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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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blankgezupften Gebeine der Wölfe und Urbösen sowie den einzelnen Lord, der sich an den Wänden der Schlucht auf- und abwärts plagte, während seine Flamme tanzte wie ein Irrlicht. Wenig später beendeten Mhoram und Callindrill ihre Verrichtung. Sie stellten ihre Stäbe wie Masten an den Rand des Flimmerfelds und lehnten sich an Felsklötze, um zu verschnaufen. Lord Mhoram begrüßte Troy matt.
    Nach einem Moment des Zögerns nickte Troy hinab zu Verement. »Was macht er?«
    Mhoram schloß die Augen. »Wir haben ein Warnwort errichtet«, sagte er, als beantworte er Troys Frage.
    »Was bewirkt es?« erkundigte sich Troy, während er überlegte, wie er seine eigentliche Frage anders formulieren könne.
    »Es verschließt den Unheilswinkel.«
    »Und wie? Ich kann's sehen. Markschänder dürfte davon nicht überrascht werden.«
    »Deine Sicht ist fürwahr in vielerlei Beziehung scharf. Ich kann das Warnwort nicht sehen.«
    »Ist noch jemand auf der anderen Seite?« fragte Troy verlegen. »Außer Verement?«
    »Nein. Alle Krieger sind aufgebrochen und weitergezogen. Die Späher sind zurückgerufen worden. Niemand kann nun diesen Weg beschreiten, ohne dem Warnwort zu begegnen.«
    »Also opfert er sich ... er sitzt drüben fest.«
    »Ja.« Mhoram stieß das Wörtchen gereizt aus.
    Troy kam auf seine ursprüngliche Frage zurück. »Was verspricht er sich denn bloß davon? Das ist Selbstmord.«
    Mhoram schlug die Augen auf, und Troy spürte die Machtfülle im Blick des Lords. »Er verspricht sich davon für uns einen Zeitgewinn«, sagte Mhoram. »Du hast von der Notwendigkeit eines Zeitgewinns gesprochen.« Dann seufzte er und lenkte seinen Blick hinab in den Cañon. »Und für sich selbst verspricht sich Lord Verement, Shetras Gemahl, davon das Ende seines Kummers.«
    Troy beobachtete Verement wie in einem Betäubungszustand. Der falkenhafte Lord wirkte nicht wie ein Mann, dem am Trost des Todes lag. Er stürmte durch den Wirrwarr an den Hängen der Schlucht hinauf und hinunter, bahnte sich mit Tritten einen Weg durch Schieferplatten, entfleischtes Gebein und durchs wachsame Schweigen der Raben, als sei er besessen. Und er verschleuderte seine Kräfte. Seine Schritte fielen bereits unsicher, und er war schon mehrmals gefallen. Doch war erst ein Drittel des Unheilswinkels mit dem unsichtbaren Netzwerk seines Lord-Feuers bedeckt. Aber irgendein Antrieb, irgendein rücksichtsloser Drang seiner Willenskraft ließ ihn durchhalten. Während des gesamten Morgens setzte er sein seltsames Hasten durch die Länge des Cañons fort, verschnaufte nur selten für kurze Augenblicke, um sich von Thomin Wasser und Schatzbeeren reichen zu lassen. Ungefähr um die Mitte des Vormittags war er zur Hälfte fertig. Danach vermochte er jedoch nicht länger in dieser Geschwindigkeit weiterzumachen. Er mußte sich auf Thomin stützen, während er weitere Abhänge bearbeitete, und stolperte zwischen den Steinen; die Flamme seines Stabes flackerte und stieß Rauch aus. Ein paar Raben ließen sich aus ihren hochgelegenen Nestern fallen und umkreisten ihn, wie um nachzusehen, wie lange er noch aushalten werde. Aber er schuftete weiter, die Glut in seinem Innern, die ihn vorwärts trieb, erlosch nicht. Am Ende sah er sich allerdings dazu gezwungen, die letzten Meter des Unheilswinkels auszulassen. Thomin machte ihn auf die Staubwolke aufmerksam, in der sich Markschänder näherte. Kurz darauf kam die vorderste Welle gelber Wölfe in Sicht. Lord Verement stellte seine Tätigkeit ein und straffte die Schultern; Thomin erteilte er einen letzten Befehl. Dann verließ er den Unheilswinkel, um der Armee des Verächters entgegenzutreten.
    Die breite Front von Wölfen jagte auf ihn zu, plötzlich beutegierig. Aber im letzten Moment zögerten sie, hielten sich winselnd zurück. Die entschiedene Herausforderung seines Auftretens stürzte sie in Verwirrung. Obwohl sie nach ihm schnappten und wütend knurrten, wagten sie nicht ernsthaft anzugreifen. Sie umzingelten die beiden Männer und liefen mit Geheul im Kreis, während der Rest ihres Heers näher rückte. Markschänders Scharen kamen aus dem Nordosten, bis ihre dunklen Reihen den gesamten Horizont ausfüllten, und das Stampfen der zahllosen Füße brachte den Erdboden zum Beben. Die Horden des Verächters schienen die Ebenen völlig zu bedecken, und ihre ungeheuerliche Zahl ließ Lord Verement so winzig wirken, als stünde er an einem Ozean. Als der Riese nach vorn kam, sich mit Tritten eine Gasse durchs

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