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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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einen Dienst verrichten.“
    „So war es schon immer“, brummte Adras.
    „Seit dem Vergessen“, fügte Odris hinzu.
    „Das Vergessen?“, fragte Tal, neugierig geworden. „Was war das?“
    „Wir wissen es nicht“, gab Odris zurück. „Es gibt nur die Zeit vor dem Vergessen, die wir nicht kennen, und die Zeit danach. Die kennen wir.“
    „Was soll uns das helfen?“, flüsterte Milla Tal zu. „Blende sie mit deinem Sonnenstein und wir laufen davon. Sie haben gesagt, dass sie hier angebunden sind. Wenn wir einmal vom Hügel weg sind, sind wir in Sicherheit.“
    „Ihre Blitze sind nicht gebunden“, flüsterte Tal zurück. „Wenn wir weglaufen, werden sie uns wahrscheinlich rösten.“
    „Kein Geflüster!“, befahl Adras. Er wurde wieder ungeduldig. „Wer von euch wird sterben?“
    „Wenn ihr nicht an diesen Hügel gebunden wäret, müsstet ihr auch kein Leben nehmen, stimmt‘s?“, fragte Tal.
    Seine Frage überraschte die Sturmhirten sichtlich. Donner grollte um sie und sie steckten ihre Köpfe zusammen. Wahrscheinlich dachten sie, dass ihr Geflüster nicht zu hören war, doch auch flüsternd waren ihre Stimmen so laut wie normale menschliche Stimmen.
    „Freiheit?“
    „Kann er uns befreien?“
    „Was wird Hrigga wohl tun?“
    „Ich kann euch befreien“, sagte Tal. „Naja. Zumindest so etwas Ähnliches.“
    Er zögerte, bevor er fortfuhr. Sein nächster Satz würde seine Zukunft besiegeln und konnte nicht ungesagt gemacht werden.
    „Wie?“, donnerte Adras. „Wie?“
    „Ihr müsst freiwillig unsere Geistschatten werden“, stieß Tal hervor. Ihm war schlecht. Er wusste, dass er eine Zukunft aufgab, von der er geträumt hatte. Von einem Drachen-Geistschatten wie dem der Imperatorin. Oder einer bemähnten Katze wie Ebbitts. Doch er hatte auch Schuldgefühle. Wie konnte er auch nur einen Moment mehr Wert darauf legen als auf Grefs Freiheit oder das Leben seiner Mutter?
    Und er hatte vergessen, was das für Milla bedeuten würde.
    „Was?!“, stieß sie hervor. Sie sah Tal an, als hätte er sich plötzlich in ein Merwin verwandelt. „Ich kann keinen Geistschatten haben!“
    „Es ist aber die einzige Lösung, die mir einfällt“, erklärte er verzweifelt. „Großonkel Ebbitt hat mir einmal von einer Kreatur aus Aenir erzählt, die freiwillig als Geistschatten mitging, anstatt dazu gezwungen worden zu sein. Sie hat sich aus freiem Willen an einen Erwählten gebunden und kam so von den Fesseln los, die sie an einen bestimmten Ort banden. Die Erwählten ließen ihn natürlich nicht damit zurückkehren, bevor sie nicht als richtiger Diener anstatt als Begleiter noch einmal an ihn gebunden wurde … Auf jeden Fall müssen wir die ,Grenzen nicht markieren‘ und ,Die Worte‘ nicht sprechen. Wir ,Teilen nur den Schatten‘. Das heißt, wir geben ihnen unsere natürlichen Schatten und…“
    „Meinen Schatten?“, fragte Milla. Ihre Stimme war so kalt wie das Eis, von dem sie kam. Ihre Hand lag auf dem Griff ihres Merwin-Schwertes. „Wir haben eine Menge geteilt, Tal von den Erwählten. Doch glaube nicht, dass du mich dazu gebracht hast, dich zu mögen. Ich werde meinen Schatten nicht aufgeben. Ich würde lieber sterben.“
    Tal zitterte leicht, als er sich ein paar zornige Worte verkniff. Er konnte einfach nicht glauben, dass Milla derart dickköpfig war. Alles hing von dieser Sache ab. Ihrer beider Leben. Das Schicksal seiner Familie.
    Abgesehen davon ehrte er sie auch noch, indem er ihr die Gelegenheit bot, einen Geistschatten zu bekommen. Sie würde fast eine Erwählte werden!
    Er wandte sich wieder an die Sturmhirten, doch Odris stellte bereits die nächste Bedingung. „Wir müssen beide vom Hügel befreit werden. Ihr müsst uns beide als Geistschatten nehmen.“
    Milla schüttelte den Kopf.
    Tal starrte sie an. Ihre Blicke trafen sich und weder das Eiscarl-Mädchen noch Tal blinzelten auch nur einmal. Es war ein Kampf der Willensstärke. Tal war sich sicher, dass dies die einzige Chance war, nicht sich selbst oder Milla opfern zu müssen: die Sturmhirten dazu zu bringen, ihnen freiwillig als Geistschatten zu folgen.
    Sie starrten einander noch immer an, als plötzlich der Boden unter ihren Füßen bebte. Er fiel dabei beinahe um eine Spanne ab. Tal und Milla stürzten wieder. Milla, die rücklings fiel, schlug sich den Kopf an einem Stein an.
    „Hrigga erwacht!“, brüllte Adras. „Wir nehmen euer Angebot an!“
    Er griff nach vorn und legte seine Hand um Tals Schatten, als wollte er

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