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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Verpflegungslage und der Schlußetappe des Marsches unterhielten sie sich über den Unheilswinkel. Trotz der Aufmunterung durch Troy betrachtete Amorine die Lokalität als bedrohlich. In allen Kriegen des Landes war sie der Ort gewesen, an den Armeen flohen, wenn all ihre Hoffnungen zerstoben waren; düstere alte Sagen erzählten von den Raben, die beiderseits an den Höhen des engen Hohlwegs nisteten, hoch über den steilen Geröllhalden und den Findlingen, die ihn säumten, und nach dem Fleisch der Gefallenen krächzten. An diesem Teil seines Plans hatte er nie den leisesten Zweifel gehegt. Der Unheilswinkel war eine ideale Örtlichkeit für eine kleine Armee, um einen zahlenmäßig überlegenen Gegner zu bekämpfen. Der Feind konnte in den Cañon gelockt und abteilungsweise zerschlagen werden. »Das ist das Schöne daran«, sagte Troy zuversichtlich. »Bei dieser Gelegenheit schlagen wir Foul in seinem eigenen Stil – wir nehmen ein Unheil und verwandeln es in einen Segen. Sobald Quaan am Unheilswinkel eintrifft, haben wir die Oberhand. Vielleicht merkt Foul nicht mal, daß wir schon dort sind, bevor's zu spät ist. Aber selbst wenn er's weiß, muß er den Kampf fortsetzen. Er kann es sich nicht erlauben, uns einfach den Rücken zuzuwenden. Du brauchst nur dafür zu sorgen, daß das Marschtempo noch fünf Tage lang durchgehalten wird.« Amorines mürrisches Stirnrunzeln erinnerte ihn daran, daß sich genau das als undurchführbar erweisen mochte. Am nächsten Morgen hatte er jedoch den Eindruck, daß seine Zuversicht ihre Berechtigung besaß. Dank der Stärkung durch Rillinlure und Heilerde stellten seine Krieger sich der Herausforderung des neuen Tages mit erneuerter Entschlossenheit in ihren Augen und so etwas wie neuem Schwung in den Gliedmaßen. Als Troy auf eine Anhöhe stieg, um zu ihnen zu sprechen, scharten sie sich um ihn und brachen in einen Jubel aus, der ihm vor Stolz die Brust einschnürte. Am liebsten hätte er sie allesamt umarmt.
    Er stellte sich mit seinem Rücken zum Sonnenaufgang vors Kriegsheer, und sobald er durch seinen visuellen Nebel ihre Gesichter unterscheiden konnte, fing er an. »Meine Freunde«, brüllte er, »hört mir zu! Ich gehe hinauf zum Kevinsblick, um zu erspähen, was Foul macht, also ist dies wahrscheinlich meine letzte Gelegenheit zu einem Wort an euch, bevor es zur Schlacht kommt. Deshalb möchte ich nun kein Blatt vor den Mund nehmen. In den vergangenen zweiundzwanzig Tagen hatten wir's ziemlich leicht. Aber jetzt ist der gemütliche Teil des Feldzugs vorbei. Wir müssen uns dranmachen und unsere Löhnung verdienen.« Er riskierte diesen trostlosen Scherz sehr sorgenvoll. Falls die Krieger ihn verstanden, mochte es sein, daß sie sich etwas entkrampften, ein bißchen von ihrer Zermarterung und Furcht abstreiften, sich enger zusammenschlossen. Sollten sie jedoch seine Äußerung als Herabsetzung empfinden, sich durch seinen grimmigen Humor nur gekränkt fühlen – dann hatte er sie verloren. Er verspürte gewaltige Erleichterung und war heilfroh, als er viele Krieger lächeln sah. Ein paar lachten sogar laut. Ihre Reaktion ließ ihn sich plötzlich mit ihnen in wundervoller Harmonie fühlen – im Einklang mit seiner Armee, dem Werkzeug seines Willens. Sofort war er sich seines Kommandos wieder völlig sicher. »Wie ihr wißt«, sprach er forsch weiter, »trennen uns bloß noch fünf Tage vom Unheilswinkel. Wir haben noch fast genau achtundvierzig Längen weit zu marschieren. Nach dem, was ihr bereits geleistet habt, müßtet ihr das eigentlich im Schlaf schaffen. Aber es gibt da einige Dinge, die möchte ich euch noch sagen. Zuerst einmal sollt ihr wissen, daß ihr bereits mehr vollbracht habt als jedes andere Heer in der gesamten Geschichte des Landes. Kein anderes Kriegsheer ist jemals eine so weite Strecke so schnell marschiert. Daher ist jeder einzelne von euch schon heute ein Held. Ich übertreibe nicht – Tatsache bleibt Tatsache. Ihr seid die besten Krieger, die's jemals gegeben hat. Aber Helden oder nicht, unser Werk ist nicht getan, ehe wir gesiegt haben. Deshalb ziehen wir zum Unheilswinkel. Er ist haargenau der richtige Ort für eine Falle. Sind wir erst einmal dort, können wir's mit einem Heer aufnehmen, das fünfmal so stark wie unseres ist. Und indem wir uns dort festsetzen – dadurch Fouls Heer lediglich in den Süden locken –, haben wir bereits viele Dutzend Steinhausen und Holzheime in den Mittlandebenen vor der Zerstörung bewahrt. Für die meisten

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