Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Ausdruck an. Trevor und Loerja hielten einander an den Händen. Verement schüttelte zwei- oder dreimal den Kopf, ließ sich aber dann besänftigen, als Mhoram ihn behutsam an der Schulter berührte. »Jeder von uns muß diese Sache für sich ausgiebig untersuchen«, sagte der Hoch-Lord während dieses Zustands der geistigen Verflochtenheit. »Der Krieg steht kurz bevor, und wir dürfen solchen Rätseln keine Geringschätzung entgegenbringen. Dich, Lord Amatin, betraue ich jedoch hauptsächlich mit der Erforschung Amoks und seines geheimen Wissens. Wenn's getan werden kann, müssen wir ihn ausfindig machen und uns seine Antworten geben lassen.« Lord Amatin nickte, Entschlossenheit im schmalen Gesicht. Dann endete die geistige Kommunikation, als hätten geistige Hände sich losgelassen, und gewisse Schwingungen von Intensität, die Covenant zwar erahnen, an denen er jedoch nicht teilhaben konnte, verschwanden aus der Luft. Wortlos ergriffen die Lords ihre Stäbe und schickten sich an, die Klause zu verlassen.
»Ist das alles?« brabbelte Covenant frappiert hervor. »Ist das alles, was ihr unternehmen wollt?«
»Nimm dich in acht, Covenant«, warnte ihn Troy leise.
Covenant warf dem Streitmark einen bösen Blick zu, aber Troys schwarze Schutzbrille schien ihn unempfindlich zu machen. Covenant wandte sich an den Hoch-Lord. »Ist das alles?« wiederholte er hartnäckig. »Möchtet ihr nicht mal wissen, was hier eigentlich im Gange ist?«
Elena schaute ihn gelassen an. »Weißt du's?«
»Nein. Natürlich nicht.« Er hätte am liebsten wie zum Protest hinzugefügt: Aber Bannor. Doch das war wieder so eine Äußerung, die er sich verkneifen mußte. Er hatte kein Recht dazu, dem Bluthüter für irgend etwas die Verantwortung zuzuschieben.
»Dann sei nicht zu schnell in deinem Urteil«, antwortete Elena. »Vieles hier bedarf noch der Erklärung, aber die Antworten müssen wir auf unsere Art und Weise suchen, wenn wir bereit zu sein wünschen.«
Bereit für was? hätte er gerne gewußt. Aber um sich mit dem Hoch-Lord anzulegen, dazu fehlte es ihm glattweg an Mumm; er fürchtete Elenas Augen. Um der Situation zu entfliehen, stapfte er an Bannor vorüber und verließ die Klause noch vor den Lords und Troy. Doch in seiner Suite fand sich für seine Frustration keinerlei Erleichterung.
Auch im Laufe der nachfolgenden Tage geschah nichts, das ihm irgendeinen Trost bereitet hätte. Elena, Mhoram und Troy blieben seinem alltäglichen Dasein so fern, als ob sie ihn absichtlich mieden. Bannor beantwortete seine ins Blaue gestellten Fragen kurz, aber höflich, doch sie erhellten so gut wie gar nichts. Sein Bart wuchs, bis er dicht und voll war und ihm das Aussehen eines vergammelten, fanatischen Wanderpredigers verlieh; aber das bewies nichts, änderte nichts. Der Vollmond rückte heran und begann wieder zu schwinden, doch der Krieg brach nicht aus; von den Kundschaftern und Spähtrupps kamen keine Nachrichten, keine Neuigkeiten, keine Beobachtungen. Rund um Covenant erbebte Schwelgenstein in der Anspannung seiner Bereitschaft; wohin er auch ging, er hörte gespanntes Flüstern, sah Hast und Dringlichkeit, aber man leitete keine Maßnahmen für einen Feldzug ein. Nichts geschah. Er streifte durch die Herrenhöh – und legte dabei bestimmt zahlreiche Längen zurück –, als versuche er einen Irrgarten zu durchmessen. Er trank Frühjahrswein in unmäßigen Mengen und schlief häufig einen todesgleichen Schlaf, als hoffe er, nie wieder aufzuwachen. Manchmal kam es sogar dahin mit ihm, daß er auf den nördlichen Zinnen der Festungsstadt stand und zuschaute, wie Troy und Quaan das Kriegsheer drillten. Aber es passierte nichts.
Die einzige Oase in dieser ereignislosen, bitteren Wildnis war für ihn die Gastfreundschaft Lord Callindrills und seiner Frau Faer. Eines Tages nahm Callindrill den Zweifler mit in seine private Wohnung hinterm Innenhof mit dem erleuchteten Boden, und dort servierte Faer ein Mahl, das ihn sein Verhängnis beinahe vergessen ließ. Sie war eine kräftige Steinhausenerin mit einer echten Begabung für Gastlichkeit. Vielleicht hätte er tatsächlich vergessen können – aber sie befaßte sich mit der alten Kunst der Suru-pa-maerl , wie es Lena auch getan hatte, und das weckte in ihm zu viele qualvolle Erinnerungen. Er dehnte seinen Besuch bei Faer und ihrem Gatten nicht zu lang aus. Doch bevor er sich verabschiedete, erläuterte Callindrill ihm ein paar der Faktoren, die seine gegenwärtige Situation in
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