Der siebte Schrein
von Majipoor, mit dem großen funkelnden Messer in der Hand wartete.
»Majestät? Majestät?«
Valentine blinzelte und erwachte benommen. Ein Gestaltwandler stand über ihm, außerordentlich groß und von kräftiger Gestalt, die Augen so ausgeprägt schräg und zusammengekniffen, daß es auf den ersten Blick aussah, als hätte er gar keine. Valentine wollte erschrocken aufspringen, aber nach einem Moment erkannte er in dem Eindringling Aarisiim und entspannte sich.
»Ihr habt geschrien«, sagte der Metamorph. »Ich war auf dem Weg hierher, um Euch eine seltsame Neuigkeit wissen zu lassen, die ich herausgefunden habe, und als ich vor Eurem Zelt stand, habe ich Eure Stimme gehört. Ist alles in Ordnung, Euer Majestät?«
»Nur ein Traum. Ein sehr häßlicher Traum.« Der immer noch auf unangenehme Weise in seinem Kopf herumspukte. Valentine erschauerte und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. »Wie spät ist es, Aarisiim?«
»Die Stunde des Haigus, Majestät.«
Das war nach Mitternacht. Noch lange bis zur Dämmerung.
Valentine zwang sich, völlig wach zu werden. Mit weit geöffneten Augen starrte er in das praktisch konturlose Gesicht. »Ihr sagt, es gibt Neuigkeiten? Was für Neuigkeiten?«
Die Farbe des Metamorphen veränderte sich von einem blassen zu einem tiefen Grün, und er blinzelte drei- oder viermal mit den Augenschlitzen. »Ich habe heute abend mit einer Archäologin gesprochen, der Frau namens Hieekraad, die die Aufzeichnungen über die gefundenen Artefakte anlegt. Der Vorarbeiter der Gräber hat sie zu mir gebracht, der Mann Vathiimeraak aus dem Dorf. Es scheint, als wären er und Hieekraad ein Liebespaar.«
Valentine regte sich ungeduldig. »Kommt zur Sache, Aarisiim.«
»Ich bin dabei, Sir. Die Frau Hieekraad hat, so scheint es, dem Mann Vathiimeraak Dinge über die Ausgrabungen enthüllt, die ein gewöhnlicher Vorarbeiter sonst nicht wissen würde. Diese Dinge hat er mir heute abend erzählt.«
»Und?«
»Sie haben uns belogen, Majestät - alle Archäologen, die ganze Bande -, haben uns absichtlich etwas verheimlicht. Etwas ziemlich Wichtiges, eine bedeutende Entdeckung. Vathiimeraak brachte die Hieekraad zu mir, nachdem er von ihr erfahren hatte, daß wir auf diese Weise getäuscht worden waren, und bewegte sie dazu, mir die ganze Geschichte zu offenbaren.«
»Weiter.«
»Es ist folgendes«, sagte Aarisiim. Er schwieg einen Moment und schwankte, als würde er jeden Moment in einen bodenlosen Abgrund stürzen. »Dr. Huukaminaan fand zwei Wochen vor seinem Tod eine Grabstätte, die bis dahin unentdeckt war. Diese lag in einer sonst verlassenen Region am westlichen Stadtrand. Magadone Sambisa war bei ihm. Es war eine Stätte aus der Zeit, nachdem die Stadt verlassen worden war, wie die historische Datierung ergab. Nämlich aus einer Ära nicht lange nach der von Lord Stiamot.«
»Aber wie kann das sein?« fragte Valentine stirnrunzelnd. »Selbst wenn wir die Kleinigkeit, daß dieser Ort verflucht war und kein Piurivar gewagt hätte, nach seiner Zerstörung auch nur einen Fuß hineinzusetzen, völlig außer acht lassen - zu der Zeit lebten nicht einmal Piurivar auf diesem Kontinent. Stiamot hatte sie alle in Reservate auf Zimroel bringen lassen. Das weißt du sehr gut, Aarisiim. Hier stimmt etwas nicht.«
»Es war keine Grabstätte der Piurivar, Euer Majestät.«
»Was?«
»Es war das Grab eines Menschen«, sagte Aarisiim. »Das Grab eines Pontifex, wie diese Frau Hieekraad sagte.«
Valentine hätte nicht überraschter sein können, wenn Aarisiim eine Bombe gezündet hätte. »Eines Pontifex?« wiederholte er benommen. »Das Grab eines Pontifex, hier in Velalisier?«
»Das hat Hieekraad behauptet. Eine eindeutige Bestimmung. Die Symbole an den Wänden des Grabes . . . das Zeichen des Labyrinths und andere ähnliche Details . . . die zeremoniellen Gegenstände, die bei dem Leichnam gefunden wurden . . . Inschriften: Alles deutete daraufhin, daß es sich um das Grab eines Pontifex handelte, Tausende Jahre alt. Das hat sie gesagt, und ich denke, es war die Wahrheit. Vathiimeraak stand neben ihr, während sie es erzählte, und schaute finster drein. Sie hatte in dem Moment zu große Angst vor ihm, um irgendwelche Lügen aufzutischen.«
Valentine stand auf und schritt aufgebracht im Zelt hin und her. »Beim Göttlichen, Aarisiim! Wenn das stimmt, hätte man mich sofort in Kenntnis setzen müssen, nachdem der Fund gemacht wurde. Oder es zumindest nach meiner Ankunft hier
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