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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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verlieren, wenn wir denken, daß hinter allem Schwarze Schwestern stecken.«
    »Wir können sterben, wenn wir denken, daß es nicht so ist«, antwortete Siuan. »Wir mögen zwar Schwertfische im Netz sein, und keine Gründlinge. Aber vergiß nicht, daß Schwertfische auch auf dem Fischmarkt landen können. Was gedenkst du hinsichtlich dieser Lady Ines zu unternehmen?«
    Moiraine sagte es ihr. Siuan gefiel es nicht, und diesmal kostete es den größten Teil der Nacht, es ihr begreiflich zu machen. In Wahrheit wünschte sich Moiraine fast, Siuan würde versuchen, sie zu etwas anderem zu überreden. Aber Lady Ines hatte die Dämmerung über dem Drachenberg gesehen. Wenigstens war Ethenielles Aes-Sedai-Ratgeberin mit ihr im Süden.
    Der Morgen brachte einen Wirbel von Aktivitäten, die wenigsten davon zufriedenstellend. Moiraine bekam, was sie wollte, aber nicht ohne sich auf die Zunge zu beißen. Und Siuan fing auch wieder an. Argumente, die Moiraine schon in der Nacht zuvor entkräftet hatte, wurden wieder ins Gespräch gebracht. Es gefiel Siuan nicht besonders, wenn man ihr etwas ausredete, das sie für richtig hielt. Es gefiel ihr nicht, daß Moiraine das ganze Risiko einging. Ein Bär mit Zahnschmerzen wäre eine angenehmere Gesellschaft gewesen. Sogar dieser Bursche Lan!
    Nachdem sie in der Dämmerung das Zählhaus eines Bankiers aufgesucht hatten, besaßen sie Gold - die Frau dort hatte das Siegel des Bankiers aus Cairhien auf dem Schuldschein, den Moiraine vorlegte, mit der Lupe studiert. Mit der Lupe! Wenigstens war der Schein selbst nach dem Bad im Teich nur leicht verwischt. Frau Noallin gab sich keine Mühe, seine Überraschung zu verbergen, als die beiden Börsen mit Gold unter ihren Mänteln verteilten.
    »Ist Chachin derart gesetzlos, daß zwei Frauen am hellichten Tag nicht sicher sind?« fragte Moiraine sie höflich. »Ich glaube, unser Geschäft ist erledigt. Ihr könnt uns von Eurem Bediensteten hinausbringen lassen.« Sie und Siuan klirrten bei jeder Bewegung.
    Draußen murmelte Siuan, daß selbst besagter Schmied getaumelt wäre, beladen wie ein Packesel. Und wer hätte ihm so den Rücken brechen können? Aus welchen Gründen auch immer, es mußten die Schwarzen Ajah gewesen sein. Eine imposante Frau mit Elfenbeinkämmen im Haar hörte soviel davon, daß sie erschrak, die Röcke bis zu den Knien raffte und wegrannte, so daß ihre beiden verblüfften Dienerinnen Mühe hatten, ihr durch die Menschenmenge zu folgen. Siuan errötete, blieb aber trotzig und zeigte keinerlei Zerknirschung.
    Eine hochnäsige dünne Schneiderin ließ Moiraine wissen, daß sich leicht machen ließ, was sie wollte. Vielleicht Ende des Monats. Eine große Anzahl Ladies hatten neue Kleider bestellt. Ein König war im Palast von Aesdaishar zu Gast. Der König von Malkier!
    »Der letzte König von Malkier ist vor fünfundzwanzig Jahren gestorben, Frau Dorelmin«, sagte Moiraine und schüttete dreißig Goldkronen auf den Empfangstisch. Silene Dorelmin beäugte die dicken Münzen gierig, und ihre Augen leuchteten, als sie hörte, daß sie noch einmal soviel bekommen würde, wenn das Kleid fertig war. »Aber von den zweiten dreißig werde ich sechs für jeden Tag behalten, die es dauert.« Plötzlich sah es so aus, als könnten die Kleider doch früher als in einem Monat fertig werden.
    »Hast du gesehen, was diese magere Hure getragen hat?« fragte Siuan, als sie gingen. »Du hättest deine Kleider so machen lassen sollen, damit sie leicht herunterfallen. Du kannst doch ebenso gut deinen Spaß daran haben, daß Männer dich ansehen, wenn du deinen dummen Kopf auf den Henkersklotz legen willst.«
    Moiraine führte eine Novizinnenübung durch, stellte sich eine Rosenknospe in völliger Stille vor, die sich der Sonne öffnete. Das beruhigte sie wie immer. Sie würde sich einen Zahn abbrechen, wenn sie weiter so mit ihnen knirschte. »Es gibt keine andere Möglichkeit, Siuan. Glaubst du, die Wirtin wird uns einen ihrer Schläger auslernen?« Der König von Malkier? Licht! Die Frau mußte sie für eine völlige Närrin gehalten haben!
    Zwei Tage nach Moiraines Ankunft in Chachin fuhr vormittags eine von einem Mann mit Schultern wie ein Stier gesteuerte gelblackierte Kutsche mit zwei hinten angebundenen Pferden, einem Braunen mit schönem Hals und einem schlanken Grauen, im Palast von Aesdaishar vor. Lady Moiraine Damodred, deren bunte Streifen von dem hochgeschlossenen Hals ihres dunkelblauen Gewands bis unter die Knie reichten, wurde

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