Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
einer ernsten Wunde arbeitet, bereitet sie einen tiefen Schlaf, um die Heilung zu fördern. Du wirst nun erholsam ruhen. Du bist zu lange ohne Ruhe gewesen.« Er und Bannor machten Anstalten zum Gehen. Doch Covenant fühlte das kühle Kribbeln sich seinem Herzen nähern. Mit schwacher Stimme rief er Mhoram zurück. Er stak voller Grausen; er mochte jetzt nicht allein bleiben. Ihm war egal, was sie redeten, wenn er nur Mhoram zurückhalten konnte. »Warum hat dieser ... Dukkha mich angegriffen?« wollte er wissen.
    Allem Anschein nach verstand Lord Mhoram ihn auch diesmal vollauf. Er stellte einen hölzernen Stuhl neben das Kopfende des Bettes und setzte sich hin. »Das ist eine erwägenswerte Frage, mein Freund«, erwiderte er mit gefaßter, gleichmäßiger Stimme. » Dukkha ist gleichsam bis zur Unkenntlichkeit zermartert worden, und ich vermag über die schlimmen Anwandlungen, die ihn antreiben, nur Vermutungen anzustellen. Doch mußt du bedenken, er ist ein Wegwahrer. Nach der Schändung des Landes dienten die Wegwahrer, während die neuen Lords zu Schwelgenstein ihr Werk begannen, dem Land über viele Geschlechterfolgen hinweg, nicht als Verbündete des Lords, sondern aufgrund des Verlangens, dem Land für die gefährlichen Taten und finsterlehrigen Umtriebe der Urbösen Wiedergutmachung angedeihen zu lassen. Auch in Dukkha lebt tief drinnen noch ein solches Wesen. Allem zum Trotze, was ihm zugefügt worden ist – auch wenn seine Seele nun durch die Macht des Steins versklavt ist, so daß er dem Verächter dient –, erinnert er sich noch daran, was er einst war, und verabscheut, was er nunmehr ist. Das ist Lord Fouls Vorgehen in allen Dingen ... seine Gegner zu zwingen, das zu werden, was sie am entschiedensten hassen, zu vernichten, was sie am meisten lieben. Mein Freund, es ist mir wenig angenehm, das aussprechen zu müssen, doch in meinem Herzen spüre ich, daß Dukkha dich angegriffen hat, weil du dem Lande deinen Beistand verweigerst. Der Wegwahrer kennt die Macht, welche du besitzt – er stammt ab von den Dämondim, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß er mehr von der Macht und den Nutzanwendungsmöglichkeiten des Weißgoldes als jeder Lord begreift. Nun ist seine Qual zu beispiellos, um noch für dich Verständnis empfinden zu können. Seines Ichs letzter Rest erkannte verworren, daß du ... dich verweigerst. Einen Augenblick lang war er genug der alte, um zu handeln. Ach, Ur-Lord! Du hast geäußert, das Land sei für dich nur ein Traum ... daß du befürchtest, wahnsinnig zu sein. Aber Wahnsinn ist in Träumen nicht die einzige Gefahr. Da ist überdies die Gefahr, daß man etwas verliert, das sich niemals wiedererlangen läßt.«
    Covenant seufzte. Der Lord hatte ihm eine einleuchtende Erklärung gegeben. Doch als Mhorams gleichmäßige Stimme verstummte, spürte er, wie sehr er ihren Klang benötigte – wie nah er am Rand eines Abgrunds stand, der ihm Entsetzen einflößte. Er streckte eine Hand aus, tastete in die Weite ringsum, fühlte schließlich seinen Finger im festen Griff von Mhorams Hand. Noch einmal unternahm er den Versuch, sich verständlich zu machen. »Sie war meine Frau«, sagte er leise. »Sie brauchte mich. Sie ... sie wird mir nie verzeihen, was ich ihr jetzt angetan habe.« Seine Erschöpfung war so groß, daß er Mhorams Gesicht nicht länger sehen konnte. Doch selbst als ihm das Bewußtsein schwand, spürte er die Faust des Lords wie einen unnachgiebig festen Halt. Mhorams Fürsorge spendete ihm Trost, und er schlief ein.
    Danach schwebte er unter einem weiten Himmel aus Träumen, ermeßbar nur an den Bewegungen der Sterne. Aus trüben Höhen schienen in steter Folge düstere Gestalten heranzuschwirren, um zuzuschlagen. Er konnte sie nicht abwehren, war so hilflos wie ein Kadaver. Doch jedesmal ergriff eine Faust seine Hand und ließ ihm Mut zuströmen. Sie war sein Anker, bis sein Bewußtsein zurückkehrte. Er blieb still liegen, ohne die Augen zu öffnen, erkundete zaghaft sich selbst, als habe er Beulen. Von der Brust abwärts war er in weiche, saubere Decken gehüllt. Und er konnte den Stoff mit den Zehen fühlen. Die kalte Taubheit toter Nerven war daraus verschwunden, durch heilsame Wärme vertrieben, die bis ins Mark seiner Knochen zu glühen schien. In seinen Fingern war die Veränderung noch offenkundiger. Seine rechte Faust war in die Decken gekrallt. Wenn er die Finger regte, konnte er mit den Kuppen die Beschaffenheit des Stoffs spüren. Seine Linke stak in so

Weitere Kostenlose Bücher