Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
versuchte, nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn die Lichtmagie auf halber Strecke versagte. Odris und Adras mochten vielleicht schnell genug sein, um ihn und Milla zu retten, aber die anderen würden in den Tod stürzen. Sie waren bereits hundert… nein, hundertfünfzig Spannen hoch in der Luft. Noch hundert weitere Spannen lagen vor ihnen und ein harter Boden unter ihnen.
Doch die Magie versagte nicht. Der Thron stieg durch die kreisrunde Öffnung in der Kuppel und gelangte in einen weiteren, viel kleineren Raum. Dieser Raum war vollkommen leer und in der Decke gab es weniger Sonnensteine. Eine breite Treppe aus einem blassgrünen, auf Hochglanz polierten Stein schwang sich in einer Ecke nach oben.
„Willkommen im Siebten Turm“, sagte Tal, als sie vom Thron stiegen und auf die Treppe zugingen.
Seine Stimme klang seltsam und irgendwie düster, sogar in seinen eigenen Ohren. Er wünschte, er hätte geschwiegen.
KAPITEL NEUNZEHN
Als Tal den Kreis aus Sonnensteinen verlassen hatte, begann der Thron wieder hinunter in den Audienzsaal zu sinken. Ebbitt musste jetzt abspringen. Dabei half ihm sein Geistschatten, der ihn wie ein Kätzchen am Kragen hielt.
Von Sushin oder einer Falle war nichts zu sehen. Dennoch gab Milla Jarek ein Zeichen, er möge auf der grünen Steintreppe vorangehen. Er war nicht nur zäh genug, um eventueller Lichtmagie zu widerstehen, sondern auch ein erfahrener Jäger, der jeden Hinterhalt aufspüren würde.
Die Treppe führte auf eine weitere Ebenen und in einen Raum, der wiederum leer war. Doch die Treppe hörte hier auf und es gab vier Türen, durch die sie weitergehen konnten. Tal erkannte, dass alle Türen aus goldenem Metall bestanden und die Steinwände mit einem engmaschigen goldenen Netz überzogen waren. Hier konnten keine Geistschatten durch die Wände und Türen gelangen.
„Hol’s die Dunkelheit!“, fluchte Tal. Sie konnten sich keine Verzögerung leisten, indem sie einen falschen Weg einschlugen. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Welche Tür sollen wir nehmen?“
„Wir folgen einfach Sushin“, sagte Ebbitt. „Erste Lektion in Spurensuche, mein Junge.“
Tal sah den Stein unter seinen Füßen an und stampfte entnervt auf. Wie erwartet, hinterließ nicht einmal dieses Stampfen Spuren auf dem Boden. Es würde also keine Spuren geben, denen man folgen konnte.
Zumindest dachte er das, bis er Jarek an einer der Türen sah. Der Wilde leckte einen Finger ab und strich damit über den Spalt zwischen Tür und Wand, bevor er das Ergebnis begutachtete. Dann beschnüffelte er den Bereich um den Türgriff, der aus violettem Kristall und goldenen Metall bestand. Das wiederholte er an allen vier Türen, lief zwischen ihnen hin und her und zeigte schließlich auf die Tür an der Ostseite des Raumes.
„Was?“, fragte Tal. „Wie kann er das wissen?“
„Staub“, gab Milla zurück. „Oder kein Staub. Außerdem hinterlässt eine Hand auf Metall Schweiß. Los.“
„Aber das kann er doch nicht gerochen haben“, sagte Tal. „Oder doch?“
Milla gab keine Antwort. Sie lief auf die Tür zu und stellte sich mit bereit gehaltener Kralle seitlich daneben, Adras neben sich.
Jarek fasste den Türgriff an. Er bewegte sich nicht. Auch nicht, als der riesige Eiscarl seine ganze Kraft einsetzte.
„Der Schlüsselstein!“, stieß Ebbitt hervor. „Benutze deinen Kopf, Tal. Wir können hier nicht herumstehen und darauf warten, dass du von selbst drauf kommst!“
Tal lief rot an und hob den Schlüsselstein. Er richtete einen Lichtstrahl auf den Türgriff. Der Strahl wurde zurückgeworfen und plötzlich drehte sich der Griff in Jareks Hand und die Tür ging auf.
Der Wilde sprang hindurch und zog im Laufen seine Kette. Milla folgte ihm mit ausgefahrener Kralle. Hinter ihr kamen die Geistschatten, Tal und Crow. Ebbitt und Malen folgten als Letzte.
Alle erwarteten eine Falle oder einen Feind, zurückgelassen von Sushin. Doch sie hatten nicht damit gerechnet, ein gigantisches Insekt zu sehen, eine furchtbare Kreatur mit einem dünnen Körper von mindestens fünfzig Spannen Länge mit hunderten vielgliedriger Beine, zwei riesigen Facettenaugen und gezackten Kieferzangen länger als Jarek.
In allen Sonnensteinen flammte Licht auf, die Kralle verlängerte sich zu einer Peitsche aus Licht und Jarek ließ seine Kette über dem Kopf kreisen.
Dann hielten alle inne. Das Licht verblasste. Milla ließ ihre Hand sinken, Jareks Kette verlangsamte ihr Furcht erregendes
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