Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
der Armee zu gefährden, hegte er die Absicht, das Mitmarschieren fortzusetzen. Sowohl Mhoram wie auch Amorine rieten ihm dringend davon ab – sie sorgten sich aufgrund seiner Erschöpfung, seiner wunden Füße und unsicheren Gangart –, aber er tat ihre Argumente ab. Insgeheim schämte er sich zu reiten, wenn seine Krieger sich zu Fuß abschunden. Aber am nächsten Morgen bekam er Anlaß zu viel größerer Scham. Als das Licht der Morgendämmerung ihn weckte, und er sich aus seinen Decken befreite, stand bereits Amorine vor ihm. Mit grimmiger Stimme meldete sie, daß das Heer in der Nacht überfallen worden war. Kurz nach Mitternacht hatten die als Späher eingesetzten Bluthüter berichtet, daß ein Rudel Kresch die eingepferchten Pferde beschlich. Sofort war im ganzen Lager Alarm gegeben worden, aber nur die berittenen Schar- und Streitwarte waren zum sofortigen Eingreifen imstande gewesen. Gemeinsam mit den Bluthütern eilten sie zu den Pferchen, um die Pferde zu verteidigen. Sie sahen sich einem sehr starken Rudel der großen, gelben Wölfe gegenüber – mindestens zwölf Dutzend Kresch . Die Bluthüter auf ihren Ranyhyn fingen die erste Wucht des Angriffs auf, aber sie waren im Verhältnis zehn zu eins unterlegen. Und die Unterführer hinter ihnen mußten zu Fuß kämpfen. Der Kresch -Geruch versetzte die Pferde in solche Panik, daß sie sich weder reiten noch aus der Gefahrenzone treiben ließen. Ein Ranyhyn, fünf Pferde und nahezu ein Dutzend Schar- und Streitwarte kamen ums Leben, bevor Amorine und Lord Mhoram eine ausreichend wirksame Abwehr mobilisieren konnten, um die Wölfe zurückzuscheuchen. Und ehe man die Kresch zurückschlug, durchbrach ein Dutzend oder mehr von ihnen die Verteidigung der Offiziere und stürzte in einen Teil des Lagers, wo noch zahlreiche Krieger in tiefem Erschöpfungsschlaf lagen. Nachdem eine Anzahl Bluthüter und Mhoram die eingedrungenen Wölfe niedergemacht hatten, fanden sie zehn dieser Männer und Frauen in ihren Decken tot oder verstümmelt vor. Als er das hörte, war Troy mit einem Schlag hellwach. »Warum habt ihr mich nicht geweckt?« wollte er wissen und ballte aus Wut und Erbitterung die Hände zu Fäusten.
»Ich habe zu dir gesprochen«, antwortete der Trutzmark und mied dabei Troys Blick, »dich geschüttelt, in deine Ohren geschrien. Doch ich vermochte dich nicht zu wecken. Die Gefahr drängte zum Handeln, also ging ich und trat ihr entgegen.«
Daraufhin nahm Troy von weiterem Marschieren Abstand. Er wollte nicht noch einmal von seiner Schwäche so hereingelegt werden. Auf Mehryl folgte er mit Ruel der Fährte der Kresch ; und sobald er sich davon überzeugt hatte, daß das Rudel kein Teil einer gemischten Heersabteilung gewesen war, kehrte er zurück an seinen Platz an der Spitze des Kriegsheers. Von Zeit zu Zeit umkreiste er sein Heer im Handgalopp, als sei er bereit, es notfalls mit seiner Hand zu verteidigen.
In der folgenden Nacht griffen die Kresch nochmals an, und in der nächsten Nacht noch einmal. Doch beide Male war Streitmark Troy auf ihren Empfang eingestellt. Im Dunkeln war er blind, zum Kampf unfähig, aber vorm Einbruch der Abenddämmerung begutachtete er jeweils sorgfältig das umliegende Gelände. Dadurch konnte er Maßnahmen zum Schutz der Pferde treffen und die Abwehr planen. Mit Bluthütern, Bogenschützen und Feuer stellte er Fallen. Viele Kresch blieben auf der Strecke, wogegen das Kriegsheer keine weiteren Verluste erlitt. Nach dem dritten Angriff ließen die Wölfe es in Ruhe. Aber da hatte Troy bereits andere Sorgen.
Am sechzehnten Tag des Marsches zog am Vormittag eine Wand schwarzer Wolken aus dem Osten auf die Krieger zu. Noch vor der Mittagszeit spürte man Windstöße, die ihnen das Haar zerzausten, durchs hohe Gras der Ebenen fuhren. Der Wind blies stärker, während sich die Ausläufer des Unwetters heranschoben. Bald begann es vom verdüsterten Himmel herab zu regnen. Die tiefe Schwärze der Wolken verhieß ein mörderisches Gewitter mit wolkenbruchartigen Regenfällen. Troy war unter dieser Wolkendecke vollkommen blind. Sämtliche Allholz- und Glutsteinmeister entzündeten ihre Feuer, um mit deren Lichtschein das Heer auch in schwerem Regen zusammenzuhalten. Aber das Zentrum des Ungewitters drang nicht so weit in den Westen vor; anscheinend konzentrierte es seine Gewalt auf irgendeinen Punkt entfernt im Osten, und sobald es dort festhing, blieb es dort. Die Krieger brauchten lediglich durch die Randzonen des heftigen
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