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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sonnenschein. Sie betraten ein geräumiges Amphitheater unterm freien Himmel. Reihen steinerner Sitzbänke stiegen rundum abgestuft an und bildeten eine große schüsselartige Anlage rings um eine niedrige Bühne in der Mitte; hinter der letzten Reihe ragte der steinerne Wall, der das Bauwerk umschloß, ungefähr sechs bis acht Meter weit senkrecht auf und endete in der Höhe des Plateaus, auf dessen Fläche der Berg sich mit dem Himmel traf. Die nachmittägliche Sonne schien ins Amphitheater und spendete dem mattweißen Stein von Bühne, Sitzen und Wall Helligkeit und Wärme. Als Bannor und Covenant eintrafen, begannen die Sitzreihen sich zu füllen. Durch verschiedene Zugänge kamen Menschen aller Stände Schwelgensteins herein, darunter Bauern, Köche und Krieger, sowie die Lords Trevor und Loerja mit ihren Töchtern, um rings in der Anlage Plätze einzunehmen. Die größte Einzelgruppe jedoch setzte sich aus Bluthütern zusammen. Nach Covenants grober Schätzung saßen etwa hundert von ihnen auf den Steinbänken. Er empfand vages Erstaunen. Er hatte noch nie mehr als ein Dutzend Haruchai auf einem Haufen gesehen. »Was ist das denn überhaupt für ein Lied?« fragte er Bannor, nachdem er sich für eine Weile umgeblickt hatte. »Wie heißt es?«
    »Lord Kevins Klage«, gab Bannor leidenschaftslos zur Antwort. Da glaubte Covenant zu verstehen. Kevin. Er nickte bei sich. Klar, daß die Bluthüter das Lied hören wollten. Wie könnten sie weniger als aufs äußerste an allem interessiert sein, was ihnen möglicherweise dabei half, Kevin Landschmeißer zu begreifen? Denn Kevin war es gewesen, der Lord Foul ins Kiril Threndor rief, um das Ritual der Schändung zu vollziehen. Die Sage berichtete, Kevins Herz sei, als er erkannte, daß er den Verächter nicht schlagen konnte, schwarz geworden. Er hatte das Land zu tief geliebt, um es Lord Foul anheimfallen zu lassen. Doch er war gescheitert; er vermochte es nicht zu retten. Innerlich zerrissen von diesem Dilemma, sah er sich dazu getrieben, das Ritual zu wagen. Er sah, daß die Freisetzung solcher mörderischen Kräfte die Lords und all ihre Werke vernichten mußte, das Land vom einen bis zum anderen Ende verwüsten und für viele Generationen unbewohnbar machen. Er wußte, ihm war der Tod sicher. Aber er hatte gehofft, auch Lord Foul werde sterben, so daß das Land, sobald Leben dorthin zurückkehrte, von der Bosheit befreit sei. Er zog dies Risiko der Entscheidung vor, Lord Foul den Sieg zuzugestehen. Deshalb forderte er den Verächter ins Kiril Threndor. Er und Lord Foul führten das Ritual der Schändung durch, und so zerstörte Hoch-Lord Kevin Landschmeißer das Land, das er liebte. Und Lord Foul starb nicht. Für einige Zeit war er geschwächt, aber er hatte überlebt, war durchs Gesetz der Zeit bewahrt worden, das ihn – wie die Sagen behaupteten – auf der Erde gefangenhielt. Infolgedessen mußten jetzt das gesamte Land und die neuen Lords die Konsequenzen von Kevins Verzweiflungstat tragen. Unter diesen Umständen war es nicht überraschend, daß die Bluthüter darauf Wert legten, dies Lied zu hören – oder daß Bannor bei Covenant nachgefragt hatte, ob er auch zuhören möge. Während er derartige Überlegungen anstellte, bemerkte Covenant auf der anderen Seite des Amphitheaters erneut das Himmelblau der Lords. Er blickte auf und sah neben einem der Zugänge Hoch-Lord Elena stehen. Auch sie wollte das Lied hören. Mit ihr war Streitmark Troy gekommen. Covenant verspürte einen Drang danach, sich zu ihnen zu gesellen, aber ehe er sich zu einem Entschluß durchringen konnte, betrat die Sängerin das Amphitheater. Sie war eine hochgewachsene, prachtvolle Frau, schlicht in ein hochrotes Gewand gekleidet, und besaß goldblondes Haar, das ihren Kopf wie ein Funkenmeer umwogte. Während sie die Treppe zur Bühne hinabstieg, begrüßte das Publikum sie, indem es sich still erhob. Sie grüßte ihrerseits nicht. Ihre Miene spiegelte höchste Konzentration wider, als fühle sie sich bereits in ihren Gesangsvortrag ein. Als sie auf der Bühne stand, sprach sie kein Wort, sagte nichts zur Ankündigung oder Einleitung des Liedes, nannte nicht einmal den Titel. Statt dessen bezog sie Aufstellung in der Mitte der Bühne, sammelte sich einen Moment lang, während das Lied ihr zufloß, dann hob sie das Gesicht zur Sonne und ließ ihre Kehle erklingen. Zuerst ertönte ihre Melodie verhalten, sachlich und förmlich, deutete verborgene Not und Bitternis nur an.
     
    »Ich stand

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