Der siebte Schrein
zungenbrecherischen Gestaltwandlernamen«, sagte Nascimonte mürrisch. »Torkkinuuminaad! Vathiimeraak! Huukaminaan!« Er warf Aarisiim einen giftigen Blick zu. »Beim Göttlichen, Mann, war es wirklich unbedingt notwendig für Eure Rasse, sich Namen zu geben, die so vollkommen unaussprechlich sind, wo es doch ganz leicht . . .«
»Das System ist äußerst logisch«, erwiderte Aarisiim gelassen. »Die Verdopplung der Vokale im ersten Teil des Namens hat . . .«
»Verschiebt diese Diskussion auf ein andermal, bitte«, sagte Valentine und machte eine entsprechende Handbewegung. Zu Magadone Sambisa sagte er: »Aus reiner Neugier, wie war das Verhältnis zwischen dem Khivanivod und Dr. Huukaminaan? Schwierig? Gespannt? Hielt er es für ein Sakrileg, die Ruinen vom Unkraut zu befreien und einige der Gebäude wieder aufzubauen?«
»Überhaupt nicht«, sagte Magadone Sambisa. »Sie haben Hand in Hand gearbeitet. Sie empfanden größten Respekt füreinander, auch wenn der Göttliche allein weiß, wie Dr. Huukaminaan diesen schmutzigen alten Wilden auch nur eine Minute ertragen konnte . . . Warum? Wollt Ihr andeuten, daß Torkkinuuminaad der Mörder gewesen sein könnte?«
»Ist das so unwahrscheinlich? Ihr selbst hattet nicht ein einziges gutes Wort über ihn zu sagen.«
»Er ist ein Ärgernis, und zumindest in der Frage des Schreins hat er ein echtes Hindernis für unsere Arbeit dargestellt. Aber ein Mörder? Nicht einmal ich würde soweit gehen, Euer Majestät. Jeder konnte sehen, daß er und Huukaminaan große Zuneigung füreinander empfanden.«
»Wir sollten ihn trotzdem befragen«, sagte Nascimonte.
»Wahrlich«, entgegnete Valentine. »Ich möchte, daß morgen Kundschafter durch die Ausgrabungsstätte geschickt werden, um nach ihm zu suchen. Er hält sich irgendwo in den Ruinen auf, richtig? Finden wir ihn und bringen ihn her. Wenn das seine spirituelle Klausur unterbricht, dann tut sie das eben. Sagt ihm, daß der Pontifex ihn zu sich befiehlt.«
»Ich werde dafür sorgen«, sagte Magadone Sambisa.
»Der Pontifex ist jetzt sehr müde«, sagte Valentine. »Der Pontifex geht schlafen.«
Als er sich nach den endlosen Mühen des Tages endlich allein in seinem königlichen Zelt befand, vermißte er Carabella mit einer Intensität, die ihn überraschte: die kleine und drahtige Frau, die sein Schicksal während jener seltsamen Zeit, als er, seines Gedächtnisses und Wissens um sich selbst beraubt, in Pidruid an der Küste des anderen Kontinents gewesen war, fast von Anfang an mit ihm geteilt hatte. Sie, die ihn nur um seiner selbst willen geliebt hatte, ohne zu wissen, daß er in Wahrheit ein von seinem rechtmäßigen Thron gestoßener, seiner wahren Identität beraubter Coronal war, hatte ihm geholfen, sich der Jongleurstruppe von Zalzan Kavol anzuschließen; nach und nach hatten ihrer beider Leben sich ineinander verschlungen; und als er seine erstaunliche Rückkehr an die Macht bewerkstelligt gehabt hatte, da war sie ihm auf den Gipfel der Welt gefolgt.
Er wünschte sich, sie wäre jetzt bei ihm. Würde neben ihm sitzen und mit ihm reden, wie immer vor dem Schlafengehen. Um sich mit ihm über alle verzwickten Probleme zu unterhalten, mit denen er im Laufe des Tages konfrontiert worden war. Um ihm zu helfen, den Sinn hinter diesen verschlungenen Rätseln zu begreifen, die ihm diese tote Stadt aufgab. Und einfach, um bei ihm zu sein.
Aber Carabella war nicht mit ihm nach Velalisier gekommen. Es sei eine alberne Zeitverschwendung, hatte sie gesagt, daß er persönlich dorthin gehe, um den Mord aufzuklären. Schick Tunigorn; schick Mirigant; schick Sleet; schick jeden beliebigen hohen pontifikalen Beamten! Aber warum solltest du selbst gehen?
»Weil ich muß«, hatte Valentine geantwortet. »Weil ich die Verantwortung dafür übernommen habe, die Metamorphen in das Leben dieser Welt zu integrieren. Die Ausgrabungen in Velalisier sind ein wichtiger Teil dieses Unternehmens. Und der Mord an dem alten Archäologen bringt mich zu der Überzeugung, daß Kräfte am Werk sind, die versuchen, diese Ausgrabungen zu behindern.«
»Das ist weit hergeholt«, hatte Carabella darauf erwidert.
»Und wenn schon. Aber du weißt, wie sehr ich mich nach jeder Gelegenheit sehne, das Labyrinth zu verlassen, und sei es nur eine oder zwei Wochen. Aus diesem Grund werde ich nach Velalisier gehen.«
»Und ich nicht. Ich verabscheue diesen Ort, Valentine. Es ist ein gräßlicher Ort des Todes und der Zerstörung. Ich habe ihn
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