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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Handlungsunfähigkeit ist Freiheit. Wenn man zu buchstäblich allem außerstande ist, kann niemand etwas von einem erwarten. Macht hat ihre eigenen Grenzen – sogar Allmacht. Nur die Handlungsunfähigen sind frei. Halt!« Er erstickte Troys Einspruch im Keim. »Ich will dir noch was sagen. Was du eigentlich von mir verlangst, ist doch, daß ich lerne, wie man mit dieser wilden Magie umgeht, damit ich hingehen und diese armen, elenden Kreaturen in Fouls Armee abschlachten kann. Na, das werde ich auf keinen Fall tun. Ich werde nicht mehr töten – und schon gar nicht im Namen von etwas, das nicht einmal real ist!«
    »Bravo«, meinte Troy mit gedämpfter, aus Sarkasmus gepreßter Stimme. »Herrjemine. Wo sind bloß die Menschen geblieben, die an etwas zu glauben pflegten?«
    »Sie bekamen Leprose und starben. Hast du dem Lied nicht zugehört?«
    Ehe Troy antworten konnte, umrundeten sie eine Ecke und gelangten an eine Kreuzung, wo mehrere Gänge zusammenliefen. Dort stand Bannor, als erwarte er sie. Er versperrte den Gang, den Covenant zu betreten beabsichtigte. »Nehmt einen anderen Weg«, sagte er ausdruckslos. »Biegt ab. Sofort!«
    Troy kam der Empfehlung nach, ohne zu zögern; er wandte sich nach rechts. »Warum?« fragte er kurz, während er sich entfernte. »Was ist los?«
    Aber Covenant folgte ihm nicht. Der geschwollene Kamm seines Ärgers, seine knochentief eingefressene Erbitterung, hielten ihn zurück. Er blieb stehen, wo er stand, und starrte den Bluthüter an. »Bieg ab!« forderte Bannor nochmals. »Der Hoch-Lord wünscht, daß ihr einander nicht begegnet.«
    »Covenant«, rief Troy vom Eingang zum benachbarten Korridor. »Komm!« Einen Moment lang erhielt Covenant seinen Starrsinn noch aufrecht. Aber Bannors unerschütterlich sturer Blick brach seinen Willen. Der Bluthüter wirkte so unzugänglich gegenüber harten Worten oder Zweifeln wie ein steinerner Wall. Covenant brabbelte verhalten irgend etwas ohne Sinn in seinen Bart und schloß sich Troy an. Aber er hatte schon zu lange getrödelt. Ehe er im nächsten Gang verschwinden konnte, kam aus dem Korridor hinter Bannor ein Mann in die Kreuzung. Sein Wuchs war hünenhaft und stämmig, er war so wuchtig wie eine Säule; sein umfangreicher Brustkorb trug die breiten, gewaltigen Schultern und starken Arme mit Leichtigkeit. Er näherte sich mit gesenktem Kopf, so daß sein dichter, rotgrauer Vollbart wie eine Last auf seiner Brust lag; sein Gesicht erweckte den Eindruck rotwangiger Kraftfülle, doch auf irgendeine unheimliche Weise ranzig geworden, gekräuselt durch irgendeine Beimischung von Galle. In die Schultern seines braunen Steinhausener Gewands war ein Muster aus weißen Blättern gewoben. Covenant erstarrte; ein Krampf von Zaghaftigkeit und Furcht durchwühlte seine Eingeweide. Er erkannte den Steinhausener. Im Ruhepunkt inmitten seines Kampfs empfand er Mitgefühl und Bedauern für diesen Mann, dessen Leben er verfinstert hatte, als sei er unfähig zu jeder Reue. Troy kam zurück. »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Warum sollen wir diesem Mann nicht über den Weg laufen? Er ist einer von den Rhadhamaerl . Covenant, das ist ...«
    Covenant unterbrach Troy. »Ich kenne ihn.«
    Trells Augen richteten sich rötlich auf Covenant, als seien sie nach Jahren überhöhten Innendrucks zu stark blutgefüllt. »Und ich kenne dich, Thomas Covenant.« Seine Stimme kam harsch über seine Lippen; sie klang mißbraucht, verkrampft, als habe er sie lange Zeit gebändigt, aus Sorge, sie könne zuviel von ihm entblößen. »Bist du noch nicht zufrieden? Bist du gekommen, um noch mehr Unheil anzurichten?«
    Das eigene Blut dröhnte unterm heftigen Pulsschlag in Covenants Ohren. »Es tut mir leid«, hörte er sich durch das Pochen zum zweiten Mal sagen.
    »Leid?« Trell erstickte fast an dem Wort. »Ist das genug? Erweckt das die Toten?« Für einen Moment erbebte er, als müsse er zerbröckeln. Sein Atem ging in tiefen, heiser keuchenden Zügen. Dann warf er ruckartig die Arme auseinander, wie jemand, der Fesseln sprengt. Er sprang vor und umschlang Covenants Brust, hob ihn vom Fußboden. Mit wildem Aufknurren begann er zu drücken, um Covenant die Rippen zu brechen. Covenant wollte aufschreien, seinen Schmerz hinausheulen, aber er vermochte keinen Laut hervorzubringen. Die Umklammerung von Trells Armen preßte die Luft aus seinen Lungen, lähmte sein Herz. Er fühlte sich innerlich einsacken, am eigenen Gegendruck eingehen. Verschwommen sah er in Trells

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