Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt
Tal um. Sie streckten beide eine Hand aus, die Imperatorin die linke und ihr Verwandter die rechte. Die beiden halbmenschlichen Diener reichten je einen Becher in die Hände und gossen etwas Schaumiges, Schwarzes hinein.
Die Erwählten tranken und warfen die Becher hinter sich, wo sie von den Dienern gekonnt aufgefangen wurden.
Tal wartete ab. Er kniete noch immer. Irgendwann schenkte er ihnen noch einmal Licht.
Er wollte eigentlich gemäß seines Standes einen orangefarbenen Strahl senden, doch aus irgendeinem Grund wurde er violett.
Das erregte die Aufmerksamkeit der Imperatorin.
„Oh! Er ist es!“, jammerte sie. „Er ist es!“
KAPITEL ACHTZEHN
„Nein, Ildi, er ist es nicht“, sagte der andere Erwählte. „Sei doch nicht dumm. Wer bist du, Junge? Du kommst mir bekannt vor. Der Sohn von Gronnius?“
„Ich bin Tal Graile-Rerem“, erklärte Tal. „Ich habe wichtige Nachrichten für Ihre Imperiale Hoheit.“
„Nie von dir gehört“, sagte der Mann. „Weshalb kommst du mit wichtigen Nachrichten her? Teile sie Sushin mit. Wir sind beschäftigt. Wir müssen eine Beastmaker-Serie zu Ende spielen. Der Beste in hundert Spielen.“
„Ja, verschwinde“, befahl die Imperatorin. Zumindest war sich Tal ziemlich sicher, dass sie es war. Er hatte sie bislang nur aus der Entfernung bei wichtigen Ereignissen gesehen, wenn sie ihre Staatsrobe trug. Und er dachte, dass Ebbitt gesagt hatte, sie würde Kathild heißen, doch der Mann hatte sie gerade Ildi genannt.
„Ähm… Ihr seid doch Ihre Imperiale Hoheit?“, fragte er zögerlich.
„Natürlich bin ich das… das heißt, sind wir das“, gab die alte Frau zurück. „Weshalb hört dieser Zweifel… dieser Betrug… dieser grassierende Unglaube nicht auf?“
„Ich zweifle nicht, Euer Hoheit“, versicherte Tal ihr hastig. „Es ist nur… ich war Euch noch nie so nahe und Eure… hm… Ausstrahlung blendet mich.“
„Nun, das stimmt allerdings“, bestätigte die Imperatorin. „Du bist ein gut erzogener Junge. Aber ich kann mich nicht erinnern, die Namen deiner Eltern einmal unter unseren Violetten gehört zu haben. Sind sie vielleicht gerade aufgestiegen? Wir sind bedauerlicherweise so beschäftigt, dass wir manchmal nicht alles verfolgen können.“
Tal warf einen kurzen Blick auf den Sonnenstein an seinem Finger und das violette Pulsieren. Die Imperatorin nahm offensichtlich an, dass er vom Violetten Orden stammte und das Kind eines Schattenlords und einer Schattenlady war. Zeit, das Thema zu wechseln.
„Hoheit, ich bringe sehr wichtige Neuigkeiten“, sagte er noch einmal. „Die Schatten von Aenir haben ein Komplott gegen die Erwählten geschmiedet. Einige der Schlüsselsteine wurden geöffnet und der Schleier ist bedroht. Unsere ganze Welt ist in Gefahr.“
Die Imperatorin lächelte und hob den Zeigefinger.
„Aber, aber. Wenn du uns ein Lichtpuppen-Drama vorführen möchtest, musst du dich erst an den Hellen Vizier wenden.“
„Und ich kann dir gleich sagen“, sagte der Mann, „dass deine Geschichte dumm klingt und schon einmal aufgeführt wurde. Aber wie auch immer, wir spielen lieber Beastmaker, als uns inkompetentes, unbeholfenes Gefummel mit Lichtpuppen anzusehen.“
„Ihr seid der Helle Vizier?“, fragte Tal. Er hatte plötzlich das Gefühl, als läge ein Mühlstein auf seiner Brust. Sie waren beide unglaublich alt und sie schienen ihm überhaupt nicht zuzuhören!
„Uthern Lalis-Offin, Heller Vizier von… ihr“, gab der Mann zurück. Er deutete ein Winken an und ein kaum sichtbarer violetter Lichtstrahl kam aus seinem Sonnenstein.
Er beugte sich vor und fiel dabei beinahe aus seinem Stuhl. Die beiden fellbedeckten Diener fingen ihn gerade noch rechtzeitig auf.
„Im Vertrauen, mein Junge“, flüsterte er. „Ich bin der ältere Bruder. Ich hätte Imperator werden sollen, nachdem wir Mercur rausgeworfen haben. Aber sie konnte besser mit den Violetten und den Indigos.“
Tal rümpfte die Nase, als Uthern sich zurücklehnte. Der Helle Vizier war nicht nur alt, er war auch betrunken. Und es sah ganz so aus, als wäre das auch bei der Imperatorin der Fall.
„Ich lüge nicht“, sagte Tal mit Nachdruck. „Ich sage die Wahrheit. Sushin hat sich mit den Aenirern verbündet und sie öffnen die Schlüsselsteine!“
Bei der Erwähnung von Sushin sahen sich die Imperatorin und der Helle Vizier an, als wären sie gerade von einem Lektor erwischt worden.
„Geht uns nichts an“, verkündete die Imperatorin. „Nur
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