Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Wasser gelassen worden«, antwortete Quaan. »Fünf davon entbehren noch der Rhadhamaerl -Ruder, doch diese werden bis zum Sonnenaufgang angebracht sein.«
»Und der Rest?«
»Herdwart Borillar und die Floßbauer haben das Versprechen abgegeben, alle einhundertzwanzig Stück bis zur morgigen Frühdämmerung fertigzustellen.«
»Verdammt! Wieder ein Tag weniger. Aber du darfst nicht warten, bis das letzte Floß fertig ist. Lord Callindrill wird früher Hilfe brauchen.« Er nahm einige schnelle Kopfrechnungen vor. »Schickt die Flöße in Schüben von je zwanzig Stück flußabwärts, jedes mit zwei Fähnlein. Ich möchte, daß sie sich zur Wehr setzen können, falls unterwegs irgendwelche Schwierigkeiten auftreten. Du brichst zuerst auf. Und ... Lord Verement, willst du Quaan begleiten?«
Verement nickte zackig. »Gut. Also, Quaan. An Bord mit dir und deinen Leuten. Gib den Befehl über die übrigen Scharen, wem du willst – sag den Unterführern, sie sollten sofort aufbrechen, sobald wieder zwanzig Flöße fertig sind, und immer so weiter. Die Krieger, die mit den letzten Schüben aufbrechen, sollen erst einmal beim Floßbau helfen. Die ganze Sache kann noch ein bißchen beschleunigt werden.« Die Sonne begann nun aufzugehen und seinen mentalen Nebel zu lichten. Quaans vom Alter gezeichnetes Bollwerk von Gesicht rückte in den Brennpunkt seines geistigen Blicks, und für einen Moment schwieg Troy, halb entsetzt über das, was zu tun er seinem Freund zumutete. Dann schüttelte er heftig den Kopf und zwang sich zum Weitermachen. »Quaan, du hast bei dieser ganzen verfluchten Angelegenheit die mieseste Aufgabe erhalten. Du und die Bluthüter unter Callindrill. Ihr müßt gewährleisten, daß mein Schlachtplan gelingt.«
»Wenn's getan werden kann, werden wir's tun.« Quaan sprach ruhig, beinahe leichthin, aber seine Erfahrungen mit grausigen Verzweiflungsunternehmen verliehen seiner Versicherung Glaubhaftigkeit.
»Du mußt Fouls Armee in dem Tal dort festhalten«, setzte Troy seine Erläuterungen hastig fort. »Selbst wenn du ohne Ausfälle eintriffst, wirst du im Verhältnis von zehn zu eins unterlegen sein. Du mußt Fouls Kräfte binden und trotzdem von deiner Streitmacht genug am Leben erhalten, um ihn weiter südwärts zum Unheilswinkel locken zu können.«
»Verstehe.«
»Nein, keineswegs. Das Schlimmste habe ich dir ja noch nicht gesagt. Du mußt Foul acht Tage lang festnageln.«
»Acht?« fuhr Verement auf. »Du machst einen Scherz!«
Troy erlegte sich strenge Selbstbeherrschung auf. »Jeder kann's sich selber leicht ausrechnen«, entgegnete er. »Wir müssen die gesamte Strecke bis hinab zum Unheilswinkel im Gewaltmarsch zurücklegen. Wir brauchen soviel Zeit, um dort einzutreffen. Acht Tage lassen uns ja ohnehin kaum noch Spielraum, um Stellungen zu beziehen.«
»Du forderst viel«, sagte Quaan bedächtig.
»Du bist der Mann, dem so was gelingt«, antwortete Troy. »Und es ist nun mal eine Tatsache, daß die Krieger in so einer Lage lieber unter deinem als meinem Befehl stehen. Du hast zu deiner Unterstützung zwei Lords und sämtliche zweihundert Bluthüter, mit denen Callindrill bereits unterwegs ist. Niemand könnte für diese Aufgabe besser als du geeignet sein.« Quaan schwieg dazu. Trotz der Gestrafftheit seiner Schultern wirkte er, als sähe er Grund zum Zögern. Troy beugte sich vor und raunte durchs Rauschen der Schleierfälle nachdrücklich auf ihn ein. »Schwertmark, wenn du schaffst, was ich von dir erwarte, ich schwöre dir, dann gewinn ich diesen Krieg.«
»Du schwörst?« mischte sich Verement wieder ein. »Weiß der Verächter, daß du ihn mit deinen Schwüren bindest?«
Troy achtete nicht auf den Lord. »Ich mein's ernst. Wenn du mir diese Chance verschaffst, werde ich sie nicht verspielen.« Ein gemäßigtes, kriegerisches Lächeln bewegte Quaans Lippen. »Ich habe deine Worte vernommen«, sagte er. »Ich habe die harte Hand deiner Geschicklichkeit kennengelernt, als du statt meiner den Befehl übers Kriegsheer angetreten hast. Streitmark, wir werden dir die acht Tage erkämpfen, so's in der Macht menschlicher Tapferkeit und Willensstärke liegt.«
»Gut!« Quaans Zusage bereitete Troy ein Gefühl verschwommener Erleichterung, als befände er sich dadurch nicht länger allein auf seiner heiklen Gratwanderung. »Also, wenn du Foul im Mithil-Tal zum Kampf stellst, besteht dein Ziel darin, ihn nach Süden abzudrängen. Zwing ihn in die südlichen Hügel – je weiter, desto besser.
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