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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und schien sich nicht daran zu stören, daß Brys es hören konnte. Dann kniete sie sich schockierenderweise anmutig nieder und nahm seine Hände in ihre. »Unter dem Licht«, verkündete sie mit lauter, kräftiger Stimme, »schwöre ich, Edeyn ti Gemallen Arrel, ewige Treue al´Lan Mandragoran, Herr der Sieben Türme, Herr der Seen, Wahre Klinge von Malkier. Möge er den Schatten zerreißen!« Selbst Brys schien verblüfft zu sein. Einen Augenblick herrschte Stille, als sie seine Finger küßte; dann brach auf allen Seiten Jubel los. Rufe wie »Der Goldene Kranich!« und sogar »Kandor reitet mit Malkier!« ertönten.
    Der Lärm ermöglichte ihm, seine Hände wegzuziehen und sie auf die Füße zu heben. »Mylady«, begann er mit gepreßter Stimme.
    »Was sein muß, wird sein«, sagte sie und legte ihm eine Hand auf die Lippen. Und dann verschwand sie in der Menge derer, die sich um ihn drängen, ihm gratulieren wollten - die ihm auf der Stelle die Treue geschworen hätten, wenn er sie gelassen hätte.
    Brys rettete ihn, indem er ihn auf einen langen Fußweg mit Steinbrüstung zog, der sechzig Meter tief bis zu den Dächern unten abfiel. Es war allgemein bekannt, daß Brys diesen Weg aufsuchte, wenn er ungestört sein wollte, und niemand folgte ihnen. Nur eine Tür führte zu ihm, kein Fenster ging auf ihn hinaus, und kein Laut vom Palast drang herüber. »Was wirst du tun?« fragte der ältere Mann nur, während sie dahinschlenderten.
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Lan. Sie hatte nur ein Scharmützel gewonnen, aber er war erstaunt, wie einfach es gewesen war. Eine beachtliche Gegnerin, diese Frau, die einen Teil seiner Seele in ihrem Haar trug.
    Danach unterhielten sie sich leise über die Jagd und Banditen und ob das diesjährige Aufflackern in der Großen Fäule bald wieder abklingen würde. Brys bedauerte, daß er seine Armee aus dem Krieg gegen die Aiel hatte abziehen müssen, aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Sie sprachen von den Gerüchten über einen Mann, der kanalisieren konnte - in jeder Geschichte sollte er an einem anderen Ort sein; Brys hielt ihn für ein Hirngespinst, und Lan stimmte zu -, und von den Aes Sedai, die aus Gründen, die niemand kannte, plötzlich überall zu sein schienen. Ethenielle hatte ihm geschrieben, daß zwei Schwestern eine Frau gefangengenommen hatten, die sich in einem Dorf, durch das ihre Reise sie führte, als Aes Sedai ausgegeben hatte. Die Frau konnte kanalisieren, aber das nützte ihr nichts. Die beiden echten Aes Sedai trieben sie mit Peitschenhieben durch das Dorf und ließen sie ihr Verbrechen jedem Mann und jeder Frau gestehen, die dort lebten. Danach brachte eine der Schwestern sie nach Tar Valon, wo sie ihre wahre Strafe bekommen würde, wie immer die auch aussehen mochte. Lan ertappte sich bei der Hoffnung, daß Alys nicht gelogen hatte und wirklich eine Aes Sedai war.
    Er hoffte auch, daß er Edeyn für den Rest des Tags aus dem Weg gehen könnte, aber als er in seine Räume zurückgeführt wurde, war sie da und wartete, lasziv auf einen der vergoldeten Sessel hingestreckt. Die Diener waren nirgends zu sehen.
    »Ich fürchte, du bist keine Schönheit mehr, Süßer«, sagte sie, als er eintrat. »Ich glaube, wenn du älter bist, könntest du sogar häßlich sein. Aber deine Augen haben mir schon immer besser gefallen als dein Gesicht. Und deine Hände.«
    Er blieb stehen, ohne den Türgriff loszulassen. »Mylady, es ist noch keine zwei Stunden her, da habt Ihr geschworen . . .« Sie schnitt ihm das Wort ab.
    »Und ich werde meinem König gehorchen. Aber ein König ist kein König, wenn er allein mit seiner Carneira ist. Ich habe dir deinen Daori mitgebracht. Gib ihn mir.«
    Unwillkürlich folgte sein Blick ihrer Geste zu einem flachen, lackierten Holzkästchen auf einem kleinen Tisch neben der Tür. Es kostete ihn soviel Anstrengung, den Deckel hochzuklappen, als müßte er einen Felsbrocken hochheben. Im Inneren lag ein langes, aus Haar geflochtenes Band. Er konnte sich an jeden Augenblick des Morgens nach ihrer ersten Nacht erinnern, als sie ihn in die Frauenquartiere des Königspalastes in Fal Moran gebracht und die Ladies und Diener hatte zusehen lassen, wie sie ihm das Haar an den Schultern abschnitt. Sie hatte ihnen sogar gesagt, was es bedeutete. Die Frauen waren alle amüsiert gewesen und hatten Witze gemacht, während er Edeyn zu Füßen gesessen und den Daori für sie geflochten hatte. Edeyn hielt sich an das Brauchtum, aber auf ihre Weise. Das Haar

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