Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
Wirbeln und bremste schließlich so hart an seiner Seite ab, dass sie jeden anderen schwer verletzt hätte.
Das gigantische Insekt war tot. Oder hatte noch nie gelebt. Als sie näher herangingen, sah Tal, dass es sich eigentlich um eine Art Maschine handelte. Sie bestand aus einem Material, das dem goldenen Metall ähnelte, dieses hatte allerdings einen grünlichen Schimmer. Die großen Facettenaugen bestanden in Wirklichkeit aus hunderten von Sonnensteinen. Erloschenen Sonnensteinen.
Hoch oben auf dem Rücken des Insekts, hinter dem Kopf mit den furchtbaren Kieferzangen, war ein Sattel angebracht und die beiden Beine neben dem Sattel hatten glatte Borsten, die man wie die Sprossen einer Leiter benutzen konnte. Alle anderen Beine hatten an der gleichen Stelle rasiermesserartige Auswüchse.
„Eine Kriegsbestie“, sagte Milla voller Staunen. Dieses Ding würde ein furchtbarer Gegner sein. Es war flach genug, um überall hindurchzukommen, wo ein Mensch aufrecht stehen konnte, aber die Kiefer konnten einen Krieger entzwei hacken – die Beine hingegen konnten hunderte von Feinden in Stücke schneiden.
„Ein Wurmgeher“, sagte Ebbitt. „Faszinierend. Ich dachte immer, sie wären nur eine Erfindung.“
„Sie?“, fragte Crow. „Es gibt noch mehr davon?“
„Den Geschichten nach mindestens eine Hand voll“, sagte Ebbitt glückselig. Er holte ein Maßband aus einer seiner vielen Taschen hervor und legte es zwischen den Kiefern des Wurmgehers an.
„Nicht jetzt, Großonkel Ebbitt“, sagte Tal bestimmt und nahm den alten Mann am Ellbogen. „Wir haben es eilig, schon vergessen?“
Sie gingen schnell an dem Wurmgeher vorbei, wobei sie Acht gaben, sich von den scharfen Beinen fern zu halten. Die Insektenmaschine stand in einem halbrunden Korridor und als sie um die Biegung kamen, sahen sie dahinter noch eine dieser Kriegsmaschinen stehen. Doch dieser zweite Wurmgeher stand in einer anderen Position. Sein Kopf und Teile des Körpers waren aufgerichtet, so als würde er gerade einen Feind angreifen.
Die Maschine war ebenso leb- und bewegungslos wie die erste, aber alle außer Jarek verlangsamten ihr Tempo. Doch selbst er ging vorsichtig um den Kopf herum und hielt seine Kette bereit.
„Wie viele Sonnensteine braucht man wohl für eine dieser Maschinen?“, fragte Tal im Vorbeigehen. Vor ihnen war noch ein weiterer Wurmgeher, auch dieser in einer Angriffshaltung aufgerichtet.
Ebbitt sah etwas unter seiner Brustplatte an und antwortete geistesabwesend.
„Siebenhundert Steine mit mindestens Stärke achtzig und voller Funktionalität für jedes Auge. Sie wurden seit Ramellans Zeit und den Schattenkriegen nicht mehr eingesetzt.“
Sein Geistschatten musste ihn von den Beinen des Wurmgehers wegdrängen, während er sprach. Spätestens jetzt war klar, dass er von etwas ablas, das er unter der Robe an seiner Brust verbarg. Es war nicht nur eine eigenartige neue Angewohnheit, die er angenommen hatte, um Tal zu ärgern.
Tal konnte sich gut vorstellen, was Ebbitt dort versteckt hatte, obwohl er sich nicht darüber im Klaren war, wie der alte Mann es trug, denn es wog so viel wie er selbst.
Ebbitt bemerkte Tals Stirnrunzeln, sah wieder in seine Robe und hustete.
„Ich wollte es dir sagen“, sagte er. „Aber ich habe es immer wieder vergessen.“
„Ich dachte, er kann sein Gewicht nicht verändern“, beschwerte Tal sich. „Ich habe mir schon einmal den Arm an ihm ausgekugelt!“
„Er kann ein paar Änderungen an sich selbst vornehmen“, sagte Ebbitt. „Man muss ihn nur richtig fragen. Glücklicherweise konnte ich ein paar der Formulierungen recherchieren, mit denen man ihn zum Gehorsam bringen kann. Leider nicht alle und er ist ein wenig störrisch, wenn es um… wenn es um…“
„Milla!“, rief Tal, denn Ebbitt und er waren etwas zurückgefallen. „Ebbitt hat den Kodex!“
Milla drehte sich um, während Jarek an ihr vorüber ging. Als der Wilde auf den dritten Wurmgeher zulief, sah Milla ein plötzliches Aufblitzen in den Augen der Maschine – ein Aufblitzen, dass sich so schnell wie Feuer auf einer Ölpfütze ausbreitete.
KAPITEL ZWANZIG
„Pass auf!“, schrie Tal, doch der Wurmgeher schlug zu, kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte. Die Kieferzangen schnappten nach Jarek und packten den Wilden an der Hüfte. Er ließ seine Kette fallen, griff mit seinen mächtigen Armen nach den Kiefern der Bestie und versuchte, sie auseinander zu drücken. Die Hand eines anderen hätte es
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