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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schmerzte wie die Dunklen Glocken selbst. Er sprang keuchend auf die Füße. Das schattenhafte Ding zerriß Schwester Mary, Vorderpfoten auf beiden Seiten ihres Kopfes, Hinterpfoten auf das Leichentuch über ihrer Brust gestemmt, wo die Rose gewesen war.
    Roland packte Jenna, die in einer Art von starrer Faszination auf Schwester Mary hinabsah.
    »Komm schon!« brüllte er. »Bevor er beschließt, daß er von dir auch ein Stück abbeißen will!«
    Der Hund schenkte ihnen keine Beachtung, als Roland Jenna an ihm vorbeizog. Er hatte den größten Teil von Schwester Marys Kopf abgerissen.
    Ihr Fleisch schien sich irgendwie zu verändern - wahrscheinlich verweste es sehr schnell -, aber was immer passierte, Roland wollte es nicht sehen. Und er wollte auch nicht, daß Jenna es sah.
    Halb gehend, halb laufend schafften sie es zur Kuppe des Hangs, und als sie dort angekommen waren, machten sie beide im Mondschein eine Pause, ließen die Köpfe hängen, hielten einander an den Händen und atmeten keuchend.
    Das Knurren und Fauchen unter ihnen war ein wenig abgeklungen, aber immer noch deutlich zu hören, als Schwester Jenna den Kopf hob und ihn fragte: »Was war es? Du weißt es - das habe ich deinem Gesicht angesehen. Und wie konnte es sie angreifen? Wir haben alle Macht über Tiere, aber sie hat - hatte - die größte.«
    »Nicht über dieses.« Roland mußte an den unglücklichen Jungen im Bett neben seinem denken. Norman hatte nicht gewußt, warum das Medaillon die Schwestern auf Armeslänge fernhielt - ob es am Gold oder am Gott lag. Nun kannte Roland die Antwort. »Es war ein Hund. Nur ein Stadtköter. Ich habe ihn auf dem Platz gesehen, bevor das grüne Volk mich niedergeschlagen und zu den Schwestern gebracht hat. Ich nehme an, die anderen Tiere, die weglaufen konnten, sind weggelaufen, aber der nicht. Er hatte von den Kleinen Schwestern von Eluria nichts zu fürchten, und ich glaube, irgendwie wußte er das. Er trägt das Zeichen des Jesusmannes auf der Brust. Schwarzes Fell auf weißem. Nur eine Laune der Natur, nehme ich an. Wie auch immer, er hat sie besiegt. Ich wußte, daß er in der Nähe herumstreunt. Ich habe ihn ein- oder zweimal bellen hören.«
    »Warum?« flüsterte Jenna. »Warum kam er? Warum blieb er? Und warum hat er sich so auf sie gestürzt?«
    Roland von Gilead antwortete wie immer, wenn derart nutzlose, rätselhafte Fragen gestellt wurden: »Ka. Komm jetzt! Gehen wir so weit weg von hier, wie wir können, ehe wir uns den Tag über verkriechen.«
    So weit sie konnten - das waren höchstens acht Meilen, wie sich herausstellte . . . wahrscheinlich sogar, dachte Roland, als die beiden sich auf einem Fleckchen duftenden Salbeis unter einem Felsüberhang niederließen, ein gutes Stück weniger. Vielleicht fünf. Er selbst war es, der sie bremste; besser gesagt, die Reste des Gifts in der Suppe. Als ihm klar wurde, daß er ohne Hilfe nicht weitergehen konnte, bat er sie um einen der Halme. Sie weigerte sich und sagte, daß das Mittel darin und die ungewohnte Anstrengung dazu führen konnten, daß sein Herz barst.
    »Außerdem«, sagte sie, als sie sich an die Wand der kleinen Nische lehnten, die sie gefunden hatten, »werden sie uns nicht folgen. Die Übriggebliebenen - Michela, Louise, Tamra - werden zusammenpacken und weiterziehen. Sie wissen, wann es Zeit wird, zu verschwinden; darum konnten die Schwestern so lange überleben. Konnten wir so lange überleben. In mancher Hinsicht sind wir stark, aber in anderer schwach. Das hat Schwester Mary vergessen. Ich glaube, ihre Arroganz wurde ihr ebenso zum Verhängnis wie der Kreuzhund.«
    Sie hatte nicht nur seine Stiefel und Kleidungsstücke jenseits der Kuppe des Grats versteckt, sondern auch die kleinere seiner beiden Taschen. Als sie sich dafür entschuldigen wollte, daß sie die größere Tasche und seinen Schlafsack nicht mitgebracht hatte (sie hatte es versucht, sagte sie, aber sie waren einfach zu schwer gewesen), brachte Roland sie zum Schweigen, indem er ihr einen Finger an die Lippen hielt. Er hielt es für ein Wunder, daß er überhaupt soviel zurückbekommen hatte. Und außerdem (das sagte er nicht, aber vielleicht wußte sie es trotzdem) waren die Revolver das einzige, worauf es wirklich ankam. Die Revolver seines Vaters, und dessen Vaters, bis zu den Tagen von Arthur Eld zurück, als Träume und Drachen noch auf Erden gewandelt waren.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?« fragte er, als sie sich hinlegten. Der Mond war untergegangen, aber bis

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