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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zu. Sie hatte ihre Hände an den Mund erhoben und starrte an ihm vorüber zum Tisch. »Bei der Sieben!« stieß sie im Flüsterton hervor. »Was hast du getan?« Was ...? Er fuhr herum und schaute hin. Die Klinge des Krill war in die Steinplatte eingedrungen; sie stak in halber Länge im steinernen Tisch. Der weiße Edelstein leuchtete wie ein Stern. Mit verschwommener Allmählichkeit bemerkte er den Schmerz, der durch seinen Ringfinger pochte. Sein Ehering fühlte sich heiß und schwer an, fast wie geschmolzen. Doch er achtete nicht darauf; er fürchtete sich davor. Zittrig streckte er eine Hand aus, um den Krill anzufassen. Energie versengte seine Finger. Hölle und Verdammnis! Er riß seine Hand zurück. Unter heftigem Schmerz klemmte er die Finger unter die Achselhöhle des anderen Arms und stöhnte. Sofort widmete Elena ihre Aufmerksamkeit ihm. »Bist du verletzt?« erkundigte sie sich besorgt. »Was ist dir geschehen?«
    »Rühr mich nicht an!« röchelte Covenant.
    Verwirrt wich sie zurück, blieb stehen und musterte ihn, hin- und hergerissen zwischen ihrer Besorgnis um ihn und ihrer Verwunderung über das außergewöhnliche Funkeln des Edelsteins. Einen Moment später schüttelte sie sich, als entledige sie sich ihrer Verständnislosigkeit. »Zweifler«, sagte sie leise, »du hast das Krill zum Leben erweckt.«
    Covenant unternahm alle Anstrengungen, um ebenfalls, wie sie, seine Gefaßtheit zurückzugewinnen, aber seine Stimme bebte. »Das macht keinen Unterschied«, entgegnete er. »Es wird nichts nützen. Foul hat all die Macht, die wirklich zählt.«
    »Er besitzt kein Weißgold.«
    »Zur Hölle mit dem Weißgold!«
    »Nein!« widersprach sie ihm heftig. »Sprich nicht so. Ich habe mein Leben nicht für nichts gelebt. Meine Mutter und vor ihr ihre Mutter haben nicht umsonst gelebt!« Er begriff sie nicht, aber ihre plötzliche Empörung veranlaßte ihn zum Schweigen. Er fühlte sich zwischen ihr und dem Krill wie gefangen; er wußte nicht, was er sagen oder tun sollte. Ratlos starrte er den Hoch-Lord an, dessen Emotionen sich unterdessen in weitere Worte umwandelten. »Du sagst, das sei kein Unterschied – da wäre kein Nutzen. Bist du denn ein Prophet? Und bist du einer, was zu beginnen rätst du uns? Aufzugeben?« Für einen Augenblick kam ihre Selbstbeherrschung ins Wanken. »Niemals!« rief sie dann in erbittertem Zorn aus. Covenant glaubte Haß in ihren Worten zu hören. Doch da sank die Lautstärke ihrer Stimme wieder, und der Ton von Widerwillen schwand. »Nein! Im Lande gibt's niemanden, der beiseite stehen könnte und Zeuge sein, wie der Verächter nach seinem Willen verfährt! Wenn wir leiden und ohne Hoffnung sterben müssen, dann mag's so kommen. Aber verzweifeln werden wir nicht, auch wenn's der Zweifler selbst ist, der spricht, wir müßten's.«
    Sinnentleerte Empfindungen zwangen Covenants Gesicht zum Grimassieren, aber er brachte keine Antwort zustande. Seine eigenen Überzeugungen – oder seine Kräfte – waren zu Staub geworden. Sogar der Schmerz in seiner Hand war schon fast fort. Er nahm seinen Blick von Elena und zuckte zusammen, als er ihn unversehens auf den zudringlichen Anblick des Krill heftete. Ganz langsam, als sei er in den vergangenen Minuten erheblich gealtert, ließ er sich auf einen der steinernen Stühle sinken. »Ich wollte«, murmelte er ausdruckslos und mit hohlem Klang, »ich wollte, ich wüßte, was zu tun ist.« Beiläufig bemerkte er, daß Elena den Raum verließ. Aber er schaute erst auf, als sie zurückgekehrt war und unmittelbar vor ihm stand. In den Händen hielt sie eine Flasche mit Frühjahrswein, den sie ihm anbot. Im vielschichtigen Anderswo ihres Blicks sah er eine Fürsorge, die er nicht verdiente. Dennoch nahm er die Flasche und trank ausgiebig, auf eine Linderung der einschneidenden Pein in seiner Stirn bedacht – und auf eine Stütze für seinen im Nachlassen begriffenen Mut. Er fürchtete die Absichten des Hoch-Lords, welcher Art sie auch sein mochten. Elena war zu mitleidig, seiner Gewalttätigkeit gegenüber zu tolerant; sie gestattete ihm zuviel Abirrung, ohne ihm seine volle Freiheit zu gewähren. Trotz der Festigkeit Schwelgensteins unter seinen Füßen befand er sich, das spürte er, auf unsicherem Grund.
    Als Elena nach kurzem Schweigen erneut zu sprechen begann, wirkte sie, als müsse sie sich auf eine schwierige Haltung der Aufrichtigkeit vorbereiten; allerdings war keine Falschheit im unerklärlichen Zwitterfokus ihrer Augen. »Ich fühle

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