Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
dich unbekannt. Er befindet, daß Vertrauen zu jemandem, der unwillig ist, eine Narretei sei. Und er ist nicht davon überzeugt, daß wir den Krieg verlieren müssen. Er schmiedet kühne Pläne. Doch ich habe den Verächter lachen gehört. Ob zum Guten oder Schlechten, ich bin für den Großrat Seher und Orakel. Ich sehe und höre mancherlei ... ich bin Befürworter von des Hoch-Lords Entscheidung, dich zu uns zu rufen. Aus vielen Gründen. Thomas Covenant, wir haben die vergangenen Jahre nicht hier in Abgeschiedenheit gesessen und süße Träume des Friedens geträumt, während Lord Fouls Stärke wächst und er wider uns handelt. Vom letzten Augenblick deiner einstigen Anwesenheit im Lande an haben wir danach getrachtet, uns zur Verteidigung einzurichten. Kundschafter und Lords in Person sind vom einen bis zum anderen Ende durchs Land geritten, haben die Menschen zusammengerufen, sie gewarnt; wir haben vertieft, was wir an Wissen besitzen. Ich habe mich in die Zerspellten Hügel gewagt und am Rande des Glutaschenkamms gefochten ... doch davon pflege ich nicht zu reden. Zurück brachte ich Wissen um die Wütriche. Dukkha war nicht unser einziger Grund zu deiner Herbeirufung.«
    Selbst direkt im Sonnenschein bereitete das Wort ›Wütriche‹ Covenant ein Frösteln. Er dachte an den anderen Wegwahrer, den er einmal gesehen hatte, tot, einen eisernen Spieß im Herzen. »Was ist mit ihnen?« erkundigte er sich. »Was hast du erfahren?«
    »Viel und zugleich wenig«, entgegnete Mhoram mit einem Seufzen, »davon abhängig, wie man dies Wissen anwendet. Die Bedeutung dieser Erkenntnisse kann nicht mißverstanden werden – und dennoch entgeht uns ihr ganzer Wert. Als du zuletzt im Lande weiltest, brachten wir in Erfahrung, daß die Wütriche noch leben, daß sie, wie ihr Meister, beim Ritual der Schändung, das Kevin Landschmeißer in seiner Verzweiflung vollführte, nicht dem Untergang verfielen. Alte Sagen, die Kunde im Ersten Kreis des Wissens sowie Unterweisungen der Riesen vermittelten uns das Wissen um diese Wesen. Uns ist bekannt, daß sie Sheol, Jehannum und Herem hießen und als Körperlose lebten, sich von anderen Seelen nährten. Sobald der Verächter stark genug war, um sie zu kräftigen, versklavten sie Menschen und andere Geschöpfe, indem sie in ihre Leiber eindrangen und sich darin einnisteten, den Eigenwillen dieser Wesen niederdrückten und sodann das gefangene Fleisch für die Zwecke ihres Meisters mißbrauchten. In Gestalten verborgen, die nicht ihre waren, besaßen sie eine undurchschaubare Tarnung, so daß sie unter ihren Widersachern Vertrauen erlangen konnten. Durch solche Mittel lockte man in den Zeiten der Alt-Lords zahlreiche tapfere Verteidiger des Landes in den Tod. Unterdessen jedoch habe ich noch mehr erfahren. Nahe bei Fouls Hort erlitt ich eine Niederlage ... mußte mich einem weit überlegenen Gegner beugen. Ich floh durch die Zerspellten Hügel, nur den Stab Variols, meines Vaters, zwischen mir und dem Tod, und konnte nicht verhindern, daß mein Widersacher Hand an mich legte. Ich hatte gewähnt, gegen einen überlegenen Lehrenkundigen der Urbösen zu kämpfen. Doch ich sah mich eines Besseren belehrt – ich erfuhr etwas anderes.«
    Lord Mhoram starrte blicklos in die Weite des Himmels, erinnerte sich mit Grimm in den Augen an sein Erlebnis.
    »Ein Wütrich war's, gegen den ich focht«, sprach er einen Moment später weiter. »Ein Wütrich im Fleisch eines Urbösen. Die Berührung seiner Hand lehrte mich vieles. In der ältesten Vorzeit – jenseits der Herkunft unserer allerehrwürdigsten Sagen, noch vor der dunklen Zeit, in welcher Menschen ins Land kamen, noch vorm grausamen Abholzen des Einholzwaldes – besaß der Koloß am Wasserfall sowohl Sinn wie auch Macht. Er stand auf dem Landbruch und ragte gleich einer Wehrfaust übers Oberland auf, bewahrte es durch die Macht des Einholzwaldes vorm Eindringen finsterer Übelkeiten.«
    Unvermittelt verfiel er dann in einen getragen langsamen Gesang, einem Klagelied ähnlich, das geruhsam ausklang, eine Hymne, die die Geschichte vom Koloß erzählte, wie die Lords ihn zuvor kannten, ehe Variols Sohn seine neuen Erkenntnisse erlangte. In unterdrückter Trauer über verlorenen Glanz beschrieb das Lied den Koloß am Wasserfall – den gewaltigen steinernen Monolithen, aufgerichtet in Form einer Faust, der neben dem Wasserfall stand, mit dem sich der Landwanderer-Fluß aus den Ebenen von Ra in die Trümmerschwemme der Zerspellten Ebenen

Weitere Kostenlose Bücher