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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schwelgenstein bestimmten. Der Hoch-Lord hatte Covenant herbeigerufen, erzählte Callindrill, nachdem der Großrat zu der Auffassung gelangt war, der Krieg könne praktisch in jedem Moment ausbrechen, so daß jeder weitere Aufschub der Herbeirufung sich als fatal erweisen machte. Aber Streitmark Troys Schlachtpläne ließen sich nicht in die Tat umsetzen, bevor er wußte, welche von zwei möglichen Routen Lord Fouls Heerscharen ins Oberland nahmen. Ehe der Streitmark von seinen Spähtrupps nicht eindeutige Nachrichten erhielt, konnte er die eigenen Scharen nicht ins Feld führen. Riskierte er eine Vermutung und täuschte sich, mußte eine Katastrophe folgen. So hatte man Covenant ohne weitere Umschweife ins Land geholt, und doch blieb er nun durch die Umstände sich selbst überlassen, stellte niemand ihm irgendwelche Forderungen. Außerdem gab es noch einen Grund, erwähnte der Lord, warum man Covenant schon jetzt, zu einem Zeitpunkt, der verfrüht wirkte, ins Land versetzt hatte. Streitmark Troy war ein starker Befürworter der Herbeirufung gewesen. Das überraschte Covenant, bis Callindrill ihm Troys Beweggründe erklärte. Der Streitmark nahm an, daß Lord Foul die Herbeirufung feststellen konnte. Durch Covenants Herholung, hoffte Troy, ließe sich auf den Verächter Druck ausüben, könne er sich dank seiner Furcht vor wilder Magie zum Angriff verleiten lassen, bevor er alle seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte. Die Zeit arbeitete für Lord Foul, denn seine für die Kriegführung aufbietbaren Mittel übertrafen die der Lords bei weitem, und wenn er sich genug Zeit zur Vorbereitung ließ, konnte er vielleicht Heerscharen ins Feld schicken, denen kein Kriegsheer noch zu widerstehen vermochte. Troy hoffte, daß Covenants Auftauchen den Verächter dazu veranlaßte, seine Vorbereitungen einzuschränken. Zum Schluß erwähnte Callindrill mit sanfter Stimme, daß Hoch-Lord Elena und Lord Mhoram den Zweifler in der Tat mieden. Covenant hatte nicht danach gefragt, aber anscheinend ahnte Callindrill einige der Ursachen seiner Verbitterung. Elena und Mhoram fühlten sich – jeweils auf die eigene besondere Weise – zu sehr in Covenants Dilemma verstrickt und gingen ihm daher aus dem Weg, um seine Seelenpein nicht unnötig zu erhöhen. Sie spürten, versicherte Callindrill, daß ihre persönlichen Appelle ihn stärker quälten als alles andere. Die Möglichkeit, daß er die Wasserkante aufsuchen könne, hatte Elena einen Schrecken eingejagt. Und Mhoram verzehrte sich fast in seinen Bemühungen um das Krill . Bis der nahe Krieg sie der Wahl beraubte, sahen sie weitmöglichst davon ab, ihn irgendwelchem Druck auszusetzen.
    »Naja, Troy hat mich ja gewarnt«, murmelte er vor sich hin, als er Callindrill und Faer verlassen hatte. »Er hat gesagt, daß sie Skrupel haben.« Er murrte mißgestimmt. »Es wäre besser«, fügte er einen Moment später hinzu, »all diese Leute würden endlich damit aufhören, mir Gefälligkeiten aufdrängen zu wollen.« Dennoch war er Faer und ihrem Ehemann dankbar. Ihre freundschaftliche Geste half ihm über die nächsten paar Tage hinweg, half ihm dabei, die abgründige Finsternis, die ihn belauerte, in Schach zu halten. Ihm war zumute, als faule er innerlich, aber er drohte nicht den Verstand zu verlieren.
    Aber ihm war ebenso klar, daß er nicht noch viel länger durchhalten konnte. Die Atmosphäre in Schwelgenstein war so gespannt wie eine Saite kurz vorm Reißen. In Covenants Innerm staute sich Anspannung und näherte sich dem Zustand von Verzweiflung. Als an einem Nachmittag Bannor an seine Tür klopfte, schrak ihn das Pochen derartig hoch, daß er beinahe aufschrie. Aber Bannor kam nicht herein, um ihn vom Kriegsausbruch zu unterrichten. Er erkundigte sich lediglich, ob der Zweifler gern ein Lied hören würde.
    »Ein Lied?« wiederholte Covenant verdutzt. Im ersten Moment war er zu verwirrt, um sich zu äußern. Eine solche Frage hatte er nicht erwartet, erst recht nicht von dem Bluthüter. Aber dann zuckte er eckig die Achseln. »Warum nicht?« Er sparte sich die Mühe, zu fragen, was Bannors ungewohnte Initiative ausgelöst habe. Mit gerunzelter Stirn verließ er mit Bannor seine Suite und schloß sich ihm an. Bannor führte ihn durch die Stockwerke der Festungsstadt, bis Covenant sich höher im Innern des ausgehöhlten Berges befand als jemals vorher. Schließlich machte der breite Korridor, dessen Verlauf sie folgten, eine Biegung, und sie gerieten unerwartet in hellen

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