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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gegen eine Wand, führte er eine VBG durch. Danach bemerkte er einen Spiegel aus hochpoliertem Stein und begutachtete darin seine Stirn. Er sah keine Narbe; die Heilerde hatte die Platzwunde vollkommen behoben. »Mhoram«, rief er; aber seine Stimme erzeugte einen unerwünscht flehentlichen Ton. Um jedem Bittstellertum entgegenzuwirken, begann er sich anzuziehen. Als Mhoram sich unter der Tür zeigte, mied Covenant seinen Blick. Er streifte das T-Shirt über, stieg in die Jeans und schnürte die Stiefel um seine Waden, dann begab er sich in die dritte Räumlichkeit der Zimmerflucht. Dort führte eine Tür auf einen Balkon. Mit Mhoram im Rücken trat er hinaus an die frische Luft. Sofort eröffneten sich seinem Blick Perspektiven mit krassen Höhenunterschieden, und ihn packte ein Schwindelanfall. Der Balkon ragte zur Hälfte aus der südlichen Steilwand Schwelgensteins, und zwar mehr als dreihundert Meter oberhalb der Vorberge zu Füßen des Steilabfalls. Die Tiefe schien unvermittelt unter ihm aufzuklaffen. Seine Höhenfurcht erfüllte seine Ohren mit Sausen; er warf seine Arme um die Steinbrüstung und klammerte sich krampfhaft daran fest, drückte sie an seine Brust. Im nächsten Moment war die schlimmste Anwandlung vorüber. Mhoram fragte ihn, was mit ihm sei, aber er verzichtete auf eine Erklärung. Mit tiefen Atemzügen richtete er sich auf und lehnte sich nachdrücklich mit dem Rücken an den in ermutigender Weise harten Fels der Festung. Von diesem Standort aus betrachtete er die Aussicht. Wie er sich erinnerte, füllte Schwelgenstein einen keilförmigen Fortsatz der unmittelbar im Westen befindlichen Berge aus. Vor vielen Jahrhunderten war die Festungsstadt von den Riesen aus dem Vorgebirge gehauen worden, zur Zeit des Alt-Lords Damelon Riesenfreund. Oberhalb der Feste Herrenhöh erstreckte sich nach Westen und Norden ein Plateau, um ein oder zwei der hiesigen Längenmaße über die Schleierfälle hinaus, ehe es mit dem zerklüfteten Westlandgebirge verschmolz. Die Fälle waren zu weit entfernt, um gesehen werden zu können, aber in der Ferne erkannte er den Weißen Fluß, wie er südwärts abbog, und seine leichte ostwärtige Biegung in die Richtung der Schleierfälle, wo er entsprang. Jenseits des Flusses erspähte Covenant im Südwesten die Hügel und offenen Ebenen, hinter denen Trothgard lag. In dieser Richtung ließen sich keine Anzeichen von Bebauung oder Landwirtschaft erkennen, wogegen man ostwärts fruchtbare Felder, Haine, Gewässer, Dörfer sah, die unter der Sonne glänzten, als lächelten sie vor Wohlergehen. Während Covenant Ausschau hielt, spürte er, daß hier Frühherbst herrschte. Die Sonne stand am südlichen Himmel, die Luft war beileibe nicht so warm, wie man aufgrund des Sonnenscheins glauben mochte, und der schwache Wind, der gegen die Steilwände Schwelgensteins heraufwehte, duftete nach den lehmigen Herbstsäften. Die gegenwärtige Jahreszeit im Lande – so verschieden vom frühjährlichen Wetter, dem er entrissen worden war – erneuerte seinen Eindruck von Diskrepanz, krasser und einfach undenkbarer Verpflanzung. Er fühlte sich an vielerlei Dinge erinnert, zwang sich jedoch dazu, mit dem vergangenen Abend anzufangen. »Seid ihr eigentlich schon auf den Gedanken gekommen«, meinte er unfreundlich, »daß Foul diesen armseligen Wegwahrer wahrscheinlich genau deshalb hat ziehen lassen, um euch dazu zu verleiten, mich herbeizubeschwören?«
    »Freilich«, lautete Mhorams Antwort. »Das ist des Verächters Art. Er gedenkt dich als das Hauptmittel zu unserer Vernichtung zu verwenden.«
    »Warum habt ihr's dann getan? Hölle und Verdammnis! Du weißt, wie ich darüber denke ... ich hab's dir oft genug klar gesagt. Ich möchte nicht ... ich will nicht für das, was mit euch geschieht, verantwortlich sein.«
    Lord Mhoram hob die Schultern. »Das ist der Widersinn im Weißgold. Hoffnung und Verzweiflung gehen bei uns Hand in Hand. Ohne jeden Beistand, dessen wir uns versichern, ohne jegliche Hilfe, die wir für uns ins Feld stellen können, besteht keinerlei Aussicht, daß wir Lord Fouls Macht mit Erfolg entgegenzutreten vermöchten. Wir vertrauen darauf, daß du dem Lande letzten Endes nicht den Rücken kehren wirst.«
    »Vierzig Jahre lang hattet ihr Zeit zum Nachdenken. Inzwischen müßtet ihr ja eigentlich wissen, wie wenig ich euer Vertrauen verdiene oder überhaupt wünsche.«
    »Mag sein. Desgleichen hält Streitmark Hile Troy uns entgegen – allerdings ist ihm mancherlei über

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