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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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als wäre er fest, wie schwarze Erde, aus der der Rote Turm wuchs. Wenn man nicht wusste, was es war, würde man niemals darauf kommen, dass darunter eine ganze Welt lag.
    Im selben Moment schoss eine Hand aus dem Schleier. Finger tasteten verzweifelt nach einem Halt an der Stange.
    Noch ein körperloser Arm kam hervor, dann schoss Crows Kopf heraus.
    Seine Augen waren weit geöffnet. Tal hatte vergessen, ihn vor der Sonne zu warnen.
    Crow schrie auf und warf einen Arm über sein Gesicht. Seine andere Hand verlor den Halt. Seine Finger griffen nach der Stange, als er nach hinten fiel.
    Tal packte zu und hielt ihn am Armgelenk fest. Crow griff seinerseits mit überraschender, von Panik genährter Kraft zu.
    Es war zu spät. Crow hatte bereits die Balance verloren und stürzte zurück. Tal, jetzt selbst voller Panik, ließ los, doch Crow hielt sich noch immer an seinem Arm fest.
    Dann verlor Tal den Halt.
    Zusammen fielen sie in den Schleier. Tal streckte die andere Hand aus und schrie nach Adras.
    Sie waren nur für den Bruchteil einer Sekunde in der Dunkelheit. Tal spürte, wie Adras ihn mit der gewohnten Grobheit unter den Armen packte. Dann wurde er zurück ins Licht gehoben. Crow hing noch immer an ihm und riss ihm beinahe den Arm aus dem Gelenk, bis Adras hinunter griff und ihn ebenfalls hochzog.
    Beide umarmten die Bronzestange, als wäre sie ein lange vermisster Freund. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor sie beide etwas sagen konnten.
    „Du hättest mich warnen müssen!“, zischte Crow. Seine Augen waren noch immer zusammengekniffen. „Es ist so hell!“
    „Es ist Sonnenuntergang“, murmelte Tal zur Verteidigung. „Nicht besonders hell. Außerdem habe ich dir gesagt, dass es hier oben Sonne gibt.“
    Crow murmelte ärgerlich etwas, doch Tal verstand es nicht. Er behielt den Freivölkler-Jungen müde im Auge. Milla war unter ähnlichen Umständen wenigstens berechenbar gewesen, dachte er. Was ins Crows Kopf vor sich ging, davon hatte er keine Idee.
    „Also“, sagte Crow schließlich. „Wir sind quitt, Okay?“
    „Quitt? Worin?“, fragte Tal verdutzt.
    Crow sah ihn verächtlich an. „Erspar mir diese dämliche Vorstellung. Wie bist du dahinter gekommen? Ebbitt?“
    „Ich weiß nicht wovon du redest“, sagte Tal.
    „Natürlich“, sagte Crow. „Was auch immer du sagst. Wir sollten uns von jetzt an gegenseitig helfen, in Ordnung?“
    „Ich dachte, das tun wir schon die ganze Zeit. Das will ich zumindest tun.“
    Crow grunzte. Er schirmte seine Augen ab und sah nach oben, wobei er vorsichtig die andere Hand an der Stange ließ.
    „Dunkelheit!“, fluchte er. „Was ist das?“
    Tal sah schnell nach oben und stöhnte. Da oben auf dem Balkon lauerte mit Sicherheit der Hüter.
    Tal wusste noch immer nicht, was für eine Kreatur dieser Geistschatten in Aenir war. Der Hüter hatte einen großen, grotesk anmutenden Kopf mit vielen Augen und einem sehr breiten Maul voller winziger, nadeldünner Zähne. Sein Körper war schlangenhaft, lang und kurvig und schlängelte sich hinter dem grauenhaften Kopf.
    Er war größer als Adras.
    „Sucht nicht die Schätze der Sonne“, sagte der Geistschatten, als er wie auf Kommando über den Balkonrand glitt. Seine Stimme war schrill und grauenhaft anzuhören. „Ich bin der Hüter und niemand wird hier vorbeikommen. Nur jene, die die Worte kennen.“
    Tal starrte nach oben und wartete darauf, dass er vollkommen von der Angst übermannt wurde, die er bei seiner letzten Begegnung mit dem Hüter gespürt hatte. Doch zu seiner eigenen Überraschung war er recht ruhig. Seine Hand kam bereits hoch und sein Sonnenstein leuchtete rot, als er sich auf den Roten Strahl der Zerstörung vorbereitete.
    „Adras, halte dich bereit“, befahl Tal. Seine ruhige Stimme überraschte ihn noch einmal. „Crow, wenn du irgendetwas gegen dieses Ding unternehmen kannst, dann tu es!“
    „Wenn ich nahe genug herankomme“, sagte Crow. Er holte etwas aus der Gürteltasche, doch Tal konzentrierte sich zu sehr auf den Hüter, um zu erkennen, was es war.
    Der Hüter ließ sich auf die Stange über ihnen fallen. Er wickelte sich herum, als er seinen Kopf für den nächsten Sprung senkte – direkt auf Tal zu.
    Tal konzentrierte sich weiter auf seinen Sonnenstein. Er fütterte ihn mit Zorn und Wut und das Rot wurde tiefer und stärker, wirbelte in den Tiefen des Steines umher.
    Als der Hüter sein breites Maul öffnete und zum Sprung ansetzte, warf Tal seine Hand nach vorn und sandte die

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