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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gesamter Länge einen zehn Meter breiten Pfad geschaffen.
    Den Stein in die Höhe gereckt, führte Markschänder seine Truppen durch die Schlucht. Am südlichen Ende des Unheilswinkels mußte er feststellen, daß das Kriegsheer sich längst abgesetzt hatte. Die letzten Gegner – eine kleine Gruppe von Reitern, darunter zwei Lords – entwichen gerade im Galopp aus seiner Reichweite. Er brüllte ihnen Verwünschungen hinterdrein, schwor ihnen, sie zu Tode zu hetzen. Aber dann erspähten seine buchstäblich weitsichtigen Riesen-Augen das Kriegsheer, den Reitern um etwa sieben bis acht Längen voraus. Er erkannte die Marschrichtung – er sah, wohin es zog. Und da fing er wieder zu lachen an. Das Dröhnen von höhnischer Heiterkeit und Siegesgewißheit hallte von den kahlen Felswänden des Unheilswinkels wider.
    Das Kriegsheer marschierte zur Würgerkluft.

19
     

Die Ruinen der Südlichen Einöden
     
     
    Zum Zeitpunkt, als Streitmark Troy mit den Lords Mhoram und Callindrill sowie ihrer Eskorte von Bluthütern den Unheilswinkel verließ, hatte er seine Entnervung überwunden, sein halbbewußtes Verlangen, seinen Kopf zu verbergen. Auch das Entsetzen, das er empfand, als Lord Verement starb, war inzwischen verflogen. Im Verlauf der dunklen Nacht, während Mhoram und Callindrill um den Bestand des Warnworts rangen, hatte er diese Regungen verdrängt. Nun fühlte er sich innerlich sonderbar abgetötet. Er war der Streitmark und nun wieder an seiner Arbeit. Er dachte nach – maß Entfernungen, schätzte relative Geschwindigkeiten, berechnete den Umfang der Abnutzungserscheinungen voraus, die sich noch am Kriegsheer zeigen mußten. Er hatte den Oberbefehl. Er konnte das Bedürfnis des Heers nach Führerschaft so deutlich erkennen, als handele es sich um einen Greuel. Voraus hatte das Heer sich leicht südwärts gewandt, um die Vorgebirgslandschaft der Bergketten zu meiden, aber selbst im leichteren Gelände marschierte es in einem Tempo, in dem sich pro Tag nicht mehr als sieben Längen zurücklegen ließen. Trotzdem waren die Marschbedingungen fürchterlich. Seine Armee zog in die dürre Halbwüste der Südlichen Einöden hinaus. Keine Spur, kein Anflug von Herbst linderte den trockenen Wind, der aus der leblosen, ausgedörrten Grauen Wüste nordwärts wehte. Das Gras mißriet hier meistenteils, und die wenigen Rinnsale und Bächlein, die aus den Bergen kamen, verflüchtigten sich, ehe sie bloß fünf Längen weit in die Einöden vordrangen. Und sogar südlich der Vorgebirge war das Gelände nicht einfach: abgetragen, abgefeilt und eingeschnitten durch den toten Wind vieler langer Zeitalter, zu zerklüfteten Anhöhen, Furchen und Trockentälern zerschrammt. Im Ergebnis war ein kahler, durch Hitze ausgegerbter Landstrich entstanden, behaftet mit fremdartiger, unfreundlicher Schönheit. Das Kriegsheer mußte über unnachgiebigen Untergrund dahinmarschieren, der so hart und feindlich war wie blanker Stein und doch dichten Staub aufwirbelte, als bestünde die Erde aus Pulver.
    Drei Längen hinterm Unheilswinkel fanden Troy und seine Begleiter den ersten toten Krieger. Der Leichnam eines Holzheimers lag verkrümmt da wie das Opfer einer Marterung. Totale Erschöpfung hatten Lippen und Zunge schwarzblau verfärbt, und die Augen waren voller Staub. Troy verspürte die verrückte Anwandlung, zu halten und den Krieger zu begraben. Aber er war sich seiner Berechnungen sicher; in dieser staubtrockenen Hitze würden die Ausfälle des Kriegsheers sich voraussichtlich täglich verdoppeln. Kein Lebender konnte hier die Zeit oder die Kraft aufwenden, um sich der Toten anzunehmen. Als der Streitmark das Heer einholte, hatte er unterwegs zehn weitere tote Krieger gezählt. Zahlenreihen wanderten ihm durch den Kopf: elf Tote am ersten Tag, zweiundzwanzig am zweiten, vierundvierzig am dritten Tag – siebenhundertvier Menschen durch die grausamen Anforderungen des Marschs getötet, ehe das Heer sein Ziel erreichte. Und Gott allein mochte wissen, wie viele mehr es zum Schluß waren ... er fragte sich, ob er jemals wieder Schlaf finden werde. Aber er nötigte sich zur Aufmerksamkeit, als Quaan und Amorine ihm über ihre Bemühungen berichteten, die Krieger am Leben zu halten. Die Verpflegung war rationiert; alle Wassergefäße füllte man an jedem Rinnsal nach, wie klein es auch sein mochte; alle Schar- und Streitwarte marschierten zu Fuß mit, so daß ihre Pferde die schwächsten Männer und Frauen tragen konnten; Quaans übrige Reiter

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