Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
liefen ebenfalls, und ihre stark mitgenommenen Tiere trugen Gepäck und zusammengebrochene Krieger; die Aufgaben des Kundschaftens und Wasserholens erledigten ausschließlich Bluthüter. Und jeder Krieger, der schlichtweg nicht weitermarschieren konnte, erhielt einen Vorrat an Verpflegung und den Befehl, in die Berge zu fliehen. Zu mehr war die Führung nicht imstande. All das bereitete Troy Qualen. Aber dann erzählte ihm Quaan, wie wenig Krieger es vorzogen, sich vom Heer abzusetzen und in die Berge zurückzuziehen. Diese Neuigkeit munterte Troy auf; er empfand es als gleichermaßen schrecklich wie wundervoll, daß so viele Männer und Frauen die Bereitschaft aufbrachten, an der Durchführung seiner Ideen bis zum Abschluß mitzuwirken. Er bot all sein Selbstvertrauen auf, um sich Quaans und Amorines unvermeidlichen Fragen zu stellen. Quaan befaßte sich unumwunden mit dem akutesten Problem. »Verfolgt uns Markschänder?«
»Ja«, antwortete Troy. »Lord Verement hat uns einen Tag Vorsprung erkämpft. Aber jetzt hat der Riese die Verfolgung aufgenommen ... und er folgt uns schnell.«
Quaan brauchte allem Anschein nach nicht erst danach zu fragen, was aus Lord Verement geworden war. »Markschänder kann uns in aller Eile folgen. Wann wird er uns einholen?«
»Irgendwann am morgigen Nachmittag. Spätestens morgen abend.«
»Dann sind wir verloren«, sagte Amorine; ihre Stimme zitterte. »Wir können nicht schneller weiterziehen. Und die Krieger sind zu ermattet, um kehrtzumachen und zu kämpfen. Streitmark, nimm diese Bürde von mir. Ernenn einen anderen Trutzmark. Ich kann's nicht ertragen ... ich kann diese Befehle nicht erteilen.«
Troy versuchte, sie mit seiner Zuversicht zu ermutigen. »Keine Sorge. Wir sind noch nicht geschlagen.« Aber seine Stimme klang sogar in seinen eigenen Ohren mehr hysterisch als zuversichtlich. Er hatte plötzlich das Verlangen, einfach hinauszuschreien. »Wir brauchen nicht schneller als jetzt zu marschieren. Wir verlegen die Marschroute bloß noch ein bißchen weiter südwärts, damit wir zu der alten Ruinenstadt gelangen – Doriendor Korischew, wie Mhoram sie nennt. Dort müßten wir vor morgen mittag eintreffen.« Ihm war, als spräche er viel zu schnell. Er zwang sich zur Bedächtigkeit, während er seine Intentionen erklärte. Anschließend erleichterte es ihn sehr, in den mürrischen Mienen seiner Unterführer Beifall zu sehen. Trutzmark Amorine tat einen tiefen, unregelmäßigen Atemzug und nahm wieder allen Mut zusammen. In Quaans Augen glommen blutige Verheißungen für den Feind. »Wer soll die Fähnlein befehlen«, fragte er kurzum, »die zurückbleiben?«
»Gib mir die Erlaubnis, Streitmark«, mischte sich Amorine ein. »Ich bin, was das Umherziehen anbetrifft, am Ende meiner Kraft. Ich wünsche zu kämpfen.«
Der Schwertmark öffnete den Mund zu einer Entgegnung, aber Troy verhinderte eine Diskussion mit einer raschen Gebärde. Einen Moment lang jonglierte er mit den verschiedenen unausweichlichen Bürden und suchte ein Gleichgewicht. »Die Lords und ich werden mit Trutzmark Amorine die Nachhut kommandieren«, sagte er zu Quaan. »Wir brauchen acht Fähnlein aus Freiwilligen und jedes Pferd, das noch stehen kann. Wahrscheinlich bleiben die Bluthüter bei uns. Wenn wir die Sache richtig durchführen, wird wahrscheinlich die Mehrheit von uns überleben.«
Quaan runzelte über diese Entscheidung die Stirn. Aber er fand sich so eindeutig damit ab, wie er sein Mißfallen zeigte. »Wir müssen jene ausfindig machen, die willig sind«, sagte er zu Amorine, »um sich noch heute vorzubereiten, auf daß wir morgen keine Zeit verschwenden.« Zur Antwort salutierte Amorine sowohl vor Quaan wie auch vor Troy, dann ritt sie zur Masse des Heers. Sie hielt sich aufrechter als vor einigen Tagen, und ihr vor Troy bekundeter Eifer verriet, daß er sich richtig entschieden hatte. Er nickte hinter ihr, gratulierte sich insgeheim sardonisch dazu, einmal wieder etwas richtig gemacht zu haben. Doch Quaan hatte noch Fragen. »Um Vergebung, Streitmark«, sagte er rundheraus, »doch wir sind Freunde geworden, und ich kann nicht anders, ich muß davon sprechen. Willst du mir nicht erläutern, warum wir noch immer weiterziehen? Wenn der Unheilswinkel nicht das Schlachtfeld ist, das du wünschst, so mag's sein, daß Doriendor Korischew uns zu diesem Zweck dient. Warum muß dieser schreckliche Heerzug weitergehen?«
»Nein, ich beabsichtige nichts zu erläutern. Noch nicht.« Troy behielt
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