Der siebte Schrein
schwingen können.
Er wendete Donner in einem engen Kreis und versuchte, sich ein Bild davon zu verschaffen, was sich andernorts auf dem Schlachtfeld abspielte. Ser Humfrey Hardyng klammerte sich offenbar verwundet am Hals seines Pferdes fest. Der andere Ser Humfrey lag reglos in einer blutigen Schlammpfütze, eine abgebrochene Lanze ragte aus seinem Unterleib. Dunk sah Prinz Baelor mit unversehrter Lanze an sich vorbei galoppieren und einen von der Königsgarde aus dem Sattel stoßen. Ein anderer der weißen Ritter war bereits gefallen, und auch Maekar war vom Pferd gestürzt. Der dritte Königsgardist wehrte sich gegen Ser Robyn Rhysling.
Aerion, wo ist Aerion? Als er den Klang trommelnder Hufe hinter sich hörte, drehte Dunk hastig den Kopf. Donner scheute, bäumte sich auf und ruderte vergebens mit den Hufen, als Aerions grauer Hengst im gestreckten Galopp mit ihm zusammenprallte.
Diesmal gab es keine Hoffnung, daß Dunk sich halten würde. Das Langschwert wurde ihm aus der Hand gewirbelt, der Boden raste ihm entgegen. Er landete mit einem markerschütternden Aufprall, der ihm durch und durch ging. So starke Schmerzen, daß er schluchzte, durchfuhren Ihn. Einen Moment konnte er nichts anderes tun, als liegen zu bleiben. Der Geschmack von Blut füllte seinen Mund. Dunk der Blödian dachte, er könnte ein Ritter werden. Er wußte, er mußte wieder auf die Füße kommen, sonst würde er sterben. Stöhnend richtete er sich auf Hände und Knie auf. Er konnte weder atmen noch sehen. Die Sehschlitze seines Helms waren schlammverklebt. Dunk rappelte sich blind auf und kratzte mit einem gepanzerten Finger in dem Schlitz. So weit, so gut . . .
Durch die Finger sah er einen Drachen fliegen und einen Morgenstern mit Stacheln an einer Kette schwingen. Dann schien sein Kopf in Stücke zu zerschellen.
Als er die Augen aufschlug, lag er wieder am Boden, ausgestreckt auf dem Rücken. Der ganze Schlamm war von seinem Helm geklopft worden, aber nun war ein Auge mit Blut verklebt. Oben war nichts als dunkelgrauer Himmel. Sein Gesicht pochte, und er konnte kaltes, nasses Metall an Wange und Schläfe spüren. Er hat mir den Schädel eingeschlagen, und ich sterbe. Schlimmer war, daß die anderen mit ihm sterben würden, Raymun und Prinz Baelor und der Rest. Ich habe sie im Stich gelassen. Ich bin kein Kämpe. Nicht einmal ein Heckenritter. Ich bin nichts. Er erinnerte sich, wie Prinz Daeron geprahlt hatte, niemand könne so gut bewußtlos im Dreck liegen wie er. Aber er hat auch nie Dunk den Blödian gesehen, oder? Die Scham war schlimmer als der Schmerz.
Der Drache tauchte über ihm auf.
Drei Köpfe hatte er, und Schwingen so leuchtend wie Flammen, rot und gelb und orange. Er lachte. »Bist du schon tot, Heckenritter?« fragte er. »Ergib dich und gesteh deine Schuld, dann verlange ich vielleicht nur deine Hand und deinen Fuß. Oh, und die Zähne, aber was sind schon ein paar Zähne? Ein Mann wie du kann jahrelang von Erbsenbrei leben.« Der Drache lachte wieder. »Nein? Dann friß das!« Die stachelige Kugel wirbelte am Himmel und fiel so schnell wie eine Sternschnuppe auf seinen Kopf herab.
Dunk rollte weg.
Er wußte nicht, woher er die Kraft nahm, aber er fand sie. Er rollte gegen Aerions Beine, schlang einen stahlgeschützten Arm um seinen Oberschenkel, zog ihn fluchend in den Schlamm und rollte sich auf ihn. Mal sehen, wie er jetzt seinen verdammten Morgenstern schwingt. Der Prinz versuchte, die Spitze seines Schilds gegen Dunks Kopf zu schlagen, aber der verbeulte Helm fing den größten Teil des Aufschlags ab. Aerion war kräftig, aber Dunk war kräftiger und größer und auch schwerer. Er packte den Schild mit beiden Händen und drehte ihn, bis die Gurte rissen. Dann schlug er ihn immer und immer wieder auf den Helm des Prinzen und zerschmetterte die emaillierten Flammen des Kamms. Der Schild war dicker als der von Dunk, solides, eisenbeschlagenes Eichenholz. Eine Flamme brach ab. Dann noch eine. Dem Prinz gingen die Flammen aus, lange bevor Dunk die Schläge ausgingen.
Endlich ließ Aerion den Griff seines nutzlosen Morgensterns los und krallte nach dem Dolch an seiner Hüfte. Er bekam ihn aus der Scheide, aber als Dunk ihm mit dem Schild auf die Hand schlug, flog das Messer in den Schlamm.
Er konnte Ser Duncan den Hohen bezwingen, aber nicht Dunk aus dem Flohviertel. Der alte Mann hatte ihm die Kunst des Turniers und den Schwertkampf beigebracht, aber diese Art von Kampf hatte er schon früher gelernt, in den
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