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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der großen Burg bleiben, die Lord Sulis wiederaufgebaut hat - es sind kaum noch welche von unserem Haushalt übrig, und diejenigen, die bleiben, bleiben nur aus Liebe zu mir. Wenn ich nicht mehr bin, wird wahrscheinlich nicht einmal jemand hier sein, um unsere Gräber zu pflegen.
    Ich kann nicht sagen, warum ich diesen freudlosen Ort zu meiner Heimat gewählt habe, sowenig wie ich sagen kann, warum ich das Leben meines Stiefvaters über das meines wunderschönen, ränkevollen Tellarin gestellt habe. Ich nehme an, weil ich Angst davor hatte, etwas auf Blut zu gründen, das auf etwas Besserem gegründet werden sollte. Weil Liebe nicht berechnend ist, sondern Entscheidungen trifft und sich rückhaltlos daran hält.
    Aus welchen Gründen auch immer, ich habe meine Entscheidung getroffen.
    Als er mich aus den Tiefen zurück ans Tageslicht getragen hatte, erwähnte mein Stiefvater jene schreckliche Nacht kaum noch. Er blieb bis ans Ende seiner Tage distanziert, blieb voller Schatten, aber manchmal glaubte ich einen Frieden in ihm zu spüren, der vorher nicht da war. Ich konnte nicht sagen, warum das so war.
    Als er schließlich auf dem Totenbett lag und sein Atem schwächer und schwächer wurde, saß ich jeden Tag stundenlang an seiner Seite und erzählte ihm alles, was sich im Hochhorst zutrug, erzählte ihm von den Renovierungsarbeiten, die noch andauerten, und von den Bewohnern und Herden, als könnte er jeden Moment wieder aufstehen und seine Herrschaft fortsetzen. Aber wir wußten beide, daß es dazu nicht kommen würde.
    Als der letzte Augenblick nahte, bekam sein Gesicht einen ruhigen, erwartungsvollen Ausdruck - nicht Angst, sondern etwas, das schwieriger zu beschreiben ist. Als er um seine letzten Atemzüge rang, fiel mir plötzlich etwas ein, das ich in seinem Buch gelesen hatte, und mir wurde klar, daß ich in jener längst vergangenen Nacht einen Fehler gemacht hatte.
    ». . . Sie wird mir den Weg des Schwarzen Feuers zeigen, sonst gibt es keine Hoffnung«, hatte er geschrieben. »Entweder sie antwortet, oder der Tod.«
    Er hatte nicht gemeint, daß er sie töten würde, wenn sie ihm nicht gab, was er brauchte. Er hatte gemeint, wenn sie ihm nicht helfen konnte, eine Antwort zu finden, würde er warten müssen, bis der Tod zu ihm kam, um die Wahrheit zu erfahren.
    Und nun würde er endlich eine Antwort auf die Frage bekommen, die ihn so lange gequält hatte.
     
    Wie auch immer die Antwort ausgefallen sein mag, Sulis kehrte nicht zurück, um sie mir zu verraten. Jetzt bin ich eine alte, alte Frau und werde sie bald genug selbst herausfinden. Es mag seltsam sein, aber ich stelle fest, daß es mich nicht besonders bekümmert. In einem Jahr mit Tellarin, in jenen Monaten inbrünstiger Liebe, habe ich ein ganzes Leben gelebt. Seitdem habe ich ein anderes gelebt, ein langes, langsames Leben, dessen kleine Freuden die Augenblicke des Leids weitgehend ausgeglichen haben. Zwei Leben sind gewißlich genug für jeden - wer braucht die endlose Lebensspanne der Unsterblichen? Schließlich wäre eine Ewigkeit der Schmerzen kein Geschenk, wie der brennende Mann deutlich gemacht hat.
    Und jetzt, wo ich meine Geschichte erzählt habe, kommen mir selbst die Geister, die mich manchmal um Mitternacht noch aus dem Schlaf reißen, mehr wie alte Freunde vor als etwas, das man fürchten muß.
    Ich habe meine Entscheidung getroffen.
    Ich denke, ich bin zufrieden.

Das Lied von Eis und Feuer
    GEORGE R. R. MARTIN

Die Herren von Winterfell (1997)
    Das Erbe von Winterfell (1998)
    Eines der jüngsten großen, mehrbändigen Fantasy-Epen ist George R. R. Martins Das Lied von Eis und Feuer, das, wenn es vollständig vorliegt, acht Bände umfassen wird. Die gewaltige Saga spielt in der Welt der Sieben Königreiche, einem Land, wo die Jahreszeiten aus dem Gleichgewicht sind und Sommer und Winter beide jahrelang andauern.
    Zu Beginn des ersten Bandes erfährt der Leser, daß drei adlige Familien sich verschworen haben, um ihren wahnsinnigen König zu stürzen und das Königreich in ihre Gewalt zu bekommen. Die Lannisters, Baratheons und Starks leben alle in einem trügerischen Waffenstillstand, der bald gebrochen wird, als Robert Baratheon, der gegenwärtige König, Ned Stark bittet, aus der nördlichen Stadt Winterfell zu ihm zu kommen und bei den Regierungsgeschäften zu helfen, ihm den begehrten Titel Rechte Hand des Königs verleiht und ihn damit zum zweitmächtigsten Mann der Sieben Königreiche macht. Neds Bemühungen, den Mord an seinem

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