu ihm, und gemeinsam besprachen sie sich kurz mit den berittenen Scharwarten, die die Trommeln mitführten. Troy zählte den Takt ab, den er von ihnen geschlagen haben wollte, und vergewisserte sich, daß sie ihn völlig beherrschten. Dieser neue Takt war schneller als der Trommelschlag, den er ihnen ursprünglich beigebracht hatte, und er wollte nicht, daß die Armee ins Bummeln geriet. Insgeheim war er bereits verstimmt wegen der Verzögerung, die das Heer noch aufhielt. Die Sonne war längst aufgegangen; das Kriegsheer hatte die Dämmerung schon verpaßt. Er diskutierte mit dem Trutzmark das Gelände, das sich voraus erstreckte, da durchlief ein Gemurmel die Truppe. Sämtliche Krieger wandten sich der Herrenhöh zu. Endlich waren auch die Lords Trevor und Loerja zur Stelle. Sie standen droben auf dem Turm, der Schwelgensteins Tore bewachte. Zwischen sich hielten sie ein Bündel aus blauem Tuch. Mit dem Erscheinen der Lords auf dem Turm zeigte sich auch die Einwohnerschaft Schwelgensteins an der Südwand der Festung, belegte mit einem Schlag die Balkone, besetzte die Zinnen, füllte die Fenster, drängte sich am Rand des Plateaus. Ihre Stimmen murmelten erwartungsvoll. Streitmark Hile Troy ließ Amorine beim Heer zurück und ritt wieder auf den Hügel, um sich zu den dort versammelten Lords zu gesellen, während sich Trevor und Loerja damit befaßten, am hohen Fahnenmast auf dem Turm die blaue Fahne zu hissen. Sein Blut wallte auf einmal vor Tatendrang, und er hätte zu gern irgendeinen Kriegsruf ausgestoßen, dem Verächter irgendeine leidenschaftliche Herausforderung hingeschleudert. Als Trevor und Loerja bereit waren, winkten sie Hoch-Lord Elena zu.
    Auf das Zeichen hin ließ Elena Myrha ihre Fersen spüren und entfernte sich im Galopp von ihrer berittenen Begleitung. Sie hielt in

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