Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
nach ein paar Monaten.«
Natürlich versteht man den Kummer oder das Geheul des Hundes erst im Nachhinein. Von zwei derartigen Fällen berichteten Stephen Hyde aus Acton bei London und Mrs G. Moore aus St Albans in Hertfordshire:
»Mein Bruder Michael war im Krieg Copilot in einem Wellington-Bomber. 1940 flog er bei vielen Angriffen auf Deutschland mit. Damals hatten wir einen Hund namens Milo, der halb Spaniel, halb Collie war und besonders an Michael hing. Eines Nachts im Juni war Michael auf dem Rückflug von einem Luftangriff, als er sich über Funk beim Stützpunkt meldete und sagte, er sei gerade vor der Küste von Belgien und wäre gleich wieder da. Milo, der in einem Stall hinterm Haus schlief, heulte in dieser Nacht so laut, dass meine Mutter aufstehen und ihn ins Haus holen musste. Michael kehrte nie zurück. Er wurde als vermisst gemeldet und war vermutlich am 10. Juni 1940 umgekommen.«
»Mein Mann und ich machten im April 1968 Urlaub im County Cork in Irland, und am Ostersamstag starb mein Mann ganz plötzlich. Unser sieben Jahre alter Pudel war bei Freunden in St Albans untergebracht. Kurz nach Mitternacht heulte der Pudel auf und raste nach oben zu meiner Freundin, die gerade im Bad war. Und genau um diese Zeit war mein Mann gestorben.«
Wenn das Band zwischen Mensch und Tier tatsächlich eine reale Verbindung ist, die beide unsichtbar über Tausende von Kilometern hinweg miteinander verknüpft, dann ist es eigentlich nur natürlich, dass das Zerreißen dieses Bandes durch den Tod eines der beiden oder durch eine ernste Gefahr sich auf den anderen auswirkt. Man kann dies einfach mit einem gespannten Gummiband vergleichen, das zwei Menschen miteinander verbindet – wenn einer daran zieht oder es loslässt, merkt es der andere. Selbst wenn beide nicht wissen, was mit dem anderen geschehen ist, wissen sie doch, das irgendetwas geschieht.
Es ist wohl ganz unwahrscheinlich, dass Hunde nur mit Menschen durch derartige Bande verknüpft sind. Sie sind gesellige Tiere und können miteinander starke Verbindungen eingehen. Reagieren Hunde also, wenn andere Hunde, mit denen sie verbunden sind, an fernen Orten sterben? Zuweilen tun sie es tatsächlich. Hier eines von 32 Beispielen aus unserer Datenbank, in denen der andere Hund unerwartet und weit entfernt starb. Dr. Max Rallon aus Châteauneuf-le-Rouge in Frankreich berichtete:
»Ich habe eine zwei Jahre alte Beance-Schäferhündin namens Yssa, die im Alter von 3 Monaten mit mir nach Frankreich kam – von der Insel La Réunion im Indischen Ozean, 10000 Kilometer weit weg. Dort ließ ich ihre Mutter Zoubida zurück, die damals zehn Jahre alt war. Am 13. Februar schlief Yssa im Zimmer meines Sohnes. Gegen 3 Uhr morgens kratzte sie an meiner Tür und winselte und jaulte aufgeregt. Sie wollte aber nicht nach draußen gehen. Um 9 Uhr rief mein Schwager aus La Réunion an. Unser Hausmeister hatte Zoubida tot aufgefunden. Sie war vergiftet worden.«
Da mir so viele voneinander unabhängige Berichte dieser Art vorliegen, bin ich überzeugt, dass es sich hier um ein reales Phänomen handelt, auch wenn es sich nicht experimentell beweisen lässt. Aber wir müssen noch weiter in dieser Richtung forschen, und zwar indem wir noch mehr solcher gut belegten Geschichten sammeln, die am überzeugendsten sind, wenn das Verhalten der Hunde von mehreren Zeugen bestätigt wird.
Warum heulen Hunde, wenn ihr Besitzer stirbt?
Nicht alle Arten aus der Familie der Hunde heulen. Füchse beispielsweise tun das nicht, sondern nur Angehörige höherer sozialer Arten, wie Haushunde, Dingos, Kojoten und Wölfe. [107] Aus der Literatur über das Verhalten von Wölfen geht hervor, dass sie vor allem aus zwei Gründen heulen: Erstens, damit sich das Rudel versammelt, besonders vor einer Jagd. Zweitens heulen Einzeltiere, entweder um Kontakt zu anderen Angehörigen des Rudels zu suchen, oder um andere Wölfe während der Zeit der Fortpflanzung anzuziehen. [108]
Manche Wölfe und Hunde heulen den Mond oder den Himmel an – warum, weiß niemand. Und manche heulen als Reaktion auf Gesang oder Geigenspiel, als ob sie versuchen würden mitzusingen. Aber auch Haushunde heulen wie einsame Wölfe, und zwar meist dann, wenn sie allein sind, wenn ihnen die Gesellschaft von Menschen oder anderen Hunden fehlt, besonders wenn sie eingesperrt sind. Desmond Morris meint, dieses »Einsamkeitsheulen« besage so viel wie: »Komm zu mir.« [109] Was hat es also mit dem Geheul der Tiere auf sich, wenn ein
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