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Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan

Titel: Der siebte Schwan - Mer, L: Der siebte Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilach Mer
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Wald«, sagte Lilja, »trägt die Dunkelheit leicht wie eine zarte Decke. Sie ist ihm so vertraut wie der Tag. Aber da vorne sehe ich Mauern zwischen den Stämmen schlafen; Mauern, oder Reste davon. Und Mauern bergen oft schwere Träume, wenn die Nacht fällt und kein Kerzenschimmer sie berührt. Behauene Steine werden einsam, wenn keine Menschenhand sie mehr streift. Einsam, traurig. Und manchmal zornig.«
    Nachdenklich schwieg sie einen Moment.
    »Ich war noch nie in diesem Teil des Waldes. Und ich weiß nicht, was man dir versprochen hat. Einen Schatz, sicherlich, wie Tausendschön sagt; denn um einen Schatz zu finden, sind wir den Blumen gefolgt. Und ich glaube nicht, dass du belogen wurdest. Nur kann es sein, dass du außer deinem Schatz noch etwas anderes finden wirst. Etwas, das der Dunkelheit gehört.«

    Sie runzelte die Stirn.
    »Es sollte nicht hier sein. Nicht im Wald.«
    Mina zog die Schultern zusammen. Unter dem sanft gewölbten Blätterdach wurde ihr kühl. Als sie nach vorn sah, war das Tal schon sehr nahe gerückt.
    Sollen wir besser zurückgehen? , fragte sie Lilja mit den Augen und mit einer Hand, die nach hinten deutete.
    Lilja seufzte.
    »Kleine Mina, Wege haben ihren eigenen Kopf. Es ist nicht so leicht, sie wieder zu verlassen, wenn man sie einmal betreten hat. Ich denke, du hast es schon gespürt. Wir wollen vorsichtig sein und aufeinander achtgeben. Das ist alles, was man auf einem Weg tun kann. Ganz gleich, wohin er führt.«
    Unwillkürlich wandte Mina sich um. War da ein schwaches Schimmern zwischen den Bäumen, ein Lufthauch, schweigend und nah? Sie war sich nicht sicher, ob Karol ihnen noch folgte. Aber sie hoffte es. Nach Liljas Worten hoffte sie es sehr.
    Die Stimmen flüsterten um sie her, während der Weg sich ins Tal hinabsenkte.
     
    Es mochte ein Haus gewesen sein. Ein großes Haus mit vielen Zimmern. Ihre Umrisse waren noch auf den Talboden gezeichnet, zwischen Gesträuch und Brombeerranken. Junge Birken mit silbernen Stämmchen bildeten ihre Wände, Blätter und Zweige das Dach. Schweigend atmeten die Steine Staub; schweigend wanderten Mina und die Tater umher, während langsam die Dämmerung sank.
    Ein sachter Abendregen setzte sich auf junge Blätter und alte, geborstene Steinplatten. Wolken leuchteten am Himmel.
Mina ging zwischen den Resten des Hauses umher, ratlos, suchend. Die Stille lag feucht und schwer auf dem Tal. Wie von selbst schlüpfte eine kleine, sinnlose Melodie auf Minas Lippen. Sie summte sie tonlos, während sie die Finger über bröckelnden Mörtel und zarte Triebe gleiten ließ.
    Es war wohl noch nicht dunkel genug, um zu finden, was immer es eigentlich war, das sie hier suchte. Vielleicht sollte sie sich zu Tausendschön und Nad unter den Baum dort setzen, abwarten, was die Nacht mit sich brachte. Die beiden unterhielten sich leise, nur einzelne Wörter raschelten an Minas Ohren vorbei.
    »Etwas Fremdes«, sagte Nad, und »Sehnsucht … die Halle dort …«
    »… Tänzer …«, antwortete der Kater rätselhaft; aber sie konnte ihn auch missverstanden haben. Vielleicht hatte er »Fenster« gesagt.
    Von Fenstern war nichts mehr zu sehen in der Ruine, nur noch breite Löcher an Stellen, wo sie in den Mauern gesessen haben mochten. Mina strich umher, unruhig, lauschend. Aber sie hörte kein seltsameres Geräusch als das feine Zirpen, mit dem Regentropfen zersprangen.
    An einer Stelle wichen die Mauerreste weiter auseinander. Ein größerer Platz, auf dem nur wenige Bäume wuchsen. Im schwachen Licht, das die schweren Wolkenbäuche widerspiegelten, meinte sie, etwas Glänzendes zwischen den schmalen Stämmen zu sehen. Glänzend wie die Augen des Schlangenkönigs …
    Rasch ging sie näher. Der Platz öffnete sich für sie, die Bäume standen viel weniger eng, als es ausgesehen hatte. Hatte Nad diesen Ort gemeint?

    Aber ich sehe keine Halle, dachte Mina, während Zweige sich um ihre Knöchel schlangen. Nur alte Steine auch hier, die zwischen den Brombeerranken schimmern. Eine Mauer, dort drüben vielleicht, die mir nicht einmal mehr bis an die Hüfte reicht. Und Reste von Stufen, da hinten, wo das Abendlicht sich so seltsam bricht. Fast sieht es so aus, als ob es Streifen malen würde. Aber die Bäume stehen ganz ruhig, und die Wolken am Himmel rühren sich kaum. Woher kommen die Streifen? Sie bewegen sich so sanft, hin und her, hin und her …
    Ihr Kopf wurde leicht und schwindelig. Sie hörte Tausendschöns fauchende Stimme, von irgendwoher; aber eine

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