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Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt

Titel: Der siebte Turm 05 - Die Schlacht beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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seine Verzweiflung und seine Angst auf den Stein.
    Violettes Licht begann hell und flackernd in dem Sonnenstein zu blitzen. Es schoss heraus, um Tal herum und bildete eine Barriere aus violetten Strahlen. Tal versuchte, es davon abzuhalten, die beiden Erwählten zu treffen, doch das Licht ließ sich nicht dirigieren. Es stieg höher und höher, bis ein Sturm aus violetten Blitzen über Tals Kopf tobte.
    Die Imperatorin und der Helle Vizier starrten die Lichterscheinung mit bleichen Gesichtern an. Dann fielen sie aus ihren Stühlen und warfen sich Tal zu Füßen. Sie schluchzten und klammerten sich an seinen Knöcheln fest.
    „Verschont uns! Verschont uns, Mercur, Ramellan oder wer auch immer Ihr seid!“

 
KAPITEL NEUNZEHN
     
     
     
    Tal starrte zu den beiden Erwählten hinunter und dann zu dem knisternden Blitzgewitter über seinem Kopf. Es hatte eine Form angenommen, die er sehr gut kannte. Die Gezackte Lichtkrone, die am Tag des Aufstiegs und der Dunklen Rückkehr von der Imperatorin getragen wurde.
    Weshalb schwebte diese seltsame Lichtnachbildung der Krone über seinem Kopf?
    „Es tut mir so Leid, Hoheit“, schluchzte Uthern. „Sie hat mich dazu gebracht.“
    Die Imperatorin zischte und kratzte Uthern. Eine Sekunde später rollten sie über den Boden und schlugen schwach aufeinander ein – eher wie Kinder oder junge Tiere denn wie Erwachsene.
    Tal beugte sich hinunter und trennte sie. Sie waren so dünn und leicht, dass er jeden von ihnen mit einer Hand heben konnte. Er setzte sie zurück in ihre Stühle. Die Diener kamen hastig herbei, um ihre Kleider und Haare wieder zu richten.
    „Warum nennt Ihr mich Hoheit?“, fragte Tal. Der Zorn war jetzt von ihm gewichen, aber die violette Krone war noch immer da. Jetzt spürte er Kälte und Härte in sich, aber keine Wut mehr.
    Und keine Gnade.
    „Ihr tragt den Violetten Schlüsselstein“, flüsterten Bruder und Schwester gleichzeitig. „Seid Ihr Ramellan, der zurückgekehrt ist, um uns zu bestrafen?“
    Tal sah den Stein an seinem Finger an, der jetzt in seinem vollen violetten Glanz erstrahlte. Das Skelett im Heiztunnel fiel ihm wieder ein. Es musste der verstorbene Imperator Mercur gewesen sein, der es nicht geschafft hatte, seinen Verrätern zu entkommen.
    Und er erinnerte sich an Ebbitt, wie er den Sonnenstein geteilt hatte. Was er jetzt an seinem Finger trug, war nur der halbe Violette Schlüsselstein. Die andere Hälfte hing nun wahrscheinlich an der Spitze des Mastes auf einem Schiff der Far-Raider. Oder war mit Milla auf dem Eis verloren gegangen, dachte Tal mit einem Stich im Herzen.
    Doch auch der halbe Violette Schlüsselstein reichte vielleicht, um Lokar und seinen Vater zu befreien. Er mochte reichen, um die Schlüsselsteine wieder zu verschließen und den Schleier zu retten. Er mochte reichen, um die Erwählten gegen Sushin und Sharrakor zusammenzutrommeln.
    Wenn Tal doch nur den Mut und die Kraft hätte, den Schlüsselstein richtig einzusetzen. Jetzt hatte er wirklich niemanden mehr, an den er sich wenden konnte. Alles hing jetzt von ihm ab. Er musste die richtigen Entscheidungen treffen. Sofort.
    Tal fühlte sich wie in der Zeit vor seinem Entschluss, auf den Roten Turm zu klettern. Wie in einem Leben, das Urzeiten zurückzuliegen schien. Dieser einfache Entschluss hatte alles verändert. Jetzt stand er wieder an einer Schwelle. Dies war der kurze Moment vor einer Tat, die nicht ungeschehen gemacht werden konnte.
    Er spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte, so als würde eine Sprungfeder bis zur Grenze angespannt. Was würde geschehen, wenn sie losgelassen wurde?
    Tal starrte die beiden kauernden Erwählten an. Was sollte er mit ihnen machen? Was war der nächste Schritt? Ihm wurde bewusst, dass er sie nicht töten konnte. Er mochte vielleicht kein Erwählter mehr sein, doch er war auch kein Eiscarl.
    Tal wurde durch einen Schrei von Adras davon abgehalten, eine Entscheidung zu treffen. Der Sturmhirte war davongeschwebt, um Wasser aus einem nahen Zierteich zu trinken.
    Tal drehte sich um, um nachzusehen, was geschehen war. Im gleichen Moment sprangen Kathild und Uthern zu ihren Stühlen und griffen nach zwei Kristalldolchen an den Armlehnen.
    „Stirb!“, riefen sie.
    Tal drehte sich um, war aber zu langsam. Die Dolche sausten herab – und wurden von Lichtblitzen aus der Krone über seinem Kopf getroffen. Der Kristall explodierte zu Pulverstaub und dann schossen noch mehr Blitze heraus, auf die Herzen der Imperatorin

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