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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Aber vernimm meine Worte«, sagte er dann mit wieder etwas kräftigerer Stimme, »sei's zum Wohl oder zum Übel. Ich befolge die Regeln meiner Erschaffung. Mehr kann mein Schöpfer nicht von mir verlangen ... Hoch-Lord, schau das Blut der Erde. Dies ist der unentbehrliche, von Leidenschaft pralle Saft des Berggesteins ... der Erdkraft, die Gipfel aufrichtet und sie aufgerichtet hält. Vielleicht preßt das große Gewicht des Melenkurion Himmelswehr ihn aus dem harten Fels – oder vielleicht ist der Berg dazu bereit, hier an dieser Stelle sein Herzblut für jene zu entäußern, die seiner bedürfen und es zu finden verstehen. Was auch die Ursache sein mag, die Tatsache besteht. Jede Seele, die vom Erdblut trinkt, erlangt die Macht des Gebots.« Er erwiderte Elenas eindringlichen Blick. »Diese Macht ist sowohl eine der seltensten wie auch stärksten«, erläuterte er weiter, »und zugleich ist sie voller Fährnisse. Denn sie ist die Macht, die's ermöglicht, ein jedes Ereignis zu begehren und herbeizuführen, die Macht, dem Stein, der Erde, dem Gras und Holz, dem Wasser und Gewebe des Lebens jegliches Gebot zu erteilen – und selbiges Gebot erfolgt zu sehen. Sollte also jemand, der davon getrunken hat, dem Melenkurion Himmelswehr gebieten: ›Birst und stürz ein!‹, die hocherhabenen Gipfel täten augenblicklich gehorchen. Fiel's jemandem ein, der davon genossen hat, den Feuerlöwen des Donnerbergs zu gebieten: ›Eilt herab von euren öden Höhen und verwüstet Ridjeck Thome!‹, so wollten sie sofort mit aller Kraft danach streben, dem Gebot ihren Gehorsam zu erweisen. Diese Macht kann alles bewirken, was in der Fähigkeit dessen liegt, dem sie gebietet. Hoch-Lord Kevin selbst jedoch hat sich dieser Macht enthalten. Ich weiß nicht um alle Beweggründe, welche ihm dazu Veranlassung waren, vom Blut der Erde nicht zu kosten. Doch ich muß, so klug ich's vermag, die Wagnisse, die der Macht des Gebots innewohnen, zu erklären versuchen.« Amok sprach immer düsterer und geisterhafter, hohl wie ein Gespenst, und Covenant lauschte voller Verzweiflung, als kralle er sich über einem Abgrund mit wunden, zerschrammten Fingern an Amoks Worte. Heiße Wallungen wummerten durch seine Adern, und Tränen rannen wie Lavaströme unaufhaltsam über seine schweißbedeckten Wangen. Ihm war zumute, als müsse er am Geruch des Erdbluts ersticken. Sein Ehering juckte fürchterlich. Er war nicht dazu in der Lage, das Gleichgewicht zu wahren; seine Füße rutschten unaufhörlich unter ihm weg. Seine Wahrnehmungen jedoch reichten über alles hinaus. Seine überfluteten Sinne verlängerten, dehnten sich aus, als streckten sie endlich wieder die Köpfe übers Wasser.
    Als Amok von den Wagnissen, die die Macht des Gebots enthalten sollte, zu reden anfing, drang im Innern der Höhle eine völlig neue Erscheinung in Covenants Bewußtsein vor.
    Durch den vorherrschenden Gestank des Erdbluts begann er irgendeine Schlechtigkeit zu riechen, irgendein Übel. Dieser ekelhafte Gestank kroch beharrlich durch den stärkeren Geruch wie ein ungeheuer starrköpfiges Trotzen, das sich im Laufe der Zeit gegen die gewaltige Macht, die ihm entgegenwirkte, es unterdrückte und niederhielt, durchzusetzen begann. Aber er konnte den Ursprung der Belästigung nicht feststellen. Entweder war die Macht des Gebots selbst in irgendeiner Beziehung ein trügerisches Machwerk, oder die Schlechtigkeit stak in etwas anderem, ließ sich in der dicken Luft nur ganz allmählich bemerken. Er wußte nicht zu unterscheiden, was zutraf.
    Von den anderen fiel anscheinend niemandem der feine Ruch eines Übels auf. Nach einer kurzen, durch seine Ermattung bedingten Verschnaufpause setzte Amok seine Erläuterungen fort.
    »Das erste dieser Wagnisse – das erste, vielleicht aber nicht das wichtigste – besteht aus der einen großen Einschränkung der Macht. Denn sie besitzt keinen Einfluß auf irgend etwas, das kein natürlicher Bestandteil der Erdschöpfung ist. Daher ist's unmöglich, dem Verächter zu gebieten, die Kriegführung einzustellen. Es ist ausgeschlossen, ihm zu gebieten, daß er sterbe. Er lebte schon, ehe der Bogen der Zeit geschmiedet wurde – die Macht ist auf ihn wirkungslos. Selbiger Umstand allein mag Kevin zurückgehalten haben. Vielleicht trank er nicht vom Blut der Erde, weil er kein Gebot zu ersinnen vermochte, das sich wider den Verächter bewähren konnte. Doch es besteht noch eine andere, heikler beschaffene Gefahr. Hier mag nun jede Seele, die genug

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