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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Trell und mich ... und Troy.«
    »Ja.«
    »Noch was, Bannor ...« Gleichmütig wartete der Bluthüter. »Ich werde so etwas nie wieder tun ... mich so an einem Mädchen vergreifen. Ich würd's ungeschehen machen, wenn's möglich wäre.« Er sprach, als schulde er Bannor dies Versprechen dafür, daß er ihm das Leben gerettet hatte. Aber Bannor ließ sich durch nichts anmerken, daß er verstand, was der Zweifler sagte, oder es ihm etwas bedeutete. »Bannor«, fügte Covenant einen Moment später hinzu, »du bist hier praktisch die einzige Person, die nicht wenigstens versucht hat, mir irgend etwas zu verzeihen.«
    »Die Bluthüter verzeihen nicht.«
    »Ich weiß. Ich entsinne mich. Dafür sollte ich dankbar sein.« Die Arme um seine Brust gelegt, wie um die Bruchstücke seiner selbst zusammenzuhalten, kehrte Covenant zurück in seine Unterkunft.

9
     

Glimmermere
     
     
    Noch ein Abend und eine Nacht verstrichen, ohne daß man irgend etwas von Lord Fouls Armee sah oder hörte – kein Schimmer von den Warnfeuern, die auf Veranlassung der Lords überall in den Mitt- und Nordlandebenen vorbereitet worden waren, ließ sich erspähen, keine Kundschafter trafen mit Nachrichten ein, man bemerkte keine Omen. Nichtsdestotrotz spürte Covenant, daß die Spannung in Schwelgenstein noch wuchs; indem die Angespanntheit sich verstärkte, erfüllten Schwingungen nervlicher Strapazen die stimmungsmäßige Atmosphäre nahezu hörbar, und die Herrenhöh schien gepreßter ein-, verhaltener auszuatmen. Selbst den Wänden seiner Zimmer glaubte Covenant das Nahen einer Gefahr anzusehen. Deswegen brachte er den Abend auf seinem Balkon zu und trank Frühjahrswein, um das Stechen in seinem Brustkorb zu lindern, betrachtete dabei die verwaschenen Schemen des abendlichen Dämmerlichts, als wären sie die Vorhut feindlicher Heerscharen, aus dem Untergrund selbst erstanden, um ihn zum Blutvergießen zu nötigen. Nach ein paar Flaschen des lieblichen, vollklaren Getränks gelangte er zu dem Eindruck, daß nur das Tastgefühl seines Barts an seinen Fingerkuppen zwischen ihm und Handlungen stand – Krieg und Töten –, die er nicht verkraften konnte. Während er in der Nacht schlief, träumte er von Blut – übermäßig tödlichen Wunden von rachsüchtiger, verwerflicher Aufwendigkeit, die ihn entsetzten, weil er so ganz genau wußte, ein paar Tropfen aus einem unbeabsichtigten Kratzer genügten für ihn; dies Zerhauen und Zerhacken von Fleisch war überflüssig. Aber seine Träume ließen nicht nach; sie störten seinen Schlaf, bis er sich zuletzt aus dem Bett schwang und wieder hinaus auf den Balkon trat, wo er in der allerfrühsten morgendlichen Dämmerung stand und über seine mißhandelten Rippen stöhnte.
     
    Umgeben von der Gespanntheit, die die Herrenhöh beherrschte, versuchte er, sich möglichst weitgehend auf näherliegende private Konsequenzen gefaßt zu machen – wartete er in einer Mischung aus Sorge und Starrsinn darauf, vom Hoch-Lord entschieden vorgeladen zu werden. Er rechnete keineswegs damit, daß Elena den Zusammenstoß mit ihrem Großvater ruhig hinnahm, und deshalb hatte er sich seit dem vorangegangenen Nachmittag ständig in seinem Quartier aufgehalten, damit sie wußte, wo sie ihn finden konnte. Dennoch tat sein Herz einen Satz, als es soweit war und von der Tür ein Klopfen ertönte. Seine Finger und Zehen kribbelten – er spürte in ihnen seinen Pulsschlag –, und er merkte, daß er wieder, trotz der Empfindlichkeit seines Brustkorbs, tief durchatmete. Er mußte einen flüchtigen bitteren Geschmack hinabschlucken, ehe er seine Stimme genug in der Gewalt hatte, um auf das Pochen antworten zu können. Die Tür ging auf, und Bannor trat ins Zimmer. »Der Hoch-Lord wünscht mit dir zu sprechen«, sagte er ohne irgendeine Betonung. »Bist du bereit zum Mitkommen?«
    Ja , stellte Covenant bei sich grimmig fest. Selbstverständlich. Bleibt mir vielleicht eine Wahl? Er hielt sich den Brustkorb, um weitere heftige Stiche zu verhindern, verließ seine Räumlichkeiten und strebte den Korridor entlang. Er schlug die Richtung zur Klause ein. Er nahm an, daß Elena ihren Ärger über ihn öffentlichen Ausdruck zu verleihen beabsichtigte – dafür zu sorgen, daß er sich angesichts der einhelligen Mißbilligung durch ganz Schwelgenstein in Grund und Boden schämte. Er hätte Trell aus dem Weg gehen können; seinerseits wäre nicht mehr nötig gewesen als ein Augenblick einfachen Vertrauens oder der Rücksichtnahme. Doch

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