Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
unter euch heißt das, wir haben ihr Zuhause gerettet.« Er schwieg für einen Moment und hoffte, etwas von seiner Zuversicht werde den Herzen seiner Krieger zuströmen. »Aber wir müssen rechtzeitig am Unheilswinkel eintreffen«, fügte er dann hinzu. »Schwertmark Quaan erwartet, uns dort vorzufinden. Er und seine Scharen kämpfen in diesen Augenblicken wie Besessene, um uns diese weiteren fünf Tage zu sichern. Falls wir den Unheilswinkel nicht vor ihnen erreichen, müssen wir alle sterben. Der Wettlauf wird knapp. Doch ich darf euch sagen, es ist eine Tatsache, daß der Schwertmark uns bereits drei von diesen fünf Tagen erkämpft hat. Ihr alle habt vor sechs Tagen das Unwetter mitbekommen. Ihr wißt, was das war – ein Angriff auf die Scharen des Schwertmarks. Das bedeutet, vor sechs Tagen hat er Fouls Heer noch im Mithil-Tal gebunden. Und ihr kennt Schwertmark Quaan. Euch ist klar, daß er unseren Sieg nicht an lächerlichen zwei Tagen scheitern lassen wird. Ja, die Zeit ist knapp. Wir werden uns nicht viel Ruhe gönnen dürfen. Aber sind wir einmal am Unheilswinkel, brauchen wir uns um das Ergebnis nicht zu sorgen.« Nach diesen Ausführungen stimmten die Scharwarte Jubelrufe auf Troys entschiedenen Mut an; er stand während dieser Ovation stumm und mit gesenktem Kopf da, nahm sie nur hin, weil die Tapferkeit, die aus ihren Rufen sprach, die Beherztheit seines Heers, ihn insgeheim überwältigten. »Meine Freunde«, sagte er schwerfällig in die Stille, als der Beifall abgeebbt war und das Kriegsheer wieder ruhig, »ich bin auf euch alle stolz.« Dann drehte er sich um und rannte nahezu die Anhöhe hinab.
Lord Mhoram folgte ihm, als er auf Mehryls Rücken sprang. Begleitet von Ruel, Terrel sowie acht anderen Bluthütern, entfernten sich die beiden Männer im Galopp vom Kriegsheer. Troy ritt sehr schnell, bis sein Heer hinter den Hügeln in seinem Rücken außer Sicht war; dann mäßigte er Mehryls Tempo auf eine Gangart, in der sich Steinhausen Mithil und der Fuß des Kevinsblicks innerhalb von drei Tagen erreichen ließen. Mit Mhoram an seiner Seite ritt er im Handgalopp durch die gewellten Ebenen ostwärts. »Streitmark Troy«, bemerkte der Lord nach einer Weile in beschaulichem Ton, »du hast die Herzen der Krieger gerührt.«
»Du siehst das genau verkehrt«, antwortete Troy mit vor Gefühl rauher Stimme. »Sie haben mich gerührt.«
»Nein, mein Freund. Sie haben eine sehr starke Treue zu dir entwickelt.«
»Sie sind treue Menschen. Sie ... na schön, ja, ich verstehe, was du meinst. Sie sind mir treu. Falls ich sie je im Stich lasse – das heißt, bloß irgendeinen ganz normalen menschlichen Fehler begehe –, werden sie sich hintergangen fühlen. Ich weiß. Ich habe zuviel von ihrem Wagemut und ihrer Hoffnung in meiner Person konzentriert, in meinen Plänen. Aber wenn ich sie dadurch rechtzeitig zum Unheilswinkel bringe, ist es das Risiko wert.«
Lord Mhoram stimmte ihm mit einem Nicken zu. »Aber du hast deinen Beitrag schon geleistet«, meinte er nach kurzer Gesprächspause. »Mein Freund, ich muß dir folgendes sagen: als ich erstmals deine Absicht vernahm, mit solcher Geschwindigkeit zum Unheilswinkel zu ziehen, erachtete ich diese Aufgabe als unmöglich.«
»Warum hast du dann zugesehen, wie ich sie anfange?« erkundigte sich Troy heftig. »Wieso hast du bist jetzt damit gewartet, dich zu äußern?«
»Ach, Streitmark«, antwortete der Lord, »alles, was unversucht bleibt, ist unmöglich.«
Auf diese Entgegnung wandte sich Troy ruckartig Mhoram zu. Aber als er den aufmerksamen Blick des Lords erwiderte, erkannte er, daß Mhoram eine solche Angelegenheit niemals grundlos zur Sprache gebracht hätte. Er zwang sich zur Ruhe. »Du glaubst ja wohl nicht im Ernst«, sagte er, »daß ich mit so einer Antwort zufrieden bin.«
»Nein«, erwiderte der Lord unumwunden. »Ich spreche davon, um meiner Wertschätzung dessen, was du vollbracht hast, Ausdruck zu verleihen. Ich vertraue dir. Ich werde dir in diesem Krieg in jede Gefahr folgen.«
Urplötzlich füllte eine Aufwallung von Dankbarkeit Troys Kehle aus wie ein Klumpen, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, um nicht dümmlich zu grinsen. »Ich werde euch nicht im Stich lassen«, sagte er leise, um auf das von Mhoram ausgesprochene Vertrauen einzugehen. Aber später, als seine Gefühlsregungen sich geglättet hatten, erinnerte er sich bestürzt daran, wie viele diesbezügliche Versprechen schon von ihm abgegeben worden waren. Seine Rede
Weitere Kostenlose Bücher