Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Gewimmel der Wölfe pflügte, um sich den Lord und seinen Bluthüter vorzunehmen, gab allein seine Größe den zwei Männern einen Anschein von Zwergenhaftigkeit und Bedeutungslosigkeit.
Doch als nur noch zehn Meter den Riesen von ihrem Standort trennten, vollführte Verement eine Gebärde der Abwehr. »Tritt nicht näher, Wütrich Moksha! « rief er mit rauher Stimme. »Ich erkenne dich, Jehannum-Markschänder. Kehr um! Zurück zum Übel, das dich erzeugt hat. Ich verweigere dir den Durchlaß – ich, Verement, Shetras Gemahl, Lord des Großrats in Schwelgenstein. Hier darfst du nicht durch.«
Markschänder blieb stehen. »Ach, ein Lord«, sagte er und spähte auf Verement herab, als sei der Lord zu klein, um leicht gesehen werden zu können. »Ich bin erstaunt.« Sein Gesicht war verzerrt, und sein Glotzen verlieh ihm einen Ausdruck heftiger Pein, als vermöge das Fleisch seine Gequältheit durch das räuberische Geschöpf in seinem Innern nicht vollends zu verbergen. Aber seine Stimme schien an der Luft zu saugen und sie zu verkleben wie Treibsand. Nichts als Hohn und mörderische Lust sprachen daraus. »Stehst du hier, um mich zum Abschlachten eures Heers willkommen zu heißen?« fügte er hinzu. »Doch freilich, du weißt, es ist viel zu erbärmlich, als daß man's ein Heer nennen könnte. Seit Andelain bekämpfe und verfolge ich euch, aber maßt euch nicht an, ihr könntet mich überlisten. Ich weiß, daß ihr im Unheilswinkel anzutreten wünscht, weil ihr zu schwach seid, um woanders offen zu kämpfen. Vielleicht bist du also gekommen, um dich zu ergeben – dich auf meine Seite zu stellen.«
»Du redest daher wie ein Narr«, schnauzte Verement. »Kein Freund des Landes wird sich dir jemals ergeben oder gar unterwerfen. Gesteh die Wahrheit ein und geh! Geh, sage ich! Melenkurion abatha! « Plötzlich faßte er seinen Stab mit beiden Händen und hob ihn über den Kopf. »Duroc minas mill khabaal! Mit allen Namen der Erdkraft gebiete ich dir! An diesem Ort gibt's keinen Sieg für den Verächter.«
Der Wütrich zuckte zurück, als Verement diese Worte rief. Um sich zu verteidigen, schob er eine Hand unter sein ledernes Wams und brachte einen glatten grünen Stein zum Vorschein, der seine Faust ausfüllte. In der Tiefe des Steins tanzte und flackerte eine smaragdgrüne Flamme, und er dampfte wie brodelndes Eis. Der Riese preßte seine Faust zusammen und verstärkte das Dampfen. »Verement, Shetras Gemahl«, rief er, »hundert Längen weit habe ich zwei Lords vor mir wie Ameisen hergetrieben. Warum wähnst du, mir nun widerstehen zu können?«
»Weil du meine Gemahlin Shetra getötet hast«, rief der Lord voller Zorn. »Weil ich ihrer mein Leben lang nicht wert war, und weil ich dich nicht fürchte, Wütrich! Ich bin frei von allen Schranken. Weder Furcht noch Liebe hemmen meine Kräfte. In meinem Haß bin ich dir gleich, Wütrich Moksha! Melenkurion abatha! « Er schwang den Stab über seinem Kopf, und aus dem Holz zuckte ein greller, blauer Blitz aus reiner Energie gegen den Riesen. Gleichzeitig stürmte Thomin vorwärts, die Finger gekrümmt wie Klauen, und sprang dem Riesen an die Kehle. Markschänder hielt dem Angriff geringschätzig mühelos stand. Er fing Verements Blitzstrahl mit seinem grünen Stein auf und absorbierte ihn darin, als halte er einen Rauchverzehrer. Fast sofort verwandelte sich die blaue Flamme in ein aufdringlich starkes Grün und lohte stärker. Mit seiner anderen Hand versetzte der Riese Thomin einen Hieb, der ihn mit ausgebreiteten Gliedmaßen hinter Verement zurückschleuderte. Dann schmetterte Markschänder das Feuer in die entgegengesetzte Richtung. Die Wut des Lords erlahmte keine Sekunde lang. Er wirbelte mit dem Stab und stieß dessen eisernes Ende dem energetischen Ausbruch entgegen. Heftiges Knacken drang aus dem Stab, als er ruckte und sich bog – aber er hielt. Verement rief machtvolle Worte in die Glut, unterwarf sie erneut seinem Willen. Langsam verfärbte das Grün sich an seinem Stab wieder blau. Als er sie gemeistert hatte, warf er die Kräfteballungen erneut auf den Riesen. Markschänder begann zu lachen. Verements Angriff, dessen Stärke dank der Ergänzung durch vom Riesen aufgebotene Kräfte vervielfacht war, blieb am Stein hängen, als wäre der grüne Brocken bloß der Docht der blauen Flamme. Dort loderte sie gierig empor, bis eine Säule aus grünem Feuer hoch in die Luft emporwaberte. Unter Gelächter ließ der Wütrich sein Feuer auf Verement
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