Der siebte Schrein
überschritten . . .«
Der Erste Zauberer drehte sich zu einem älteren Mann mit langem weißem Bart um. Aus seiner schlichten Robe schloß Abby, daß auch er ein Zauberer sein mußte.
»Ich sage dir, Thomas, es kann getan werden«, beharrte Zauberer Zorander. »Ich sage nicht, daß ich einer Meinung mit dem Rat bin, ich spreche nur davon, was ich herausgefunden habe, und von ihrer einstimmigen Entscheidung, daß es getan werden sollte. Ich behaupte nicht, daß ich die Einzelheiten verstehe, wie es genau funktioniert, aber ich habe es studiert; es kann getan werden. Wie ich dem Rat sagte, ich kann es aktivieren. Ich habe nur noch nicht entschieden, ob ich mit ihnen einverstanden bin, daß es aktiviert werden sollte.«
Der Mann, Thomas, strich sich mit einer Hand über das Gesicht. »Ihr meint also, es stimmt, was ich gehört habe? Ihr haltet es wirklich für möglich? Habt Ihr den Verstand verloren, Zorander?«
»Ich habe es in einem Buch im Privatgemach des Ersten Zauberers gefunden. Einem Buch aus der Zeit vor dem Krieg mit der Alten Welt. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich habe eine ganze Reihe von Bestätigungsnetzen ausgeworfen, um es zu überprüfen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Abby zu. »Ja, das muß Anargos Legion sein. Coney Crossing liegt im Pendisanischen Reich.«
»Das stimmt«, sagte Abby. »Und diese Armee aus D´Hara marschierte dort durch und -«
»Das Pendisanische Reich hat sich geweigert, sich wie der Rest der Midlands unter einen Oberbefehl zu stellen, um der Invasion aus D´Hara entgegenzutreten. Ihre Entscheidung, auf ihrer Unabhängigkeit zu bestehen, hieß auch, daß sie den Feind auf ihre Weise bekämpfen wollen. Sie müssen mit den Folgen ihrer Entscheidung leben.«
Der alte Mann zupfte an seinem Bart. »Aber wißt Ihr auch, ob es echt ist? Belegt? Ich meine, das Buch muß Tausende Jahre alt sein. Es könnten Mutmaßungen sein. Bestätigungsnetze verifizieren nicht immer die gesamte Struktur von so einer Sache.«
»Das weiß ich so gut wie du, Thomas, aber ich sage dir, es ist echt«, sagte Zauberer Zorander. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Die Geister mögen uns gnädig sein, es ist echt.«
Abbys Herz klopfte. Sie wollte ihm ihre Geschichte erzählen, schien aber nicht zu Wort zu kommen. Er mußte ihr helfen. Es war die einzige Möglichkeit.
Ein Armeeoffizier kam durch eine der Hintertüren hereingestürmt. Er drängte sich durch die Menge um den Ersten Zauberer herum.
»Zauberer Zorander! Ich habe es soeben erfahren! Als wir die Hörner entfesselt haben, die Ihr geschickt hattet, haben sie funktioniert! Die Streitmacht von Urdland hat den Rückzug angetreten!«
»Mindestens dreitausend Jahre alt«, sagte der Erste Zauberer zu dem Mann mit dem Bart. Er legte dem neu eingetroffenen Offizier eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu ihm. »Sagen Sie General Brainard, er soll beim Fluß Kern bleiben. Die Brücken nicht niederbrennen, aber halten. Sagen Sie ihm, er soll seine Männer aufteilen. Mit der einen Hälfte soll er verhindern, daß es sich die Streitmacht von Urdland anders überlegt; hoffen wir, daß es ihnen nicht gelingt, ihren Frontzauberer zu ersetzen. Den Rest seiner Männer soll Brainard nach Norden führen, damit sie mithelfen können, Anargo den Fluchtweg abzuschneiden; das ist unsere Hauptsorge, aber wir brauchen die Brücken vielleicht trotzdem, um Urdland nachzusetzen.«
Einer der anderen Offiziere, ein älterer Mann, der aussah, als könnte er selbst ein General sein, wurde rot im Gesicht. »Den Fluß halten? Nachdem die Hörner ihre Aufgabe erfüllt haben und wir sie in die Flucht geschlagen haben? Aber warum! Wir können sie niedermachen, bevor sie die Möglichkeit haben, sich neu zu formieren und sich mit anderen Streitkräften zu vereinen, um uns erneut anzugreifen!«
Die mandelbraunen Augen wurden auf den Mann gerichtet. »Und wissen Sie, was jenseits der Grenze wartet? Wie viele Männer werden sterben, wenn Panis Rahl etwas in der Hinterhand hat, womit die Hörner nicht fertig werden können? Wieviel Unschuldige mußten bereits ihr Leben lassen? Wie viele unserer Männer müssen sterben, um sie auf ihrem eigenen Land bluten zu lassen - Land, das wir nicht so gut kennen wie sie?«
»Und wie viele von unserem Volk werden sterben, wenn wir nicht verhindern, daß sie uns eines Tages wieder angreifen? Wir müssen sie verfolgen. Panis Rahl wird niemals Ruhe geben. Er wird daran arbeiten, sich etwas anderes auszudenken, um
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