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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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müssen.«
    »Das bedeutet nicht, daß sie über Nacht alle zu braven Bürgern geworden sind, nicht wahr, Valentine?« fragte Nascimonte. »Es wäre doch denkbar, daß dieser Vathiimeraak, ein Mann von Faraataas Geblüt, immer noch ausgeprägte Rachegelüste . . .«
    Valentine sah zu Magadone Sambisa. »Als Ihr ihn als Vorarbeiter einstelltet, habt Ihr da gewußt, daß er mit Faraataa verwandt ist?«
    Sie wirkte peinlich berührt. »Nein, Majestät, das habe ich nicht. Aber ich wußte, daß er an der Rebellion teilgenommen und die Amnestie akzeptiert hatte. Und er kam mit den besten Empfehlungen. Wir sollen doch glauben, daß die Amnestie einen Sinn hat, nicht wahr? Daß die Rebellion aus und vorbei ist, daß allen, die daran teilgenommen und bereut haben, gestattet wird . . .«
    »Und glaubt Ihr, er hat wirklich bereut?« fragte Nascimonte. »Kann jemand das wirklich wissen? Ich sage, er ist von Kopf bis Fuß ein Betrüger. Diese laute, dröhnende Stimme! Diese geschraubte Ausdrucksweise! Dieses Übermaß an Ehrerbietung gegenüber dem Pontifex! Heuchelei, ohne Ausnahme. Und was die Ermordung von Huukaminaan betrifft, seht ihn Euch doch nur an! Glaubt Ihr, es war einfach, diesen armen Mann derart in Stücke zu schneiden? Aber Vathiimeraak ist wie ein Bidlakbulle gebaut. In diesem Dorf mit seinen dünnen, schwächlichen Leutchen fällt er auf wie ein Dwikkabaum auf einer Wiese.«
    »Daß er die Kraft für das Verbrechen hat, heißt noch lange nicht, daß er es auch getan hat«, sagte Valentine leicht verärgert. »Und diese andere Sache, daß er mit Faraataa verwandt ist - welches Motiv gäbe ihm das, diesen harmlosen alten Archäologen der Piurivar abzuschlachten? Nein, Nascimonte. Nein. Nein. Nein. Ihr und Tunigorn würdet keine fünf Minuten brauchen, um zu dem Urteil zu kommen, daß der Mann für den Rest seines Lebens in den Kerkern von Sangamor eingesperrt werden sollte, die tief unter dem Schloß liegen. Aber wir brauchen handfeste Beweise, bevor wir jemanden des Mordes beschuldigen.« Zu Magadone Sambisa sagte er: »Aber was hat es mit diesem Khivanivod auf sich? Warum wurde uns nicht gesagt, daß ein Khivanivod in diesem Dorf lebt?«
    »Er ist seit dem Tag nach dem Mord nicht mehr hier, Euer Majestät«, sagte sie und sah Valentine besorgt an. »Um ganz ehrlich zu sein, ich hatte ihn vollkommen vergessen.«
    »Was für eine Person ist er? Beschreibt ihn mir.«
    Ein Achselzucken. »Alt. Schmutzig. Eine erbärmliche Kreatur, die den Aberglauben anderer ausnutzt, wie all diese Stammesschamanen. Was soll ich sagen? Ich mag es nicht, ihn in meiner Nähe zu haben. Aber ich schätze, er ist der Preis, den wir zahlen müssen, um hier graben zu dürfen.«
    »Hat er Euch Ärger gemacht?«
    »Ein wenig. Er schnüffelt andauernd in allem herum und macht sich ständig Sorgen, daß wir ein Sakrileg begehen. Sakrileg, und das in einer Stadt, die die Piurivar selbst zerstört und verflucht haben! Welchen Schaden könnten wir hier anrichten, nach allem, was sie schon angerichtet haben?«
    »Dies war ihre Hauptstadt«, sagte Valentine. »Es stand ihnen frei, damit zu machen, was sie wollten. Das bedeutet nicht, daß sie froh sind, wenn wir hierherkommen und in den Ruinen wühlen. Aber hat er tatsächlich versucht, Euch in Eurer Arbeit zu behindern, dieser Khivanivod?«
    »Er ist dagegen, daß wir den Schrein des Untergangs öffnen.«
    »Aha. Ihr sagt, daß es politische Probleme deswegen gibt. Er hat eine offizielle Protestnote übergeben, nicht wahr?« Zu den Bedingungen, die Valentine für das Recht ausgehandelt hatte, Archäologen nach Velalisier zu schicken, gehörte auch ein Vetorecht der Piurivar bei jedem Aspekt der Arbeit, der ihnen mißfiel.
    »Bis jetzt hat er uns einfach nur gesagt, er wolle nicht, daß wir den Schrein öffnen«, sagte Magadone Sambisa. »Er und ich und Dr. Huukaminaan wollten uns deswegen letzte Woche zusammensetzen und versuchen, einen Kompromiß auszuarbeiten, auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, welche Möglichkeiten es für einen Kompromiß geben könnte, wenn eine Partei den Schrein öffnen und die andere ihn nicht öffnen will. Jedenfalls kam es aus den offensichtlichen tragischen Gründen nie zu dem Treffen. Jetzt, wo Ihr hier seid, könnt Ihr vielleicht den Disput für uns aus der Welt schaffen, wenn Torkkinuuminaad wieder von dort zurückkehrt, wohin er verschwunden ist.«
    »Torkkinuuminaad?« sagte Valentine. »Ist das der Name des Khivanivod?«
    »Torkkinuuminaad, ja.«
    »Diese

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