Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Position des Schwertmarks und seine Lage sowie über Lord Fouls Heer konnte Troy sich auf das Bevorstehende nicht vorbereiten. Und sein Heer erweckte den Eindruck, als sei es nicht länger zu irgendwelchen Vorbereitungen fähig. Die Zeit zum Handeln war für ihn gekommen. Obwohl an der planmäßigen Tagesstrecke noch eine Länge fehlte, ließ er für die Nacht Rast machen. Und während die Krieger umherschlurften und das Lager aufschlugen, nahm er Lord Mhoram beiseite. Im Dämmerlicht vermochte er die Gesichtszüge des Lords kaum noch zu erkennen, aber er konzentrierte sich mit aller Entschlossenheit darauf, weil er Mhoram sein Anliegen mit größtmöglicher Überzeugungskraft vortragen wollte. »Mhoram«, sagte er leise, »es muß doch irgend etwas geben, was du für sie tun kannst. Irgendwas ... das ihnen hilft, sich zusammenzureißen. Irgendwas mit deinem Stab, mit einem Gesang oder ins Essen getan, irgend etwas. Es muß doch was geben!«
Aufmerksam musterte Lord Mhoram die Miene des Streitmarks. »Mag sein«, antwortete er einen Moment später. »Es gibt ein Mittel, das wider die Berührung des Schwarzen Flusses in gewissem Maß abhelfen kann. Doch ich scheue mich, es anzuwenden, denn hat man's einmal benutzt, kann man's nicht wieder verwenden. Noch trennen uns fünf lange Tage vom Unheilswinkel – und die Krieger werden dringlich Kräfte für den Kampf benötigen. Sollen wir, was noch an Unterstützung möglich ist, nicht bis zur rechten Zeit zurückhalten?«
»Nein.« Troy versuchte, Mhoram die Tiefe seiner Überzeugung hörbar zu übermitteln. »Der richtige Zeitpunkt ist jetzt. Die Leute benötigen jetzt ausreichende Kräfte, für den Fall, daß sie Kämpfe durchstehen müssen, ehe sie den Unheilswinkel erreichen. Oder für den Fall, daß sie die Beine in die Hand nehmen müssen, um noch rechtzeitig dort einzutreffen. Wir haben keine Ahnung, was inzwischen mit Quaan los ist. Und nach dem heutigen Abend wird's keine zweite Gelegenheit geben, bis die Kämpfe ausgebrochen sind.«
»Wie das?« erkundigte sich der Lord nachdenklich.
»Weil ich morgen früh fortreite. Ich will auf den Kevinsblick. Ich muß mir einen Ausblick auf Fouls Armee verschaffen. Ich muß genau wissen, wieviel Zeit Quaan für uns herausschindet. Und du kommst mit mir. Du bist hier derjenige, der weiß, wie man das Hehre Holz zur Verständigung benutzt.«
Mhoram wirkte überrascht. »Das Heer verlassen?« meinte er hastig und gedämpft. »Jetzt? Ist das klug?«
Troy war seiner Sache sicher. »Es muß einfach sein. Ich bin – zu lange im unklaren geblieben. Jetzt muß ich Klarheit haben. Wir können uns von hier an keinerlei Überraschungen von Fouls Seite leisten. Und ich« – er schnitt dem Nebel eine Grimasse – »bin der einzige, der weit genug ins Land spähen kann, um zu erkennen, was Foul treibt.« Er schwieg einen Moment lang. »Deshalb heißt's wohl Kevinsblick«, ergänzte er dann. »Selbst er mußte wissen, worauf er sich einläßt.«
Unvermittelt strich der Lord sich mit einer Hand übers von den Anstrengungen gezeichnete Gesicht und nickte. »Nun wohl. Es soll geschehen. Dies ist die Stütze, die zuteil werden kann. Jeder Glutsteinmeister trägt bei sich eine geringe Menge Heilerde. Und die Allholzmeister haben ein seltenes Holzmehl dabei, das sie Rillinlure nennen. Ich hoffte darauf, diese Hilfsmittel für die Heilung von in der Schlacht geschlagenen Wunden aufheben zu können. Doch nun werden wir sie heute abend der Verpflegung beimengen. Mögen sie eine hilfreiche Wirkung ausüben.«
Ohne weitere Fragen wandte er sich ab, um den Glutstein- und Allholzmeistern seine Anweisungen zu erteilen. Kurz darauf waren diese Männer durchs ganze Lager unterwegs und taten entweder Heilerde oder Rillinlure in jeden Kessel. Nur eine Prise kam jeweils in einen Kessel; jeder Krieger verzehrte davon nur ein winziges Quentchen. Aber die Allholzmeister und Glutsteinmeister verstanden sich darauf, dem Holzmehl und der Heilerde ein Maximum an Wirksamkeit zu verleihen. Innerhalb kurzer Zeit nach dem Abendessen begannen die Krieger einzuschlafen; manche fielen einfach auf den Erdboden und verloren die Besinnung. Erstmals während der ausgedehnten Härte des Gewaltmarsches lächelten einige von ihnen in ihren Träumen. Als sich Mhoram nach dem Essen wieder zu Streitmark Troy gesellte, lächelte er beinahe selbst.
Dann begann Troy Trutzmark Amorine die Instruktion für die Schlacht am Unheilswinkel zu geben. Nach der Besprechung der
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