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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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kämpfte er sich ins Sitzen hoch. Sein Kopf schien ihm vor Mutlosigkeit von den Schultern purzeln zu wollen. »Ihr werdet euren Frieden bekommen«, stöhnte er. »Er wird euch alle zur Strecke bringen. Vierzig Jahre, hab' ich richtig gehört? Dann bleiben euch bloß noch neun. Oder habt ihr seine Prophezeiung vergessen?«
    »Wir kennen sie«, antwortete Mhoram gelassen. »Wir vergessen nichts.« Mit verzerrtem Lächeln beugte er sich vor, um Covenants Wunde zu untersuchen.
    Während sich Mhoram damit befaßte, erstickte Hoch-Lord Elena die Flamme des Stabes und wandte sich an eine Person, die Covenant nicht sehen konnte. »Soll das Weißgold uns zu irgendwelchen Hoffnungen berechtigen, müssen wir uns nun dieser Sache widmen. Man bringe den Gefangenen.«
    Lord Mhoram tupfte behutsam Covenants Stirn ab, betrachtete sehr genau die Platzwunde, richtete sich dann auf und trat zur Seite, um sich mit irgend jemandem zu beraten. Vorerst sich selbst überlassen und das meiste Blut aus den Augen entfernt, konzentrierte sich Covenant auf seine Umgebung, um sie einer Bestandsaufnahme zu unterziehen. Ein noch immer ungebrochener Instinkt zur Selbsterhaltung trieb ihn dazu, die ringsum vorhandenen Risiken abzuwägen. Er saß auf der tiefsten Ebene der Beratungskammer, und über ihm erstreckte sich ihre hohe, kreuzgewölbte Decke, angeleuchtet vom goldenen Glanz des Glutgesteins und durch vier große Lillianrill -Fackeln, die ohne Rauchentwicklung an den Mauern brannten. Neben dem Mittelpunkt der Klause, auf der nächsthöheren Ebene, stand das Dreiviertelrund der steinernen Beratungstafel der Lords, und außer- wie oberhalb davon stuften sich aufwärts die Reihen steinerner Sitzbänke der Zuschauergalerie ab. Zwei Bluthüter wachten an den hohen, wuchtigen Portalen des Haupteingangs, von Riesen groß genug für Riesen gemacht, dem Platz des Hoch-Lords gegenüber und höher als er gelegen. Die Galerie war in bunter Mischung mit Kriegern des Kriegsheeres der Herrenhöh, Lehrwarten von der Schule der Lehre, mehreren Allholzmeistern und Glutsteinmeistern besetzt, jeweils in ihre traditionellen Gewänder und Überkleider gehüllt, dazu von ein paar weiteren Bluthütern. Weit droben überm Hoch-Lord saßen zwei Männer, die Covenant bekannt vorkamen – der Glutsteinmeister Tohrm, ein Herdwart der Herrenhöh, und Quaan, der Streitwart, der mit seinem Aufgebot die Lords auf der Suche nach dem Stab des Gesetzes begleitet hatte. In ihrer unmittelbaren Gesellschaft sah man zwei weitere Männer, der eine nach seiner Holzheimerkleidung und dem Laubkranz auf seinem Kopf ein Allholzmeister, wahrscheinlich der andere, zweite Herdwart, während es sich bei der vierten Person um den Blutmark der Bluthüter handelte, ihren Befehlshaber. Nebelhaft fragte sich Covenant, wer wohl nach Tuvors Ende in den Katakomben unterm Donnerberg diese Stellung angetreten haben mochte. Sein Blick schweifte durch die Klause. An der steinernen Tafel standen, Mhoram und den Hoch-Lord nicht mitgerechnet, sieben Lords. Covenant kannte keinen von ihnen. Sie mußten alle im Laufe der letzten vierzig Jahre die Prüfungen bestanden haben und in den Großrat aufgenommen worden sein. Vierzig Jahre? vergegenwärtigte er sich benommen. Mhoram war gealtert, gewiß, aber vierzig Jahre älter sah er nicht gerade aus. Und Tohrm, der kaum mehr als ein frohsinniger junger Mann gewesen war, als Covenant ihn kennenlernte, wirkte nun für einen Mann im mittleren Alter viel zu jung. Der Bluthüter Bannor wirkte völlig unverändert. Natürlich , stöhnte Covenant insgeheim, als er sich daran entsann, wie alt zu sein die Bluthüter von sich behaupteten. Nur Quaan zeigte ein glaubhaftes Alter: schütteres weißes Haar verlieh dem früheren Streitwart die Erscheinung eines Mannes, der schon sechzig oder fünfundsechzig Sommer gesehen hatte. Aber seine regelmäßigen Schultern waren nicht herabgesunken. Auch die Offenheit seines Verhaltens war geblieben: er betrachtete Covenant mit genau jener finsteren Miene unverhohlener Mißbilligung, an die sich Covenant noch erinnerte. Prothall erblickte er nirgends. Zur Zeit der Suche nach dem Stab des Gesetzes war Prothall Hoch-Lord gewesen, und Covenant wußte, daß er das letzte Gefecht auf den Hängen des Donnerbergs überlebt hatte. Doch er wußte auch, Prothall war alt genug gewesen, um inzwischen, innerhalb von vierzig Jahren, eines natürlichen Todes gestorben sein zu können. Trotz seiner Schmerzen hoffte Covenant auf einmal, der einstige

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