Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Wall keinesfalls standzuhalten. Der Keil näherte sich langsam, aber kaum zwanzig Meter trennten ihn noch vom Hindernis. Massenweise kamen nun Kresch um die Endpunkte der Wand gehechelt, stürzten in langen Sätzen auf die Bluthüter und die Lords zu. Die Bluthüter wandten sich nach den Seiten, um sich den Wölfen entgegenzuwerfen, aber hundert Bluthüter konnten fünftausend Kresch nicht lange beschäftigen.
    »Flieht!« schrie Mhoram. »Geht! Rettet euch! Wir brauchen nicht alle hier zu sterben!«
    Er achtete nicht darauf, ob jemand ihm gehorchte; das tat ohnehin niemand. Statt dessen beugte er sich von neuem über den gefällten Lord. Seine Unterlippe zwischen den Zähnen, massierte er Callindrills Brustkorb, in der Hoffnung, den Herzschlag neu anzuregen. Aber das Herz regte sich nicht. Mhoram atmete plötzlich heftig ein, hob eine Faust und hieb sie mit seiner ganzen Kraft auf Callindrills Brust. Der Schlag versetzte Callindrills Herz einen Ruck. Es zuckte, flatterte, begann dann wieder schlaff zu schlagen. Mhoram brüllte nach Morril. Unverzüglich sprang der Bluthüter von seinem Ranyhyn, lud sich Lord Callindrill auf die Arme und saß wieder auf. Sobald er das sah, ließ Lord Verement vom Wehrfeuer ab und entfernte sich erneut in die Richtung des Unheilswinkels. Mhoram und Troy stiegen zurück auf ihre Reittiere und bemühten sich ebenfalls, schnellstens möglichst viel Abstand von der Wand zu gewinnen. Die Bluthüter schlossen sich an, ritten in halbkreisartiger Formation, um die Lords abzuschirmen. Eine Sekunde später traf der ungeheure Urbösen-Keil den Wall und stieß ihn ein. Dunkle, flüssige Gewalten zerrissen das blaue Feuer, zerbrachen die Wand in Fragmente, die zerflatterten. Augenblicklich setzten auch sämtliche restlichen Kresch zur Verfolgung der in rasender Flucht begriffenen Reiter an. Und die Wölfe, die das Hindernis an den Seiten umrundet hatten, änderten ihre Richtung, um die Reiter abzufangen. Aber die Ranyhyn ließen sie nicht zum Zuge kommen. Die großen Rösser aus den Ebenen von Ra überholten Verement und donnerten davon zum Unheilswinkel. Dort winkte Schwertmark Quaan gerade im spätnachmittäglichen Schatten der Felsklippen seine letzten Krieger in die Schlucht. Über das Entwischen von soviel Beute bis zum Wahnsinn aufgebracht, heulten die Kresch vor Wut auf und setzten alles daran, wenigstens noch Lord Verement zu packen. Dessen Hengst galoppierte wacker und angestrengt. Aber er war längst erschöpft; langsam holten die Kresch auf. Troy sah, noch ehe der Hengst die halbe Strecke zum Unheilswinkel gelaufen war, daß er das Wettrennen verlieren mußte. Er rief, man solle eingreifen, aber die Bluthüter reagierten nicht; nur Thomin, der für Verement persönlich verantwortliche Bluthüter, blieb zurück. Wütend wollte Troy selbst kehrtmachen, aber Mhoram hielt ihn davon ab. »Nicht nötig«, rief der Lord ihm zu. Thomin wartete bis zum allerletzten Augenblick – bis die Kresch praktisch schon an den Fersen des Pferdes geiferten. Dann zog er Lord Verement herüber auf seinen Ranyhyn und beförderte ihn so schneller zum Unheilswinkel. Gleich darauf brach der Hengst mit schrillen Schreien unter einer wahren Lawine von Kresch zusammen. Einen Moment lang verfärbte sich das Dunkel des Schattens unterhalb der Klippen in Troys Sicht grausig rot. Aber dann trug Mehryls strammer Galopp ihn aus der Hörweite des Kreischens, direkt auf den Einschnitt zu, der die Felswände spaltete. Er drang nahezu blitzartig in die noch tiefere Düsternis des Hohlwegs ein. Außer dem schmalen Spalt von Helligkeit voraus konnte er nichts erkennen. Der schlagartige Wechsel vermittelte ihm einen Eindruck des Erlahmens. Der dumpfe Hufschlag hallte rumpelnd von Steilwänden wider, und hinter den Echos ertönte der grell gekrächzte Hohn der Raben. Ihm war, als schlössen sich Wasser der Finsternis über seinem Kopf. Als er am Ende des Hohlwegs ins trübe Licht des späten Nachmittags preschte, schwindelte ihm fast vor Erleichterung.
    Als er vorbeiritt, stieß Trutzmark Amorine einen gellenden Ruf aus, und mehrere tausend Krieger sprangen beiderseits des Hohlwegs aus ihrer Deckung. Trotz der anhaltenden Übermüdung, die sich ihnen ansehen ließ, handelten sie mit Präzision, bildeten ums Ende der Schlucht einen Halbkreis und schlossen damit die Falle. Schon wenige Augenblicke später kamen mit Geheul die ersten Kresch aus dem Hohlweg gefegt und sprangen auf sie los. Unter der Wucht des Angriffs geriet der

Weitere Kostenlose Bücher