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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Kühnheit aufbringt, vom Blut der Erde trinken – doch wenige gibt's, die die Folgen dessen, was sie leichthin gebieten mögen, vorauszuschauen verstehen. Wenn solch unermeßliche Kräfte auf Erden freigesetzt werden, mag jedes Werk, das damit vollbracht wird, auf den Bewerkstelliger zurückfallen und sich unvermutet gegen ihn wenden. Geböte also jemand, der vom Erdblut gekostet hat, die Vernichtung des Weltübel-Steins, so möchte womöglich besagten Steins Übelhaftigkeit ohne Gefäß überdauern und sich übers ganze Land ausbreiten. Ein jeder, der trinkt, aber kein Prophet ist, schwebt infolgedessen in der Gefahr des Selbstbetrugs. Möglichkeiten der Schändung liegen hier verborgen, die selbst Hoch-Lord Kevin in all seiner Verzweiflung unberührt in ihrem Schlummer beließ.«
    Der Übelgeruch drang immer stärker in Covenants Nasenlöcher, aber noch immer konnte er nicht ermitteln, worum es sich handelte. Er vermochte sich nicht einmal richtig darauf zu konzentrieren; fieberhaft bewegte ihn eine Frage, die er Amok zu stellen hatte. Aber die düstere, stickige Atmosphäre beengte seine Kehle, verschloß ihm den Mund.
    Während Covenant um Atem rang, geschah irgend etwas mit Amok. Im Laufe seiner Darlegungen war sein Ton immer schartiger und greisenhafter geworden, und nun, in der Pause nach seinen letzten Worten, durchfuhr ihn plötzlich ein Ruck, als sei in seinem Innern irgendein straff gespannt gewesenes Band gerissen. Er taumelte einen Schritt hinüber zum Sammelbecken des Erdbluts. Ein Weilchen verstrich, ehe seine Haltung sich mehr oder weniger normalisierte und er wieder den Kopf hob.
    Ein Ausdruck von Schmerz oder Trauer weitete seine Augen, und rings um sie breiteten sich sichtlich Runzeln des Alters aus, als schrumpfe seine Haut. Das weiche Fleisch seiner Wangen sank ein; Grau durchzog seine Kopfbehaarung. Plötzlich saugte er das natürliche Maß seiner Jahre auf wie ein trockener Schwamm das Wasser.
    Als er erneut den Mund öffnete, klang seine Stimme schwach und nichtig. »Mehr kann ich nicht sprechen. Meine Zeit ist abgelaufen. Lebe wohl, Hoch-Lord. Laß das Land nicht im Stich!«
    Covenant röchelte seine Frage wie in einem Kampf hervor. »Was ist mit dem Weißgold?«
    Amok antwortete wie über eine gewaltige Kluft von Zeit hinweg. »Das Weißgold kommt von jenseits des Bogens der Zeit. Ihm kann nicht geboten werden.«
    Ein neuer innerlicher Ruck schüttelte ihn; er wankte noch näher ans Sammelbecken.
    »Helft ihm!« krächzte Covenant. Doch Elena hob nur den Stab des Gesetzes zu einem stummen, feurigen Salut.
    Mit einer von Greisentum gekennzeichneten Anstrengung richtete sich Amok hoch empor. Tränen liefen ihm übers verhutzelte Geflecht seiner Wangen, als er das Gesicht zur Höhlendecke hob und mit gramerstickter Stimme aufschrie. »Ach, Kevin! Das Leben ist süß, und ich habe nur für so kurze Frist gelebt! Muß ich denn vergehen?«
    Wie zur Antwort auf seine flehentliche Anrufung durchrüttelte ihn ein dritter Ruck. Er torkelte, als lösten sich seine Knochen voneinander, und sackte in den Trog. Im Handumdrehen zersetzte das Erdblut sein Fleisch, und Minuten später war er spurlos verschwunden.
    »Amok!« stöhnte Covenant hilflos auf. Durch den verwaschenen Schleier seiner sinnentleerten Tränen starrte er das rote Rinnsal des Erdbluts an. Aus dem Innern des Gesteins suchten immer neue Gleichgewichtsstörungen ihn heim, wirkten auf seine Muskeln wie ein Schwindelanfall. Er verlor jedes Gefühl dafür, wo er sich befand. Um sich einen Halt zu verschaffen, langte er zu, wollte sich auf Elenas Schulter stützen.
    Ihre Schulter war so hart und verkrampft, so verspannt von maßloser Zielstrebigkeit, daß sie sich unterm Stoff ihrer Robe anfühlte wie nackter Knochen. Sie schwebte am Rande zum Höhepunkt ihrer Verzückung; ihre gefräßig verzehrende Leidenschaft war für Covenant handgreiflich spürbar.
    Er war entsetzt. Trotz der Benommenheit, die seinen Verstand zu entwurzeln drohte, erkannte er nun den Ursprung des obskuren, abscheulichen Übelruchs.
    Das Übel stak in Elena, dem Hoch-Lord in Person.
    Anscheinend war sie sich dessen überhaupt nicht bewußt. »Amok ist dahingeschieden«, sagte sie im Ton kaum noch beherrschter Erregung. »Sein Zweck ist erfüllt. Nun darf's kein weiteres Säumen geben. Um der ganzen Erde willen muß ich von ihrem Blut trinken und mir die Macht des Gebots aneignen.« In Covenants Ohren klang ihre Stimme überladen mit begierigen Folgerungen, als sei Elena

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