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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vorgänger in diesem Amt aufzuklären, verstricken ihn sogleich in einen Konflikt mit der Königin und ihren Brüdern. So gerät das Machtgleichgewicht zwischen den großen Familien ins Wanken. Als der Kampf um den Thron tödliche Formen annimmt, regen sich im Norden, hinter dem großen Eiswall, der die Sieben Königreiche und alle Regionen der Menschen beschützt, weit bedrohlichere Kräfte.
    Das Land wird von einem Bürgerkrieg bedroht, als die Lannisters Robert töten und versuchen, die Macht an sich zu reißen, wobei sich ihnen nur die Starks und die Baratheons entgegenstellen. In der Zwischenzeit verkauft Viserys, das Oberhaupt der Familie Targaryen, seine Schwester in eine Ehe und bekommt als Gegenleistung Armeen, die ihm helfen sollen, die Sieben Königreiche zu erobern.
    Die kommenden Bände der Serie werden die allmähliche Ausweitung und Aufklärung dieses schrecklichen, vielseitigen Konflikts schildern, der diese unglückselige Welt heimsucht.
    Die nachfolgende Geschichte, »Der Heckenritter«, spielt etwa hundert Jahre vor den in Die Herren von Winterfell und Das Erbe von Winterfell geschilderten Ereignissen.

GEORGE R. R. MARTIN
Der Heckenritter
    Eine Geschichte aus den Sieben Königreichen
    Der Frühlingsregen hatte den Boden aufgeweicht, daher fiel es Dunk nicht schwer, das Grab zu schaufeln. Er entschied sich für eine Stelle am Westhang eines flachen Hügels, da der alte Mann immer gern den Sonnenuntergang gesehen hatte. »Wieder ein Tag vorbei«, hatte er stets geseufzt, »und wer weiß, was uns der Morgen bringen wird, was, Dunk?«
    Nun, ein Morgen hatte Regen gebracht, der sie bis auf die Knochen durchnäßte, und der Morgen danach nasse, böige Winde, der nächste Kälte. Am vierten Tag war der alte Mann zu schwach gewesen, um zu reiten. Und nun war er nicht mehr. Noch vor wenigen Tagen hatte er beim Reiten gesungen, das alte Lied, das davon handelte, nach Gulltown zu gehen, eine hübsche Maid zu suchen, aber statt Gulltown hatte er Ashford gesungen. Nach Ashford, um eine hübsche Maid zu suchen, he-ho, he-ho, dachte Dunk beim Graben traurig.
    Als das Loch tief genug war, hob Dunk den Leichnam des alten Mannes hoch und trug ihn dorthin. Er war ein kleiner Mann gewesen, und dünn; ohne Halsberge, Helm und Schwertgürtel schien er kaum mehr zu wiegen als ein Sack voll Laub. Dunk war riesengroß für sein Alter, ein schlurfender, zerzauster, kräftiger Junge von sechzehn oder siebzehn Jahren (niemand war sich da ganz sicher), der an die zwei Meter maß und gerade erst allmählich Fleisch auf die Knochen bekam. Der alte Mann hatte seine Stärke oft gelobt. Mit seinem Lob war er immer großzügig gewesen. Mehr hatte er auch nicht zu geben.
    Dunk legte ihn in das Grab hinein und blieb einige Zeit über ihm stehen. Der Geruch von Regen hing wieder in der Luft, und er wußte, er sollte das Loch zuschaufeln, ehe es zu regnen anfing, aber es war schwer, Erde auf das müde alte Gesicht zu schaufeln. Es sollte ein Septon hier sein, um ein paar Gebete für ihn zu sprechen, aber er hat nur mich. Der alte Mann hatte Dunk alles beigebracht, was er über Schwerter und Schilde und Lanzen wußte, war aber nie besonders gut darin gewesen, ihm Worte beizubringen.
    »Ich würde dir dein Schwert lassen, aber das würde nur im Boden rosten«, rechtfertigte er sich schließlich. »Ich schätze, die Götter werden dir ein neues geben. Ich wünschte, du wärst nicht gestorben, Ser.« Er verstummte, da er nicht sicher war, was noch gesagt werden mußte. Er kannte keine Gebete, jedenfalls keine vollständigen; der alte Mann hatte nie viel vom Beten gehalten. »Du warst ein wahrer Ritter und hast mich nie geschlagen, wenn ich es nicht verdient hatte«, brachte er schließlich heraus, »abgesehen von dem einen Mal in Maidenpool. Es war der Junge vom Gasthof, der den Kuchen der Witwe gegessen hat, nicht ich, das habe ich dir gesagt. Spielt jetzt aber keine Rolle mehr. Mögen die Götter dich aufnehmen, Ser.« Er kickte Erde in das Loch, dann füllte er es zielstrebig, ohne das Ding auf dem Grund einmal anzusehen. Er hatte ein langes Leben, dachte Dunk. Er muß näher an sechzig als an fünfzig gewesen sein, und wie viele Männer können das von sich sagen? Immerhin hatte er lange genug gelebt, noch einmal einen Frühling zu sehen.
    Die Sonne stand im Westen, als er die Pferde fütterte. Es waren drei; sein Hengst mit dem Senkrücken, der Zelter des alten Mannes und Donner, sein Schlachtroß, das nur beim Turnier und im Kampf

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