Der siebte Schrein
und bemühten sich zu seinem Erstaunen, ihm auf die unterwürfigste Art ihre Ehrerbietung zu zeigen, indem sie sich beiseite drängten, um den Saum seiner Tunika zu küssen, im Sand vor ihm knieten oder sich sogar auf den Boden warfen. »Nein«, rief Valentine bestürzt. »Das ist nicht nötig. Es ist nicht richtig.« Magadone Sambisa befahl ihnen bereits schroff, daß sie zurückbleiben sollten, und Lisamon Hultin und Nascimonte drängten die in Valentines unmittelbarer Nähe aus dem Weg. Die Riesin machte es ruhig, gelassen, effektiv, aber Nascimonte rempelte sie heftiger an, und in seinen stechenden Augen konnte man regelrechten Abscheu erkennen. Andere drängten indessen herbei, so schnell sich die erste Welle verzog, und umringten ihn, von hektischer Entschlossenheit erfüllt.
Diese müden, ausgelaugten Leute hatten es tatsächlich so eilig, dem Pontifex ihre Unterwürfigkeit zu zeigen, daß er nicht umhin konnte, ihre Begeisterung als falsch und heuchlerisch anzusehen, eine groteske Übertreibung dessen, was angemessen gewesen wäre. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, fragte er sich, daß eine Gruppe von Piurivar, wie nieder und einfach auch immer, große und rückhaltlose Freude beim Anblick des Pontifex von Majipoor empfand? Oder aus eigenem Antrieb eine derartige spontane Demonstration des Entzückens inszenierte?
Einige von ihnen, sowohl Männer als auch Frauen, trieben es sogar so weit, als Ehrenbezeugung die Gestalt der Besucher nachzuahmen, so daß ein halbes Dutzend verschwommene und verzerrte Valentines vor ihm standen, zwei Nascimontes und eine groteske Imitation von Lisamon Hultin, nur halb so groß wie diese. Valentine war diese merkwürdige Ehre schon bei seinem Besuch in Ilirivoyne erwiesen worden, und er hatte sie damals als beunruhigend und sogar unheimlich empfunden. Auch jetzt fand er sie wieder peinigend. Sollten sie ihre Gestalt wandeln, wenn sie wollten - sie besaßen die Fähigkeit und konnten sie einsetzen, wie es ihnen beliebte -, aber diese Nachahmung der Gesichter ihrer Besucher hatte etwas fast Bedrohliches an sich.
Der Tumult wurde noch wilder und ausgelassener. Valentine bekam es unwillkürlich mit der Angst zu tun. Es waren mehr als hundert Dorfbewohner, aber nur eine Handvoll Besucher. Wenn die Lage außer Kontrolle geriet, konnte es Probleme geben.
Da ertönte inmitten des Tohuwabohus eine laute Stimme: »Zurück! Zurück!« Und sofort wich die ganze zerlumpte Bande der Gestaltwandler von Valentine zurück, als wären sie mit Peitschen geschlagen worden. Plötzlich herrschten Ruhe und Schweigen. Aus der jetzt reglosen Menge trat ein großer, ungewöhnlich kräftig und muskulös gebauter Metamorph. Er machte eine tiefe Verbeugung und verkündete mit einer tiefen, rollenden Stimme, wie Valentine sie noch nie bei einem Metamorphen gehört hatte: »Ich bin Vathiimeraak, der Vorarbeiter dieser Leute. Ich bitte Euch, fühlt Euch hier bei uns willkommen, Pontifex. Wir sind Eure Diener.«
Aber er hatte ganz und gar nichts Unterwürfiges an sich. Er war eindeutig ein Mann mit Autorität. In knappen Worten entschuldigte er sich für das unziemliche Verhalten seiner Arbeiter und erklärte, daß sie einfache Bauern seien, die nicht fassen konnten, daß sich ein Mächtiger des Reiches unter ihnen aufhielt, und ihm auf diese Weise lediglich ihren Respekt bezeugen wollten.
»Ich kenne diesen Mann«, murmelte Aarisiim in Valentines linkes Ohr.
Aber gerade jetzt bot sich keine Gelegenheit, mehr herauszufinden; denn Vathiimeraak, der sich abwandte, gab mit erhobener Hand ein Zeichen, worauf sich sofort wieder Chaos und Lärm breitmachten. Die Dorfbewohner rannten in ein Dutzend verschiedene Richtungen davon; manche kehrten fast sofort mit Tellern voll Würsten und Schalen mit Wein für ihre Gäste zurück, andere schleppten schiefe Tische und Bänke aus den Hütten. Ganze Scharen drängten sich erneut um Valentine und seine Begleiter und bedrängten sie diesmal, die Köstlichkeiten zu probieren, die sie anzubieten hatten.
»Sie geben uns ihr eigenes Essen!« protestierte Magadone Sambisa. Sie gab Vathiimeraak die Anweisung, das Fest abzusagen. Aber der Vorarbeiter entgegnete freundlich, daß es die Dorfbewohner kränken würde, wenn ihre Gastfreundschaft abgelehnt werde, und am Ende konnte man nichts tun: Sie mußten an einem Tisch Platz nehmen und von allem kosten, was ihnen die Dorfbewohner brachten.
»Wenn Ihr gestattet, Majestät«, sagte Nascimonte, als Valentine nach einer Schale
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