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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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anderen nicht sehen, weil mir so etwas wie eine Rauchwolke die Sicht nahm. Erst als ich das Ende der Wendeltreppe erreichte und lautlos den Boden der großen Kammer betrat, konnte ich die vier Gestalten richtig erkennen.
    Sie standen mitten in einem Raum, der so ungeheuer groß war, daß nicht einmal das Licht der Fackeln, die mein Liebster und Avalles trugen, bis in die höchsten Ecken leuchten konnte. Vor ihnen ragte das Ding auf, das ich für Rauch gehalten hatte. Ich konnte es immer noch nicht deutlich erkennen, obwohl die Fackeln nur eine Armeslänge davon entfernt brannten, aber nun schien es ein großer Baum mit schwarzen Blättern und schwarzem Stamm zu sein. Ein Schatten hüllte ihn ein und verbarg alles bis auf den gröbsten Umriß, ein dunkles Leichentuch wie der Nebel, der an einem Wintermorgen die Hügel verbarg, aber ich war sicher, daß es kein Nebel war, worin der Umriß des Baums kauerte. Es war reine Dunkelheit.
    »Ihr müßt euch entscheiden, ob Ihr auf mich oder einen jungen Soldaten hören wollt«, sagte die Hexe zu meinem Stiefvater. »Ich sage es noch einmal - wenn ihr auch nur ein Blatt abschneidet, wird euch das als Plünderer ausweisen, und es wird kein gutes Ende mit euch nehmen. Könnt Ihr das nicht spüren?«
    »Und ich glaube, Tellarin hat recht«, verkündete Avalles, aber seine Stimme klang längst nicht so überzeugt wie seine Worte. »Sie versucht, uns zu überlisten.«
    Mein Vater sah von dem Baumschatten zu der Hexe. »Wenn wir kein Holz mitnehmen dürfen, warum hast du uns dann hierhergeführt?« fragte er langsam, als kostete ihn allein das Sprechen große Anstrengung.
    Ich konnte das gallige Lächeln in Valadas Antwort hören. »Ihr habt mich zwei Monde in Eurem feuchten Steinhaufen gefangengehalten und meine Hilfe bei der Beantwortung Eurer verrückten Fragen gesucht. Wenn Ihr nicht glaubt, daß ich weiß, was ich weiß, warum habt Ihr mich dann in Ketten gelegt und hierherbringen lassen?«
    »Aber das Holz . . .?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ihr nichts zum Verbrennen mitnehmen könnt, ich habe gesagt, daß Ihr ein Narr wärt, eine Axt oder ein Messer gegen den Großen Hexenbaum zu erheben. Es liegen abgestorbene Zweige darunter, wenn Ihr kühn genug seid, danach zu suchen.«
    Sulis wandte sich an Avalles. »Geh etwas abgefallenes Holz sammeln, Neffe!«
    Der junge Ritter zögerte, dann gab er meinem Stiefvater die Fackel und ging leicht unsicheren Schrittes auf den großen, dunklen Baum zu. Er beugte sich unter die äußeren Äste und war nicht mehr zu sehen. Nach zwischenzeitlichem Schweigen kam Avalles wieder herausgestolpert.
    »Es ist . . . zu dunkel, um etwas zu erkennen«, keuchte er. Das Weiße an den Rändern seiner Augen war zu sehen. »Und es ist etwas da drin - möglicherweise ein Tier. Ich . . . ich kann es atmen spüren.« Er drehte sich zu meinem Vater um. »Tellarins Augen sind besser als meine.«
    Nein! wollte ich schreien. Das Baum-Ding stand da und wartete in seinen Schatten, die keine Fackel durchdringen konnte. Ich war bereit, aus meinem Versteck zu stürmen und meinen Liebsten anzuflehen, nicht in die Nähe des Baums zu gehen, aber Lord Sulis fluchte, als hätte er meinen stummen Aufschrei gehört, und drückte Avalles die Fackel wieder in die Hand.
    »Bei Pelippa und ihrer Schüssel!« sagte mein Stiefvater. »Ich werde es selbst tun.«
    Kurz bevor er zwischen den Ästen hindurchtrat, glaubte ich die Blätter flüstern zu hören, obwohl kein Wind in dem Raum ging. Das leise Zischeln und Rascheln wurde lauter, vielleicht weil sich mein Stiefvater seinen Weg unter den dicken Ästen bahnen mußte. Lange Augenblicke vergingen; dann wurde das Rascheln noch heftiger. Schließlich kam Sulis ein wenig stolpernd wieder heraus und schien unter jeden Arm ein langes Scheit Schatten geklemmt zu haben. Tellarin und Avalles traten vor, um ihm zu helfen, aber er wies sie ab und schüttelte den Kopf, als hätte er einen Schlag abbekommen. Selbst in dem dunklen Raum konnte ich erkennen, daß er sehr blaß geworden war.
    »Du hast die Wahrheit gesprochen, Valada«, sagte er. »Keine Axt. kein Messer.«
    Ich sah zu, wie er Avalles und meinem Liebsten befahl, aus Steintrümmern, die in der gesamten Kammer verstreut lagen, einen Kreis auf dem Boden zu formen. Er legte die beiden Holzscheite, die er geholt hatte, in die Mitte dieses Kreises, dann zündete er das Hexenholz mit Hilfe von Zunder aus einem Beutel an seinem Gürtel und einer der Fackeln an. Als das seltsame Feuer

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