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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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zu verlieren. Die Eiscarl-Crone hatte es richtig prophezeit, als sie gesagt hatte: „Sonnensteine fallen von dir in die Hände von anderen.“
    „Äh, Tal, warum soll ich dich fallen lassen?“, fragte Adras.
    „Sollst du nicht“, gab Tal knapp zurück. „Ich bin nur wütend auf mich. Ich habe es nicht ernst gemeint. Ist das da oben eine Wolke? Lass uns da eine Weile hingehen.“
    „In Ordnung.“ Ein langer Wolkenstreifen schwebte über dem Krater. „Weshalb bist du wütend auf dich?“
    Tal schluckte eine wütende Antwort hinunter. Es gab keinen Grund, Adras anzuschreien.
    „Ich habe den Roten Schlüsselstein fallen lassen“, sagte er matt. „Ich habe Lokar praktisch umgebracht, so wie alle anderen.“
    „Den Roten Schlüsselstein?“, fragte Adras. „Ist das der rote Sonnenstein?“
    Tal holte langsam und tief Atem. „Ja, es ist der rote Sonnenstein.“
    „Oh, den habe ich aufgehoben“, sagte Adras. „Ich dachte, du wolltest ihn sicher noch haben.“
    „Du hast ihn aufgehoben?“, wiederholte Tal. Er sah zu dem Sturmhirten hoch, der ihn angrinste. „Wo ist er?“
    „Ich habe ihn in meine Tasche gesteckt.“
    „In deine Tasche? Du hast keine Tasche… äh… oder doch?“
    „Wenn ich eine Tasche haben will, dann habe ich eine Tasche“, gab Tal stolz zurück. „Schau!“
    Er ließ einen von Tals Armen los und der Erwählte Junge baumelte wild unter ihm umher. Doch Tal verfiel nicht in Panik. Er hielt sich lediglich ein wenig stärker fest.
    Adras griff nach seiner Bauchgegend und holte mit zwei Wolkenfingern einen kleinen, rot leuchtenden Sonnenstein hervor. Er wollte ihn Tal geben.
    „Nein, behalte ihn erst Mal“, sagte Tal schnell. „Du hast dir das Recht erworben, ihn zu verwahren.“
    Er fügte nicht hinzu, dass das Letzte, was er wollte, war, einen unersetzlichen Sonnenstein in tausend Spannen Höhe aus zwei übergroßen Wolkenfingern zu nehmen und ihn in sein Hemd zu binden, während er unter einem Sturmhirten baumelte.
    Als sie auf die Wolke trafen, sagte Tal zu Adras, er solle ein wenig darunter bleiben, damit er beobachten konnte, was dort unten vor sich ging. Es herrschte große Betriebsamkeit – nicht nur auf der Insel der Imperatorin, sondern in der gesamten Enklave der Erwählten. Überall blitzten Sonnensteine hell auf – in Häusern, auf den Laufstegen und Brücken. Aus dieser sicheren Entfernung war es ein recht bunter Anblick.
    Während es ihm logisch erschien, dass der Tod der Imperatorin Aufruhr verursachte, so hatte er keine Ahnung, warum alle wild umher liefen. Sogar aus dem Tunnel, der durch die Kraterwand führte, strömten Erwählte.
    Tal und Adras blieben eine Weile bei der Wolke. Die Sonne war aufgegangen und der Rest der nächtlichen Dunkelheit verschwand aus dem Krater dort unten, als Tal endlich herausgefunden hatte, was vor sich ging.
    „Sie gehen zurück“, sagte er ungläubig. „Die Erwählten gehen zurück zum Schloss. Aber es sind noch Monate bis zur Dunklen Rückkehr!“
    Nicht einmal der Tod der Imperatorin konnte eine sofortige Rückkehr zum Schloss rechtfertigen. Das war noch nie passiert. Vom Tag des Aufstieges bis zum Tag der Dunklen Rückkehr blieben alle Erwählten in Aenir. So einfach war das. Doch es gab keinen Zweifel über das, was dort unten geschah. Die verschiedenen Orden sammelten sich in ihren Bereichen. Tal sah die unterschiedlichen Farben in ihren Sonnensteinen, als sie sich auf den Hauptbrücken versammelten. Sein Orangefarbener Orden stand auf der Westbrücke, jedes einzelne Mitglied.
    Tal schaute nach unten. Er wünschte, er hätte ein Teleskop gehabt. Bei den Orangefarbenen gab es ein paar Bahren für die Kranken und Schwachen. Seine Mutter lag auf einer davon. Es musste so sein. Er wollte nicht daran denken, dass sie in der Zwischenzeit gestorben sein könnte.
    Plötzlich verschwanden ein paar Erwählte am Rand der orangefarbenen Gruppe und hinterließen ein prismenhaftes Nachleuchten. Tal blinzelte. Das war noch ungewöhnlicher als die Tatsache, dass die Erwählten zurückkehrten. Es gab offensichtlich eine festgelegte Reihenfolge für die Rückkehr zum Schloss. Die Roten von den niedrigen zu den hohen gingen zuerst und dann in der entsprechenden Rangfolge die anderen Farben.
    Eine Gruppe von Blauen Erwählten leuchtete plötzlich auf und verschwand ebenfalls. Dann ein paar Indigos und einige Gelbe.
    „Lass uns etwas tiefer gehen“, sagte Tal zu Adras. „Das muss ich sehen.“
    Sie sanken tiefer, aber niemand schaute zu

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