Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
und des Hellen Viziers!
Tal wich zurück und wurde von Adras aufgefangen, als die violetten Blitze den Abstand zwischen Kathild und Uthern überbrückten und auch ihre Diener trafen. Ein gewaltiger Lichtblitz erhellte die Dunkelheit und ein Knall lauter als Adras’ Donnerschläge blies sämtliche Blätter vom Baldachin.
Tal und Adras wurden zu Boden geschleudert. Durch seine zu Schlitzen verengten Augenlider sah Tal, wie Kathild und Uthern noch einmal von violetten Blitzen getroffen wurden. Die blendenden Blitze tanzten über ihre Körper und trafen mit ohrenbetäubenden Donnerschlägen jeden Teil davon. Die Sonnensteine auf den Kleidern der Erwählten absorbierten einen Teil der Blitze und einen Moment lang versuchten beide noch, sich zu wehren und zu entkommen. Doch irgendwann explodierte der letzte Sonnenstein zu Staub, die Imperatorin Kathild und ihr Heller Vizier bewegten sich nicht mehr.
Die violette Krone über Tals Kopf schwebte zu ihnen hinüber und die Lichtbänder nahmen eine annähernd menschliche Form an. Sie schwebte über den toten Erwählten, hob triumphierend die Arme und verschwand in einem Regen aus violetten Funken.
„Warst du das?“, fragte Adras. „Die Blitze haben mir sehr gefallen.“
„Nein“, sagte Tal erschöpft. „Das, glaube ich, war der Todesschwur des Imperators Mercur. Ich habe ihn nur überbracht.“
Er stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Er ging nicht zu den Leichen. Es war nicht viel von ihnen übrig und der Boden um sie rauchte noch immer.
„Was hattest du denn gerade?“, fragte Tal.
„Hmmm?“, fragte Adras. Er sah sich die Brandstellen an einem Pfosten an. „Oh, ich habe ein Schiff gesehen.“
Er zeigte darauf und Tal sah hin. Tatsächlich. Ein großes Schiff kam auf die Insel zu. Es war von Sonnensteinen hell erleuchtet und voll mit Wächtern der Imperialen Garde und anderen Erwählten. Eine bekannte, rundliche Gestalt stand am Bug.
„Sushin“, grollte Tal. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich ihm zu stellen oder ihn besiegen zu wollen. Nicht jetzt, da die Imperatorin und der Helle Vizier tot zu seinen Füßen lagen.
„Ich hoffe, du hast nicht zu viel Wasser getrunken“, sagte Tal zu Adras. „Du musst fliegen.“
„Warum?“
„Weil wir eben fliegen müssen!“, rief Tal.
„Kein Grund zu schreien“, schniefte Adras. „Wohin gehen wir?“
Tal schüttelte den Kopf. Er war plötzlich wieder furchtbar müde.
„Ich habe keine Ahnung. Weg von hier, bevor das Schiff landet.“
„Dafür ist es zu spät“, sagte Adras. „Es ist schon gelandet.“
„Das kann nicht sein“, gab Tal zurück. Er sah nicht einmal hin. „Es war noch hunderte von Spannen entfernt.“
„Nein“, sagte Adras geduldig. „Das andere Schiff, das ich vorhin noch nicht gesehen hatte.“
Tal sah wieder hin. Ein weiteres Boot voller Wachen legte gerade am Westufer an. Die ersten Erwählten sprangen bereits von Bord. Sie sahen ihn und schrien wütend auf.
Tals Müdigkeit war auf einmal wie weggeblasen. Er drehte sich um, lief los und zupfte Adras an der Hand.
„Los!“, rief er und hob beide Arme hoch. „Im Laufen abheben!“
„Mir ist schlecht“, sagte Adras. Doch er hob ab, packte Tals Arme und trug ihn in den Himmel. In den sehr tief hängenden Teil des Himmels. Tal wurde über den Boden geschleift und nur dadurch vor einem tödlichen Schnitt bewahrt, dass sich zwei Blütenkreaturen nach hinten lehnten, um ihn vorbeizulassen.
„Höher!“, brüllte Tal. Einen Moment standen seine Füße auf den Schultern einer der goldenen Statuen. Er sprang ab und sie gewannen ein wenig Höhe. Aber nur kurz, denn im nächsten Augenblick sanken sie wieder und Tal berührte erneut den Boden.
Sie waren beinahe auf der anderen Seite der Insel über dem See, als Adras endlich richtig in die Luft stieg. Er flog auf den Kraterrand zu, wobei er immer an die Erwählten und ihre Sonnensteine dachte, die hinter ihnen auf die Insel kamen.
Tal seufzte erleichtert auf und verfiel sofort in Panik, als ihm etwas Furchtbares einfiel.
Er hatte den Roten Schlüsselstein fallen lassen, als sie rückwärts über den Hof geschleudert worden waren.
KAPITEL ZWANZIG
„Bring uns weit nach oben“, sagte Tal voller Bitterkeit. „Dann kannst du mich fallen lassen.“
„Wie hoch?“, fragte Adras.
„Hoch genug“, murmelte Tal. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein? Dabei hatte er die ganze Zeit so sehr Acht gegeben, den Roten Schlüsselstein nicht
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