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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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senkte, klebte an den Fingern Blut. Er mußte sich an der Tischkante eine schwere Platzwunde zugezogen haben. Im ersten Moment stierte er bloß seine blutige Hand an.
    »Willkommen im Lande, Ur-Lord Thomas Covenant, Zweifler und Ring-Than«, sprach eine feste, ruhige Stimme mitten in seine Bestürzung. »Ich habe dich zu uns gerufen. Wir bedürfen ungemein dringlich deiner Hilfe.«
    »Du hast mich gerufen?« röchelte Covenant.
    »Ich bin Elena«, antwortete die Stimme. »Durch die Wahl des Großrats Hoch-Lord und Trägerin von des Gesetzes Stab. Ich habe dich gerufen.«
    »Du hast mich gerufen?« Langsam hob er seinen Blick. Dickliche Nässe rann aus seinen Augenhöhlen, als weine er Blut. »Du hast mich gerufen?« Er spürte in seinem Innern ein Bröckeln, als brächen Felsen, und seine Selbstbeherrschung drohte zu schwinden. »Ich habe gerade mit Joan gesprochen«, sagte er im Tonfall schwächlichen Ärgers. »Mit Joan, verstehst du mich?!« Durch den Schleier des Bluts in seinen Augen konnte er die Frau unklar erkennen. Sie stand hinter dem steinernen Tisch auf der nächsthöheren Ebene und hielt mit der Rechten einen langen Stab. Weitere Personen umstanden den Tisch, noch mehr befanden sich dahinter in den Sitzreihen der Klause. Alle betrachteten sie ihn. »Ich habe mit Joan gesprochen. Sie hat mich angerufen. Nach all der Zeit. Als ich es nötig hatte ... es brauchte. Du hattest kein Recht dazu, einfach dazwischenzupfuschen.« Mit der Gewalt eines Sturmwinds gewann er an Heftigkeit. »Du hattest dazu kein Recht! Ich habe mit Joan gesprochen!« Er brüllte mit voller Kraft, aber ihm war das noch zu wenig. Seine Stimme konnte seinen Empfindungen nicht gerecht werden. »Mit Joan! Mit Joan! Hörst du?! Sie war meine Frau! «
    Ein Mann, der nahe beim Hoch-Lord gestanden hatte, eilte um die breite, offene Hufeisenform des Steintischs und kam herab zu Covenant auf die unterste Ebene der Klause. Covenant erkannte das hagere Gesicht des Mannes wieder, die einem Steuerruder ähnliche Nase, die über die gekräuselten sanften Lippen hinausragte, seine scharfen, goldgefleckten, bedrohlichen Augen: er war Lord Mhoram. Er legte seine Hand auf Covenants Arm. »Mein Freund«, sagte er sanft. »Was ist mit dir geschehen?«
    Heftig stieß Covenant die Hand des Lords zurück. »Rühr mich nicht an!« kreischte er Mhoram wutentbrannt ins Gesicht. »Bist du nicht bloß blind, sondern auch noch taub?! Ich habe eben mit Joan gesprochen! Am Telefon!« Seine Hand zuckte krampfartig, als könne er von irgendwoher aus der leeren Luft den Telefonhörer zum Vorschein bringen. »Sie braucht ...« Plötzlich war seine Kehle wieder eingeschnürt, und er schluckte mühsam. »Sie hat gesagt, sie braucht mich. Mich! « Aber seine Stimme war dazu außerstande, die Not seines Herzens auszudrücken. Er wischte im Blut an seiner Stirn herum, versuchte seine Sicht zu klären. In der nächsten Sekunde packte er mit seinen Fäusten Mhoram vorn am himmelblauen Gewand. »Schickt mich zurück!« fauchte er. »Noch ist es Zeit! Wenn ich schnell genug zurückgelange ...!«
    Die Frau über ihnen wandte sich mit bedächtigen Worten an Covenant. »Ur-Lord Covenant, es grämt mich, zu hören, daß deine Herbeirufung durch uns dir Verdruß zugefügt hat. Von Lord Mhoram wissen wir alles über dein Leid, was er weiß, und wir wollen es nicht willentlich vermehren. Doch ist's unser Fluch, daß wir's tun müssen. Zweifler, unser Hilfsbedürfnis ist groß. Die Verheerung des Landes steht kurz bevor.«
    Covenant ließ Mhoram stehen und kehrte sich ihr zu. »Ich schere mich keinen Pfifferling um euer Land«, tobte er. Die Worte brachen in so atemlos schneller Folge aus ihm hervor, daß er nicht zu brüllen vermochte. »Mir ist's gleichgültig, wessen ihr bedürft. Von mir aus könnt ihr allesamt hier auf der Stelle tot umfallen. Ihr seid nur Trugbilder! Ein Krankheitszustand in meinem Geist. Ihr existiert überhaupt nicht! Schickt mich zurück! Ihr müßt mich zurückschicken. Solange noch Zeit ist!«
    »Thomas Covenant ...« Mhoram sprach in gebieterischem Ton, der Covenant dazu veranlaßte, sich umzuwenden. »Hör mir zu, Zweifler!« Da sah Covenant, daß sich Mhoram verändert hatte. Sein Gesicht war noch das gleiche – die Sanftheit des Mundes schuf noch immer das Gegengewicht zur Bedrohlichkeit seiner in den Regenbogenhäuten von Goldflecken durchzogenen Augen –, aber er war älter, tatsächlich alt genug, um Covenants Vater sein zu können. Rings um die Augen

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