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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einer fremden Sprache. Covenant bemerkte die Verfehltheit der Sonnenbrille – sie war hier in der Klause seltsam deplaziert –, doch reizte ihn die Frage auf zu ärgerliche Weise, als daß er mit ihrer Beantwortung wegen irgendwelcher Unstimmigkeiten gezögert hätte. »Das ist mein Ehering«, entgegnete er barsch.
    Auf diese Erwiderung reagierte der Mann mit einem Achselzucken. »Du sprichst von deiner Frau aus vergangener Zeit. Ihr lebt getrennt – oder seid längst geschieden. Du kannst dein Leben jetzt nicht länger auf zwei Gleisen führen. Entweder wirf den Ring fort und bleib an dem kleben, was du anscheinend für Realität hältst – was immer das auch sein mag –, oder vergiß die Frau und erledige hier deine Pflicht.«
    »Meine Pflicht?!« Die Anmaßung in der Stellungnahme des Mannes gab Covenant genug Energie zum Widerstand. »Woher weißt du, was meine Pflicht ist?«
    »Mein Name ist Hile Troy.« Der Mann verbeugte sich knapp. »Ich bin der Streitmark des Kriegsheers der Herrenhöh. Meine Aufgabe besteht darin, mit aller Gründlichkeit herauszufinden, wie wir Fouls Heerscharen entgegentreten können.«
    »Zweifler«, fügte Elena langsam, beinahe widerwillig hinzu, »Hile Troy kommt aus deiner Welt.«
    Was? Die Behauptung des Hoch-Lords schien Covenant den Boden unter den Füßen wegzureißen. Die Abgespanntheit seiner Gliedmaßen gewann urplötzlich die Oberhand. Schwindel befiel ihn, als stünde er am Rand einer Klippe, und er taumelte. Mhoram fing seinen Sturz ab, als er auf die Knie sank. Das Geschehen lenkte die Bluthüter ab, die Dukkha beaufsichtigten. Ehe sie es verhindern konnten, entsprang der Wegwahrer ihrem Gewahrsam und stürzte sich mit einem Wutschrei auf Covenant. Um Covenant zu schützen, wirbelte Mhoram herum und versperrte Dukkha mit seinem Stab den Weg, unterband den Angriff. In der nächsten Sekunde schon hatten die Bluthüter den Wegwahrer wieder im Griff. Aber das sah Covenant nicht. Als sich Mhoram von ihm abkehrte, sackte er neben der Grube voller Glutgestein aufs Gesicht. Er fühlte sich unvorstellbar schwach und überwältigt von Verzweiflung, als verblute er. Für die Dauer einiger Augenblicke schwand ihm die Besinnung. Er erwachte infolge der Berührung von kühler Linderung auf seiner Stirn. Sein Kopf ruhte in Mhorams Schoß; behutsam strich der Lord Heilerde auf seine verletzte Stirn. Er spürte die Wirkung des heilkräftigen Schlamms augenblicklich. Von seiner Stirn herab breiteten sich Weichheit und Besänftigung in seine Gesichtsmuskeln aus, lockerte die Verkrampfung, die seine Gesichtszüge verzerrt hatte. Schläfrigkeit stieg in ihm empor, während die Heilerde ihm Befreiung brachte, die dauerhafte Fessel seines Geistes lockerte. Durch seine Ermattung sah er die Falle des Wahns sich langsam um ihn schließen. »Schaff mich hier raus!« sagte er mit soviel Inständigkeit, wie er seiner Stimme einfließen lassen konnte. Anscheinend verstand ihn der Lord. Entschieden nickte er und stand auf, zog Covenant mit sich hoch. Ohne ein weiteres Wort an den Großrat zu richten, wandte er sich um und erklomm die Treppe, geleitete Covenant, indem er ihn halb trug, aus der Klause.

4
     

»Daß man etwas verliert«
     
     
    Covenant hörte kaum, wie hinter ihm die großen Portale wieder zufielen; er war sich seiner Umwelt überhaupt kaum noch bewußt. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der inwärtigen Wirkung der Heilerde. Sie schien sich rings um seinen Schädel auszubreiten, in sein Fleisch einzusickern, übte auf ihn einen beruhigenden Einfluß aus, während sie auf sein Inneres auszustrahlen begann. Seine Haut kribbelte, und bald hatte die Wahrnehmung sein gesamtes Gesicht und den Hals erfaßt. Er erforschte die Wirkung wie die eines Gifts, eingenommen zur Beendigung seines Lebens. Als das Gefühl der Heilerde vom Halsansatz abwärts in seinen Brustkorb eindrang, wankte er und vermochte sich nicht wieder zu erholen. Bannor nahm ihn am anderen Arm. Der Lord und der Bluthüter trugen ihn durch die steinerne Stadt, strebten durch die miteinander verschachtelten Stockwerke der Herrenhöh hauptsächlich weiter nach oben. Zuletzt führten sie ihn in eine geräumige Suite wohnlicher Gemächer. Vorsichtig beförderten sie ihn ins Schlafzimmer, legten ihn aufs Bett und entkleideten ihn weit genug, um ihm Bequemlichkeit zu sichern.
    »Was du verspürst, ist die machtvolle Wirkung der Heilerde«, sagte Mhoram wie zur Ermutigung, dicht über Covenant gebeugt. »Wenn sie an der Behebung

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