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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Augen. Er sah Mhoram ein kleines Steingutgefäß herübertragen, das hellen Schlamm enthielt, durchsetzt mit goldenen Fünkchen, die im Glanz der Klause zu pulsieren schienen. »Bleib mir mit dem Zeug vom Leibe«, wisperte Covenant.
    Mhoram war schockiert. »Das ist Heilerde, Ur-Lord. Der heilkräftige Lehm der Erde. Er wird dich gleichsam erneuern.«
    »Ich weiß, was das Zeug bewirkt.« Covenants Stimme war heiser von seinem vielen Schreien und klang nun geisterhaft und hohl wie das Knarren eines Wracks. »Ich hab's schon kennengelernt. Ihr schmiert's mir auf den Kopf, und ehe ich mich recht versehe, kehrt das Gefühl in meine Finger und Zehen zurück, und dann laufe ich herum und wü...« Er konnte sich gerade noch unterbrechen. »Füge Leuten Schaden zu.«
    »Ich weiß«, hörte er Elena leise bemerken, aber er achtete nicht darauf.
    »Das ist die eigentliche Lüge«, fauchte er und deutete auf den Topf, »das Zeug da! Ich fühle mich davon so gesund, daß ich's nicht ertragen kann.« Er tat einen tiefen Atemzug. »Ich will's nicht«, fügte er dann mit inbrünstigem Nachdruck hinzu.
    Mhoram erwiderte Covenants Blick in stummer, eindringlicher Fragestellung. »Mein Freund«, fragte der Lord schließlich mit gedämpfter Stimme und im Ton des Staunens, als Covenant keine Anzeichen zum Einlenken zeigte, »ist's denn dein Wunsch zu sterben?«
    »Verwendet den Wundermatsch für den armen Teufel hier«, antwortete Covenant gleichgültig. »Er hat ein Recht darauf.«
    »Wir haben den Versuch unternommen«, entgegnete Mhoram mit unverwandt festem Blick. »Du kennst uns, Zweifler. Du weißt, daß wir uns der Not eines solchen Leids nicht verschließen können. Aber der Wegwahrer steht außerhalb unseres Beistands. Unsere Heiler vermögen sich seiner inneren Verwundung nicht anzunehmen. Und bei der Berührung mit Heilerde starb er fast.«
    Covenant blieb unnachgiebig. Hinter ihm ergänzte Hoch-Lord Elena Mhorams Ausführungen. »Nicht einmal der Stab des Gesetzes kann der Macht beikommen, die diesen Wegwahrer entstellt hat«, erklärte sie. »So mißlich ist unsere Lage beschaffen, Ur-Lord. Der Weltübel-Stein übersteigt unser Vermögen. Dieser Wegwahrer hat uns vieles erzählt. So manches, was uns zuvor dunkel war, ist uns dadurch deutlich geworden. Sein Name lautete Dharmakschetra , was in der Sprache der Wegwahrer soviel heißt wie ›Mutig vorm Feind‹. Jetzt nennt er sich Dukkha , das heißt ›Opfer‹. Weil sein Volk Wissen um des Verächters Pläne erlangen wollte, suchte er Fouls Hort auf. Dort nahm man ihn gefangen und – verstümmelte ihn, schickte ihn wieder fort – ich glaube, zur Warnung für sein Volk. Er hat uns vieles berichtet. Uns ist bekannt, Zweifler, daß damals, vor vierzig Jahren, als du Hoch-Lord Prothall, Dwillians Sohn, und dem Großrat der Lords die Prophezeiung des Verächters übermittelt hast, vielerlei an den Absichten des Grauen Schlächters im unklaren blieb. Warum warnte er die Lords, weil Seibrich Felswürm unterm Donnerberg den Stab des Gesetzes gefunden hatte? Warum lag ihm daran, uns auf unser künftiges Schicksal vorzubereiten? Warum unterstützte er Seibrichs Trachten nach finsterer Macht, nur um den Höhlenschrat am Ende zu hintergehen? Diese Fragen sind nun beantwortet. Seibrich Felswürm, im Besitz des Stabes, grub das verschüttete Erzerdübel aus, den Weltübel-Stein. Weil Seibrich über eine derartige Machtfülle gebot, war der Verächter abhängig von des Höhlenschrats Gnade, solange Seibrich lebte. Mit Lord Mhoram und Hoch-Lord Prothall hast du jedoch den Stab errettet und die Gefahr gebannt, die Seibrich Felswürm bedeutete. So fiel allerdings der Stein in Lord Fouls Hände. Er wußte, daß der Stein in Verbindung mit seinem Wissen und seinen Kräften eine weit größere Macht gewährleistet als der Stab des Gesetzes. Und ihm war klar, daß wir nicht einmal vollkommene Meister der geringfügigen Macht sind, die wir besitzen.
    In den seither verstrichenen vierzig Jahren haben wir nicht geschlafen. Mit allen Menschen des Landes haben wir gesprochen. Die Schule der Lehre ist ungemein vergrößert worden und angewachsen, hat uns mit Kriegern, Lehrwarten und Lords versehen, um unsere Bedürfnisse zu stillen. Die Rhadhamaerl und Lillianrill haben mit äußerster Anstrengung gearbeitet. Alle haben sich der Vertiefung in die zwei bekannten Kreise des Wissens und der Macht des Stabes gewidmet. Fortschritte sind gemacht worden. Trothgard, wo die Lords ihr Versprechen ablegten,

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