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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und den Mund zeigten sich Furchen der Abnutzung, und sein Haupthaar war mit Weiß durchsalzen. Beim Reden zuckten seine Lippen in Selbstverachtung, und in den Tiefen seiner Augen regte sich Mißbehagen. Aber er begegnete dem Lodern von Covenants Blick ohne Wimpernzucken. »Mein Freund, hätte ich die Wahl, sofort ließe ich dich in deine Welt zurückkehren. Die Entscheidung, dich herbeizurufen, ist nur nach reiflicher Überlegung gefällt worden, und ich täte sie bereitwillig rückgängig machen. Das Land wünscht keine Dienste, die nicht aus freiem Willen und gern erwiesen werden. Jedoch ist's so, Ur-Lord« – erneut ergriff er Covenants Arm, um ihn zu stützen –, »wir vermögen dich nicht zurückzusenden, mein Freund.«
    »Ihr könnt nicht?« Covenants Aufstöhnen besaß einen schrillen, halb hysterischen Anflug.
    »Wir kennen kein Wissen zur Befreiung von Bürden. Ich weiß nicht, wie's in deiner Welt ist – für meine Augen siehst du unverändert aus –, doch sind hier im Lande vierzig Jahre verstrichen, seit wir gemeinsam auf den Hängen des Donnerbergs standen und du den Stab des Gesetzes für unsere Hände freigekämpft hast. Während langer Jahre haben wir danach getrachtet ...«
    »Ihr könnt nicht?« wiederholte Covenant wütender.
    »Unser Streben geschah mit Kräften, deren wir nicht Herr sind, und anhand von Lehren, die wir nicht zu durchdringen vermochten. Vierzig Jahre dauerte es, uns dahin zu bringen, daß wir dich um Beistand ersuchen können. Wir haben die Grenzen unseres Handelns erreicht.«
    »Nein!« Er drehte sich um, weil er die Aufrichtigkeit, die er in Mhorams Gesicht sah, nicht ertragen konnte, und schrie erneut hinauf zur Frau mit dem Stab. »Schick mich zurück!«
    Für einen Moment musterte sie ihn mit unverwandtem Blick, ermaß die heftige Dringlichkeit seiner Forderung. »Ich bitte dich inständigst, hab ein Einsehen«, erwiderte sie dann. »Höre die Wahrheit in unseren Worten. Lord Mhoram hat offen zu dir gesprochen. Ich vernehme den Schmerz, den wir dir bereitet haben. Ich bin davon nicht unberührt.« Zehn oder fünfzehn Meter trennten sie von ihm, wo sie jenseits der Grube mit dem Glutgestein hinter der steinernen Tafel stand, aber dank der makellosen, kristallklaren Akustik der Klause drang ihre Stimme deutlich an seine Ohren. »Doch ich kann die Herbeirufung nicht rückgängig machen. Und hätte ich auch die Macht dazu, im Angesicht der Notlage, in der das Land sich befindet, müßte ich's dir verweigern. Lord Foul der Verächter ...«
    »Euer Land ist mir egal!« heulte Covenant, die Arme nach den Seiten ausgebreitet, den Kopf im Nacken.
    »Dann kehr aus eigener Kraft heim«, entgegnete der Hoch-Lord in scharfem Tonfall. »Du gebietest über die Macht. Du bist der Träger des Weißgolds.«
    Mit einem Aufschrei wollte sich Covenant auf die Frau stürzen. Aber ehe er vom Fleck kam, packte ihn jemand von hinten und hielt ihn zurück. Covenant leistete Gegenwehr und sah sich in der Umklammerung Bannors, des schlaflosen Bluthüters, der auch schon in seinen erstmaligen Wahnerlebnissen auf ihn achtgegeben hatte. »Wir sind die Bluthüter«, sagte Bannor in seiner ausdruckslosen, fremdartigen Aussprache. »Das Wohlergehen der Lords liegt in unseren Händen. Wir dulden keine Drohungen wider die Lords.«
    »Bannor ...!« winselte Covenant. »Sie war meine Frau.« Doch Bannor sah ihn nur in ungerührtem Gleichmut an. Indem er wuchtig sein Gewicht umherwarf, gelang es Covenant, sich im Griff des Bluthüters zu winden, bis er wieder Elena zugekehrt stand. Blut spritzte von seiner Stirn, während er ruckte und zerrte. »Sie war meine Frau! «
    »Genug«, gebot Elena.
    »Schick mich zurück!«
    »Genug!« Sie stieß die eiserne Hülse am unteren Ende des Stabes auf den Boden, und augenblicklich lohte aus dem Stab des Gesetzes in ganzer Länge blaues Feuer. Die Flamme flackerte lebhaft, glich einem Riß im Gewebe goldgelben Lichts, ließ verborgene Kraft herausleuchten; die Gewaltsamkeit der Flamme trieb Covenant zurück in Bannors Arme. Die Hand jedoch, mit der Elena den Stab umfaßte, blieb frei von Feuer. »Ich bin der Hoch-Lord«, verkündete sie streng. »Dies ist Schwelgenstein – die Herrenhöh, nicht Fouls Hort. Wir haben den Friedensschwur geleistet.«
    Auf ihr Nicken hin ließ Bannor Covenant los, und er taumelte rückwärts, sackte neben dem Glutgestein auf den Fußboden. Einen ausgedehnten Moment lang lag er auf dem Stein und keuchte in heiseren, rauhen Lauten. Schließlich

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