Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
seines Handels um einen weiteren Schritt. »Für mich ist das der einzig mögliche Weg, um mich rauszuwinden. Wären die Dinge anders gelaufen, viel mehr Druck wäre auf mich ausgeübt worden – von überall her –, endlich herauszufinden, wie ich den Ring benutzen kann. Und Joan ... das ist die Art, wie du abgelenkt worden bist: Du denkst an den Siebten Kreis des Wissens statt an wilde Magie oder sonstwas. Und Foul will vermeiden, daß ich rauskriege, wozu Weißgold gut ist. Es könnte ja gegen ihn verwendet werden. Begreifst du nicht? Foul hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Er hat Dukkha freigelassen, damit wir jetzt und zu keiner anderen Zeit hier und nicht woanders sind. Dafür muß er einen Grund haben. Ihm macht's Spaß, Menschen durch eben jene Dinge in den Untergang zu stürzen, die ihnen Hoffnung erwecken. Auf diese Weise verleitet er sie dazu, die Dinge zu schänden ... alles kein Wunder, heute ist ja Mondwechsel.«
    In aller Deutlichkeit war er sich dessen bewußt, wie er sein gewonnenes Spiel gefährdete, als er noch ein Wort hinzufügte. »Elena, der Siebte Kreis des Wissens könnte das größte Unheil sein, dem wir bisher begegnet sind.«
    Aber sie hatte ihre Antwort schon bereit. »Nein, Geliebter. Daran glaube ich nicht. Hoch-Lord Kevin schuf seine Kreise des Wissens in einer Zeit, bevor seine Weisheit sich in Verzweiflung auflöste. Fangzahn hatte keine Hand in ihnen. Mag sein, daß die Macht des Gebots mit Gefahren einhergeht – aber sie ist nicht von Übel.«
    Ihre Darlegungen überzeugten ihn nicht. Aber es fehlte ihm an Herz zum Erheben weiterer Einwände. Die Echos versahen selbst die schlichtesten Wörter mit viel zuviel Betonung. Statt dessen kauerte er bloß mißmutig zu ihren Füßen nieder und kratzte sich am Finger, wo sein Ehering ihn juckte. Als die Echos verhallten – das Boot mitten im Wasser wieder sachte zum Stillstand kam –, hatte er das Gefühl, eine Chance zur Aufrichtigkeit verpaßt zu haben.
    Eine Zeitlang erhob sich keine Stimme, um das Boot weiter anzutreiben. Covenant und Elena saßen stumm da, versunken in ihre geheimsten Gedanken. Doch dann öffnete sie erneut den Mund. Versonnen ehrfürchtig trug sie die Worte von Lord Kevins Klage vor. Das Boot glitt von neuem vorwärts.
    Kurze Zeit später umrundete das Gefährt eine weitere Säule, und Covenants Blick fiel auf einen hohen, lautlosen Wasserfall, der voraus in lebhaftem Glitzern herabstürzte. Seine Höhe blieb in den Schatten unter der Höhlendecke verborgen. Aber die Wassermassen, die sich geräuschlos übers zerklüftete Gestein ergossen, fingen das feurige Steinlicht in tausend lichten Pünktchen ein, so daß der Wasserfall aussah wie eine Kaskade prachtvoller, glutroter Edelsteine.
    Dank Elenas Vortrag schwamm das Boot umstandslos zu einer felsigen Anlegestelle an einer Seite des Wasserfalls. Sofort sprang Amok aus dem Fahrzeug und wartete am Rand des Erdwurzelsees auf seine Begleiter. Aber für einen Moment machten sie keinerlei Anstalten, ihm zu folgen. Vor der stummen Herrlichkeit des Wasserfalls saßen sie wie gebannt da.
    »Komm, Hoch-Lord«, sagte der Bursche. »Der Siebte Kreis des Wissens ist nah. Ich muß mein Dasein dem Ende entgegenführen.« Sein Ton entsprach völlig dem ungewohnten Ernst seines Benehmens.
    Elena schüttelte andeutungsweise den Kopf, als erinnere sie sich wieder an ihre Grenzen, ihre Schwäche und den Mangel an Wissen. Und Covenant bedeckte seine Augen, um sich von dem so bestürzend lautlosen Herabtaumeln und Glitzern der Wasser zu verschonen. Doch dann sprang Morin hinaus auf die Anlegestelle, und Elena schloß sich ihm mit einem Seufzen an. Covenant stützte sich mit beiden Händen aufs Dollbord und kletterte aus dem Fahrzeug. Als dann auch Bannor ausstieg, stand das Grüppchen vollzählig am Ufer.
    Amok musterte es ernst. Er schien während der Bootsfahrt gealtert zu sein. Die Lustigkeit war aus seinem Gesicht verschwunden, und nichts widersprach noch dem Uralter seiner Knochen. Seine Lippen regten sich, als wolle er sprechen. Aber er schwieg. Wie jemand, der auf Beistand hofft, sah er kurz jeden seiner Begleiter an. Schließlich drehte er sich um und näherte sich mit sonderbar schwerfälligen Schritten dem Wasserfall. Als er die ersten nassen Felsen erreichte, stieg er hinüber und trat unter das Wasser, das aus beträchtlicher Höhe herabkam.
    Die Beine gespreizt, um unterm Gewicht der Wassermassen standfest zu bleiben, schaute er sich nach seiner Begleitung um.

Weitere Kostenlose Bücher